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Die Glocke , 20.07.2005 :

Serie "Sendenhorst vor 50 Jahren" - Teil 18 / 1955 war jeder Fünfte in Sendenhorst ein Flüchtling

Sendenhorst (gl). Die Vertreibungen aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße-Linie waren 1945 ebenso zahlreich, wie der Flüchtlingsstrom unübersehbar war. Sonderregelungen wurden geschaffen. Der wirtschaftlichen Lage versuchte man durch Soforthilfe und Lastenausgleich Rechnung zu tragen. Man gewährte Darlehen, Kredite, Steuervergünstigungen und vermittelte Wohn- und Arbeitsplätze sowie Siedlerstellen. 13,1 Millionen Menschen sind aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten in die Bundesrepublik gekommen.

Doch zuvor war ihre erste Aufnahme im Flüchlingslager Friedland, ein Dorf südlich von Göttingen. In Schleswig-Holstein und Niedersachsen fanden die meisten Vertriebenen und Flüchtlinge eine neue Bleibe. Für Nordrhein-Westfalen und andere Länder sorgte eine gleichmäßige Verteilung. Vor 50 Jahren lebten 4.051 Einwohner in Sendenhorst-Stadt. Darunter befanden sich 858 Vertriebene und Sowjetzonen-Flüchtlinge. Dies entspricht einem Prozentanteil von 21,18.

Eine erneute Unterteilung weist 805 Vertriebene und 53 Sowjetflüchtlinge aus. Schätzungsweise 300 Familien und allein Stehende sind unter den 858 neuen Heimatlosen. Von ihnen schlossen sich 40 Prozent neuen Organisationen an. "Bund vertriebener Deutscher" nannte sich eine Organisation, die hier gegründet worden ist. In Landsmannschaften zum anderen schlossen sich die Heimatvertriebenen in Deutschland aufgrund ihrer Herkunft aus den Heimatländern zusammen. Gemeinsam bildeten sie 1952 den Verband der Landsmannschaften.

Auch in Sendenhorst gab es solche Gründungen. Eine größere Gruppe Sudetendeutscher (5,47 Prozent) machte den Anfang. Auf die Herkunft bezogen, teilten sich die Vertriebenen und Flüchtlinge auf 455 Schlesier (53 Prozent) und . Ihnen folgte der Landesteil 127 Ostpreußen (14,8 Prozent) auf. Im Wartheland und Westpreußen waren 67 Personen beheimatet. Aus Mitteldeutschland kamen 52 Menschen nach Sendenhorst. Auf das Sudetenland entfielen 47, auf Ostpommern 44 Personen. Aus Wolhynien (Ukraine) kamen 17 Personen, aus Ostbrandenburg 16, Danzig-Stadt elf und Memelland drei Personen. Unter "Sonstige" war die Zahl 19 vermerkt.

Nur wenige Flüchtlinge und Vertriebene waren in selbstständigen Berufen tätig. Ein Fabrikbetrieb mit mindestens 20 Beschäftigten war entstanden. Zwei Ärzte waren hier human-medizinisch tätig. Drei oder neun handwerkliche Gewerbebetriebe versorgten die Bevölkerung. Aus der großen Zahl vertriebener Bauern gelang einem der Aufbau eines landwirtschaftlichen Betriebes. Daneben entstanden zwölf Nebenerwerbssiedlungen an der Telgter Straße.


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