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Lippe aktuell , 23.07.2005 :

(Augustdorf) Sicherheitspolitischer Vortrag: "Für eine bessere Zukunft der Menschen"

Augustdorf (bo). Durch seinen Beruf ist er in Europa viel herum gekommen. Seine Arbeitsplätze waren entweder in Deutschland oder in Frankreich, doch ursprünglich kommt Brigadegeneral Walter Spindler aus Detmold. Aktuell ist er Kommandeur der Deutsch-Französischen Brigade in Müllheim bei Freiburg. In Augustdorf hielt er jetzt einen Vortrag über eben diese Brigade, die "Speerspitze der europäischen Verteidigung im Einsatz in Afghanistan«, wie er selbst sagt.

Rund 250 Interessierte waren der Einladung von Oberst a.D. Dierk Lenuweit, Sektionsleiter Lippe-Detmold der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik, gefolgt und lauschten beeindruckt den Ausführungen des 51-jährigen Bundeswehrsoldaten. Die Deutsch-Französische Brigade sei "ein einzigartiger Verband", stationiert in der "deutschen Toskana". Das Besondere sind die gemischten Verbände, in der deutsche wie französische Soldaten gleichermaßen Dienst leisten. Obwohl sich die rund 5.000 Soldaten zur Hälfte auf Deutschland und Frankreich verteilen würden, hätte die Bundeswehr noch einiges zu lernen, denn im Nachbarland sind etwa elf Prozent der Soldaten weiblich, in Deutschland hingegen nur sechs Prozent.

"Wie funktionieren die unterschiedlichen Sprachen eigentlich im täglichen Dienst", fragte Spindler in die Runde und gab selbst die Antwort: "Jeder spricht seine Mutter Sprache. Es ist eine Herausforderung." Das gilt jedoch nicht für die Offiziere. Hier erwartet der Kommandeur die Beherrschung der jeweils anderen Sprache. Spindler: "Entscheidend ist der Austausch. Der Abbau von Berührungsängsten. Es darf kein gegenseitiges Verstecken geben, sondern wir müssen aufeinander zugehen." Die Aufstellung eines Verbandes, der von zwei Ländern mitgetragen wird, bringt eine besondere Verantwortung mit sich.

In der Vergangenheit waren in jedem Jahr Angehörige der Brigade im Auslandseinsatz darunter im Libanon, im Tschad oder an der Elfenbeinküste. Dazu kommt Afghanistan. Auch über dieses Land referierte Spindler und vermittelte den Zuhörern einen authentischen Eindruck vom Land, den Menschen und den Aufgaben der multinationalen Schutztruppe: Um dies zu verdeutlichen betonte er, dass immer noch mehr als 13 Prozent der afghanischen Bevölkerung keinen Zugang zu Trinkwasser oder sanitären Anlagen hätte. Er berichtete von den Vorbereitungen zur ersten freienWahl in dem Land, sprach über Sicherheitsrisiken und machte auch kein Geheimnis daraus, dass auch für die dortigen Soldaten der Friedenstruppe großer Gefahren ausgesetzt sind. Es habe Raketenangriffe gegeben, teilweise von primitiven Steinrampen abgefeuert, dazu Selbstmordattentate.

Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der Bundeswehrsoldaten ist die Beseitigung und Vernichtung von Munition. Spindler: "Wir sind dort, um eine bessere Zukunft für die Menschen aufzubauen."


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