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Neue Westfälische , 22.07.2005 :

(Bielefeld) Gefangen in Auschwitz

Auf einer Sonderseite (Lokal spezial - Senioren schreiben) veröffentlichte die NW Kriegserinnerungen von Senioren. Hierzu erreichte uns ein Brief von Lieselotte Hülshoff.

Ich habe diese Berichte aufmerksam gelesen, und da fiel mir die Geschichte ein, die mir mein Mann erzählt hat. Im April 1945 wurde er in Oberschlesien verwundet. Kopfschuss und Oberarmstreifschuss. Er kam in ein Lazarett, aber nicht lange, dann musste er evakuiert werden. Die Russen rückten näher. Also, alle Patienten in einen Zug: Richtung West durch die Tschechei. Aber die Amis rückten näher, die Bahnstrecke war gesprengt, also alles zurück gen Osten. Und wieder wurde der Zug angehalten, die SS-Männer herausgeholt. Weiter ging es zurück nach Polen, und sie kamen dort in ein Gefangenenlager nach Auschwitz. Dies war nun ein Kriegsgefangenenlager genauso wie Buchenwald.

Im August war großer Appell. Antreten bei brütender Hitze. Und die Ärztin schickte ihn auf die Heimreise! So war er im September wieder in Brackwede. Als er jedoch hier erzählte, dass er in Auschwitz war, wurde er erst mal aufgeklärt, was sich dort ereignet hatte. War es seine Verwundung, oder dass man nicht darüber gesprochen hat? Er war durch Russland gelaufen vom Schwarzen Meer bis Auschwitz. Er kam zu Hause an und wusste von nichts. Aber dass er in Auschwitz war als Kriegsgefangener, das hatte er sogar schriftlich. Man hatte die Papiere einfach weiter benutzt. "Häftlingsschreibstube KZ Auschwitz, Block 9".

Lieselotte Hülshoff
Bielefeld


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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