Bielefelder Tageblatt ,
10.08.2005 :
(Bielefeld) Geschenkte Erinnerungen / "Eine Reise in die Vergangenheit": Die Lebensgeschichte des Hans-Werner Huth als Buch
Von Heidi Hagen-Pekdemir
Bielefeld. Eine Jugend in Pommern, die Schreckensjahre des Krieges und der Neubeginn im Westen - Hans-Werner Huth will seine Lebensgeschichte der Nachwelt überliefern. Der fast 80-Jährige fand mit Christa-Maria Amelung eine Biografin, die seine "Reise in die Vergangenheit" aufgeschrieben hat.
Hans-Werner Huth kam als Sohn eines Försters am 1. November 1925 in Landsberg/Warthe zur Welt. Aufgewachsen ist er in Filehne, einer Stadt "eingebettet zwischen Auen und Wäldern am Nordufer der Netze", wie es in dem 138 Seiten starken Bändchen heißt. Der Fluss verlief damals als Grenze zwischen Deutschland und Polen.
Huth ist ein geselliger Mensch. Gern erzählt er aus der Vergangenheit, mischt seine Erzählungen mit Anekdoten auf. "Papa, du solltest deine Erinnerungen mal zusammenfassen", schlug seine jüngste, 1967 geborene Tochter Frauke häufig vor. "Es blieb zunächst bei dieser Idee", berichtet der Rentner.
Bis seine Lebensgefährtin Eva-Maria Widera die Biografie der Ravensberger Schwester Ilse in die Hände bekam - notiert von Christa-Maria Amelung. Huth nahm zu der Literaturwissenschaftlerin aus Steinhagen Kontakt auf. Das war vor anderthalb Jahren.
Es folgten zahlreiche, meist stundenlange, intensive Gespräche der beiden am runden Esstisch in Huths Wohnung an der Kavalleriestraße. Im Hintergrund das Aufzeichungsgerät. "Es hat mich häufig aufgewühlt und richtig angestrengt, die Erinnerungen wieder lebendig werden zu lassen. An manchen Abenden konnte ich schlecht einschlafen", erzählt der Mann.
Hilfreich waren ihm Tagebucheintragungen, die er bis zum 25. Lebensjahr notiert hatte - aus seiner Militärzeit und den ersten Berufsjahren. Die Inspektorenlaufbahn war sein Ziel.
Um den Arbeitsdienst abzukürzen, meldete er sich freiwillig zum Militär. Das Ende des Krieges hat der junge Soldat im Krieg erlebt. "Ein großes Glück für mich", erinnert er sich. Nach dem Krieg war es für ihn als NSDAP-Mitglied unmöglich, in seinen Beruf zurückzukehren. Seine Familie hatte es als Flüchtlinge nach Lage verschlagen. Hans-Werner Huth folgte ihnen und fand in Lippe einen Ausbildungsplatz in der Möbelindustrie. 1951 kam er zu Oetker nach Bielefeld und blieb dort bis 1984.
Eine weitere Biographie folgt: Die Geschichte der lebensgefährtin
Huths Lebensgeschichte fasziniert nicht nur in Buchform. Der fast 80-jährige frühere Kanusportler sitzt aufrecht am Tisch und unterhält seine Zuhörer mit spannenden Geschichten und musikalischen Einlagen am Klavier und an der Ziehharmonika. Jahrelang hat der Freizeitmusiker mit der Tenorstimme im Oetkerchor mitgesungen.
Seine Biografie in Buchform widmet er seinen zwei Töchtern und seinem - bisher ersten - Enkel. "Hätte ich keine Kinder, dann wäre ich nie auf diese Idee mit dem Buch gekommen", sagt er.
Für seine Biografin Christa-Maria Amelung ist es mittlerweile das sechste Projekt dieser Art. "Zwischen den Beteiligten muss sich ein Vertrauensverhältnis entwickeln", beschreibt die Autorin die Arbeit. Erschienen ist die Huth'sche Geschichte in dem auf Biografien spezialisierten Verlag Memoria Vitae (Münster). Wie hoch der finanzielle Aufwand dafür ist, wird vage angedeutet Der Stückpreis der insgesamt 60 Exemplare in seinem Besitz liege bei "etwa 80 Euro", rechnet Huth vor - die Honorare seiner Autorin eingeschlossen.
Was er bedauert: "Manche Passagen hätte man noch ausführlicher beschreiben können. Das ist mir erst beim Lesen aufgefallen." Denkt er womöglich über einen Folgeband nach? "Warum nicht?" Doch zuerst wird seine Lebensgefährtin Eva-Maria Widera ihre Lebensgeschichte vorlegen. Ebenfalls unter der Assistenz von Christa-Maria Amelung.
lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de
|