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Westfälisches Volksblatt , 18.08.2005 :

Zum Essen weniger als der Hund / 214 Schüler besuchen zum Projekt-Abschluss Gedenkstätte Buchenwald

Kreis Paderborn (WV). Fremdenhass, Gewalt und Menschenfeindlichkeit - tagtäglich wird darüber berichtet. Um gerade auch junge Menschen für diese Themen zu sensibilisieren und zu informieren, bietet das Jugendamt des Kreises Paderborn in jedem Jahr Maßnahmen an, um Jugendliche mit diesen Problemen vertraut zu machen.

Sowohl finanziell, als auch inhaltlich und organisatorisch stellt der Kreis Paderborn dieses Angebot für Klassen der Jahrgangsstufe 9 zur Verfügung.

In diesem Jahr befassten sich 214 Schülerinnen und Schüler vom Gymnasium Delbrück, den Realschulen Lichtenau und Bad Wünnenberg-Fürstenberg sowie der Mühlenkampschule Büren intensiv mit den Themen Nationalsozialismus und Rechtsradikalismus. Höhepunkt dieses Projektes war abschließend der Besuch der Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar.

Um die Jugendlichen auf diese Gedenkstättenfahrt vorzubereiten, wurden neben den Unterrichtseinheiten auch Vorbereitungsbausteine angeboten. Die Mitarbeiterinnen des Kreisjugendamtes Ina Jäger und Katharina Eltze sowie die Kooperationspartner von der "Gesellschaft für Jüdisch-Christliches Zusammenleben, Paderborn e.V." und der "Dokumentation Kult und Terrorstätte der SS" aus dem Kreismuseum der Wewelsburg gaben ihr Bestes, um den Jugendlichen Eindrücke aus der Vergangenheit begreifbar zu machen. So hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich auf jüdische Spurensuche in Paderborn zu begeben.

Initiative des Kreises

Durch die Besichtigung der Dokumentation in der Wewelsburg und des ehemaligen KZ-Geländes Niedernhagen, wurden die Maßnahmen der Diskriminierung im Nationalsozialismus hinterfragt. Festgestellt wurde, dass ein Rechtsradikaler nicht zwingend der Klischeefigur "Glatze, Bomberjacke, Springerstiefel" entspricht, sondern sich diese rechten Tendenzen auch in alltäglichen Meinungen und Äußerungen wiederspiegeln.

Mit den Eindrücken aus den Vorbereitungsbausteinen und Unterrichtseinheiten besuchten die Jugendlichen die Gedenkstätte Buchenwald, welche einmal eines der größten nationalsozialistischen Konzentrationslager in Deutschland darstellte.

Was in der Vergangenheit wirklich in Buchenwald geschah, das konnten die Mädchen und Jungen den Ausführungen der Referenten direkt vor Ort entnehmen.

Bewegt und tief erschüttert erfuhren sie vom abartigen Strafsystem und den medizinischen Versuchen, denen sich die Häftlinge unterziehen mussten.

Die KZ-Regeln, über die ein Überlebender in einem Film sagt: "Wenn sie uns gesagt hätten, was wir dürfen, wäre dies schneller gegangen, als wenn sie uns gesagt hätten, was wir nicht dürfen", wurden von den Jugendlichen kommentarlos aufgenommen.

Den "normalen" Tagesablauf, den die Häftlinge ertragen mussten, kommentierten sie mit einem Kopfschütteln. Sie erfuhren beispielsweise, dass für einen Häftling ein geringeres Budget für Verpflegung zur Verfügung stand als für einen Bluthund der Hundestaffel.

Der Besuch in der Gedenkstätte Buchenwald wurde jedoch nicht nur intensiv vorbereitet, sondern in den Schulen auch nachbereitet.


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