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Bünder Tageblatt / Neue Westfälische , 30.12.2003 :

Weggehen – Ankommen / "Stein"-Schülerin Esther Becker recherchierte über Geschichte der Bünder Juden

Bünde. Von alleine wäre die 17-jährige Esther Becker nicht auf die Idee gekommen, an einem Geschichtswettbewerb teilzunehmen. Doch vor gut einem Jahr sprach ihr Geschichtslehrer Norbert Sahrhage sie an, ob sie nicht Lust habe, eine Arbeit zu dem Thema "Weggehen - Ankommen. Migration in der Geschichte" zu schreiben.

Zunächst stand Esther dem ganzen jedoch noch etwas reserviert gegenüber, da sie zur gleichen Zeit auch eine mehrseitige Facharbeit für die Schule schreiben musste. Doch nachdem sie ein passendes Thema für den Wettbewerb gefunden hatte und sich in dieses ein wenig eingearbeitet hatte, beschloss sie, eine Arbeit über die Schicksale der Bünder Juden Werner-Lother Spanier, Alfred Spiegel und Heinz Horwitz während des Zweiten Weltkrieges zu schreiben.

Unterstützung und erste Materialien bekam sie von ihrem Geschichtslehrer, der zuvor schon selbst Bücher zu dem Thema verfasst hatte. Durch ihn baute die Schülerin auch Kontakte zu den Betroffenen, die nun in den USA wohnen, auf. Sie verschickte Briefe mit Fragebögen, um möglichst viel über deren Geschichte zu erfahren.

"Alle drei Familien, die Spaniers, die Spiegels und auch die Horwitz' waren wirklich sehr kooperativ und stets bereit auf meine Fragen zu antworten," freut sich die Bünderin. Sie bekam viele Dokumente, zum Teil sogar Originale, zugeschickt, aus denen sie wichtige Informationen herausholte. Dieses war nicht immer ganz so einfach, da vieles handschriftlich oder auch in fremden Sprachen geschrieben war. Doch Esthers Interesse Neues zu erfahren wuchs immer mehr: "Die grausamen Schicksale, die die drei in ihren jungen Jahren erlebt haben, sind wirklich schrecklich und machen einen nachdenklich." Nach knapp einem halben Jahr war die Schülerin schließlich fertig mit ihrer fünfzehnseitigen Arbeit und schickte sie an den "Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten" der Körber-Stiftung. Einen der Preise gewann die 17-Jährige allerdings nicht.

Doch Norbert Sahrhage hatte schließlich die Idee, Esthers Arbeit zu kürzen und sie dem "Minden Ravensberger 2004" zur Verfügung zu stellen. Die Redaktion des Heimatbuches nahm den Bericht auch gerne an. Sogar im Vorwort des Regierungspräsidenten Andreas Wiebe wird besonders auf Esthers Text hingewiesen.

"Als ich das gesehen hatte und merkte, dass dieses Buch tatsächlich käuflich in den Buchhandlungen zu erwerben ist, war ich doch ein wenig stolz," schmunzelt die Schülerin abschließend.


lok-red.buende@neue-westfaelische.de

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