Paderborner Kreiszeitung ,
27.07.2005 :
Verpflichtung / Dokumentation über Zwangsarbeit in Paderborn erschienen
Paderborn (NW). Die Stadt hat jetzt eine Dokumentation über Zwangsarbeit in Paderborn in den Jahren 1939 bis 1945 herausgegeben. Das 156 Seiten starke Buch ist ab sofort in Paderborner Buchhandlungen für zehn Euro zu erwerben.
Vor fünf Jahren hatte der Rat beschlossen, in Kooperation mit der Universität den Themenkomplex "Zwangsarbeit in Paderborn" im Rahmen eines wissenschaftlichen Forschungsprojektes aufzuarbeiten. Projektleiterin Christa Mertens: "Neben der rein wissenschaftlichen Dokumentation war als vordringlichste Aufgabe die Suche nach überlebenden ehemaligen Zwangsarbeitern formuliert worden. Ziel sollte es einerseits sein, mittels der persönlichen Erinnerungsberichte von Überlebenden einen Ausgleich zur defizitären Quellenüberlieferung zu schaffen, wie sie sich in Paderborn angesichts der weitreichenden Kriegszerstörung darstellte." Andererseits sollte, so der Ratsbeschluss, die Möglichkeit einer individuellen Entschädigung der ehemaligen Zwangsarbeiter durch die Stadt geprüft werden, mit der sich diese ihrer historischen Verantwortung stellte.
Die Ermittlung von Adressen überlebender Zwangsarbeiter, vor allem in den osteuropäischen Staaten, war sehr kompliziert. Da die Stadt und damit auch das Stadtarchiv während des Krieges fast völlig zerstört worden waren, gab es kaum noch Dokumente. Christa Mertens: "Der einzige Weg, mehr zu erfahren, war die Befragung der Überlebenden selbst. Nur sie wissen, was es bedeutet haben muss, Zwangsarbeit zu leisten."
So war eine Paderborner Delegation mit Bürgermeister Heinz Paus an der Spitze im Mai 2003 in Donezk in der Ukraine, wo Gespräche mit 37 ehemaligen "Ostarbeitern" stattfanden. Im Oktober 2003 gab es ein Treffen mit 20 ehemaligen polnischen Zwangsarbeitern.
Bürgermeister Heinz Paus erklärte: "Wir habe eine moralische Verpflichtung für das den Zwangsarbeitern angetane Leid und Unrecht. Dazu hat sich der Paderborner Rat ganz klar bekannt."
Im vergangenen Jahr kamen auf Einladung der Stadt zehn polnische ehemalige Zwangsarbeiter nach Paderborn, wo sie u.a. vor Schülerinnen und Schülern des Reismann Gymnasiums und des Gymnasiums Schloß Neuhaus über ihre damaligen Erlebnisse berichteten.
Ein weiterer Besuch ehemaliger ukrainischer bzw. russischer Zwangsarbeiter ist geplant. All dies zeigt die Dokumentation "Zwangsarbeit in Paderborn 1939 bis 1945" mit zahlreichen Dokumenten und Fotos.
lok-red.paderborn@neue-westfaelische.de
|