Lippische Landes-Zeitung ,
16.09.1992 :
Demonstration für den "Erhalt des Asylrechts" / Auch Protest gegen Asyl-Sammellager
Detmold. Zu einer Demonstration unter dem Motto: "Flüchtlinge schützen - Asylrecht erhalten" rufen zahlreiche Organisationen am Wochenende in Detmold auf. Unter anderem sind daran der DGB, der Arbeitskreis "Bürger für den Frieden/Atomwaffenfreie Zone Detmold", die Grünen und der Antifaschistische Arbeitskreis beteiligt. Die Auftaktkundgebung beginnt um 11.30 Uhr auf dem Bruchberg in der Innenstadt.
"Rostock war eine Eskalation der Fremdenfeindlichkeit, eine Metastase des Nationalismus, wie er sich derzeit in brutalster Weise auf dem Balkan austobt", erklärte Diether Kuhlmann von der Flüchtlingshilfe in Detmold zu den Hintergründen der Demo. Kuhlmann weiter: "Dabei sind alle Ausschreitungen der vergangenen Wochen die gräßliche Begleitmusik zur Bereitschaft des SPD-Vorstandes, das Grundrecht auf Asyl zu kippen."
Wer zudem - wie der Detmolder Sozialausschuss - beschließe, keine Flüchtlinge mehr aufzunehmen, dürfe sich über den Vorwurf der doppelten Moral nicht wundern. Kuhlmann: "Die Verurteilung rassistischer Übergriffe in Rostock und anderswo geht vielen politischen Verantwortlichen in Detmold zur Zeit leicht über die Lippen. Politische Glaubwürdigkeit können diese Aussagen aber erst dann erlangen, wenn mit Flüchtlingen vor der eigenen Tür in menschenwürdiger Weise umgegangen wird."
Als ein wichtiges Ziel der Demonstration benennt die Flüchtlingshilfe auch den öffentlichen Protest gegen die vom Land geplanten Sammellager in Lemgo und eventuell auch Detmold: Die "Kasernierung von Flüchtlingen" sei eine Ausgrenzung, die "Reaktionen" aus der Bevölkerung geradezu provoziere. Kuhlmann wörtlich: "Flüchtlinge sind keine Gefährdung, sondern gefährdet, nicht nur in ihrer Heimat, auch bei uns." Deshalb müsse in aller Deutlichkeit festgestellt werden: "Wer nach Rostock noch Sammellager fordert, ist ein potentieller Brandstifter", so die Flüchtlingshilfe abschließend.
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