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Höxtersche Kreiszeitung , 28.07.2005 :

Endlich wieder schmerzfrei laufen / Kostenlose Operation für Sohn polnischer Zwangsarbeiter im Brakeler St.-Vincenz-Hospital

Von Helga Krooss

Brakel. "Ich fühle mich hier gut aufgehoben und bin sehr zufrieden mit der Behandlung und der Pflege." Bronislaw Bordlak aus Polen lächelt. Das Wichtigste sei aber, dass er jetzt viel besser laufen könne als vorher, betonte der 66-Jährige. Im Rahmen des Projektes "Aktive Solidarität" wurde Bronislaw Bordlak vor gut einer Woche in der Orthopädischen Klinik des St.-Vincenz-Hospitals Brakel am rechten Knie operiert – kostenlos.

Die Implantation der Knie-Totalendoprothese verlief komplikationslos, und schon am Freitag darf Bordlak wieder in seine polnische Heimat zurück.

Vor eineinhalb Jahren sah es für den polnischen Patienten gar nicht so gut aus. Der starke Verschleiß des rechten Kniegelenkes habe ihm nicht nur das Laufen erschwert, sondern auch große Schmerzen verursacht, erzählt Bordlak. Bronislaw Bordlak und seine Frau Janina, die ihren Mann nach Brakel begleitete und während des zweiwöchigen Klinikaufenthaltes bei ihm im Krankenzimmer untergebracht war, sind glücklich darüber, dass alles so schnell und so gut verlaufen ist. Denn für die gleiche Operation hätte der 66-Jährige in Polen eine Wartezeit von vier Jahren in Kauf nehmen müssen.

Die schnelle und unkomplizierte Hilfe machte die Aktion "Aktive Solidarität" möglich, an der sich das St.-Vincenz-Hospital Brakel schon zum wiederholten Male beteiligt. Die Aktion, eine Projektkoordination mit der Stiftung "Polnisch-Deutsche Aussöhnung", beinhaltet die Versorgung von früheren Nazi-Opfern, wie etwa Zwangsarbeitern, die aufgrund der sozialen Verhältnisse nicht mehr in der Lage sind, ihre Behandlungskosten selbst zu tragen. Auch die Familie von Bronislaw Bordlak war während des Zweiten Weltkrieges über einen längeren Zeitraum inhaftiert gewesen.

"Das mittlerweile relativ große Projekt wird jedoch nicht mehr als Wiedergutmachung verstanden, sondern vielmehr als karitative Hilfe für die ärmere Bevölkerungsschicht unserer Nachbarländer", erklärte Dr. Mariusz Wojciechowski, leitender Arzt der Unfallchirurgie und Mitarbeiter des orthopädischen Chefarztes Dr. Rolf Haaker.

An diesem Projekt, dessen Ansprechpartner Professor Neumann, Orthopädische Universitätsklinik in Magdeburg ist, sind nur die größten orthopädischen Kliniken der Bundesrepublik beteiligt.

Über 180 Patienten in der Datenbank erfasst

Denn diese Kliniken sind von ihrer technischen Möglichkeit her in der Lage, ein Prozent ihrer implantierten Hüft- und Knieendoprothesen entgeltlos durchzuführen.

So übernahmen im Fall des polnischen Patienten Bronislaw Bordlak die Ärzte des Brakeler Krankenhauses sowie der Träger die Kosten für die operative Versorgung. Die Industrie lieferte die Implantate und der Brakeler Lions-Club finanzierte den stationären Aufenthalt. Die Reisekosten musste der Patient selbst tragen.

In der Datenbank der Aktion Solidarität sind mittlerweile über 180 Patienten erfasst, viele davon sind schon operiert worden.


lok-red.hoexter@neue-westfaelische.de

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