www.hiergeblieben.de

Neue Westfälische , 27.07.2005 :

(Vlotho/Bielefeld) Holocaust-Leugner erneut verurteilt / Landgericht weist Berufung von Kaping zurück

Vlotho/Bielefeld (joh). "Unstrukturiert und unsachlich" seien die stundenlangen Ausführungen des Angeklagten gewesen. Er habe keineswegs eigene Gedanken geäußert, sondern sich zum Sprachrohr Dritter machen lassen, was auf eine narzißtische Persönlichkeit schließen lasse.

Diese vernichtende Kritik des Vorsitzenden Wolfgang Vincke galt dem Rentner Klaus Kaping (64) aus Hamburg. Nach zweitägiger Hauptverhandlung hatte die VI. Strafkammer des Bielefelder Landgerichts Kapings Berufung gegen das erstinstanzliche Urteil des Amtsgerichts Bad Oeynhausen vom 11. Januar dieses Jahres – 3.600 Euro (120 Tagessätze) Geldstrafe wegen Volksverhetzung – zurückgewiesen.

Der Angeklagte hatte für die November-Ausgabe 2003 der vom Vlothoer "Collegium Humanum" herausgegebenen Zeitschrift "Stimme des Gewissens" einen Beitrag verfasst. Es handelte sich um einen Kommentar zur Rede des Rechtsextremisten und Ex-Anwalts Horst Mahler, die dieser anlässlich der Gründung des "Vereins zur Rehabilitierung der Holocaust-Verfolgten" gehalten hatte.

Gegründet wurde der Verein von der "Collegium-Humanum"-Vorsitzenden Ursula Haverbeck-Wetzel (76) und ihrem Mitstreiter Ernst-Otto Cohrs (83). Kaping hatte in seinem Pamphlet unter anderem die Ermordung von vier Millionen Juden im Konzentrationslager Auschwitz als "talmudische Lüge" bezeichnet, die den "Seelenmord am deutschen Volk" ermöglicht habe. Die Staatsanwaltschaft hatte die Ausgabe des Heftes seinerzeit beschlagnahmt und 3.000 Exemplare sichergestellt.

Das Berufungsverfahren gegen Kaping wurde für die Prozessbeteiligten zur erwarteten Geduldsprobe. In endlosen Monologen verbreitete Kaping vor einem Forum, das zum Zuhören verdammt war, seine Nazi Propaganda. "Pseudowissenschaftlich" nannte der Vorsitzende diese Geschichtsklitterung. Als Schlusswort verlas der Angeklagte ein 29-seitiges Manuskript – eine Wiederholung seiner Ausführungen zu Beginn der Verhandlung.

Im Zuhörerraum verfolgten Ursula Haverbeck-Wetzel – ihre Berufungsverhandlung in dieser Sache steht noch aus – und Horst Mahler sowie drei Gesinnungsgenossen des Angeklagten den Prozess.


redaktion@neue-westfaelische.de

zurück