Neue Westfälische ,
19.07.2005 :
(Bielefeld) Abschiebung in die Fremde / Zu "Innenminister planen Abschiebung von Flüchtlingen", Nr. 145/2005
Menschen, die als Angehörige ethnischer Minderheiten aus Gebieten des Ex-Jugoslawien schon vor dem Bürgerkrieg im Kosovo flüchten mussten, sollen nun zwangsweise nach oft mehr als 15 Jahren immer wieder erneuerter "Duldungen" abgeschoben werden. In ihre Heimat? Nein, in die Fremde.
Den Älteren ist ihre Heimat durch die politischen Veränderungen fremd geworden, für die meisten der Betroffenen ist Deutschland ihre Heimat, weil sie hier aufgewachsen sind oder geboren wurden.
Dass die Landesinnenminister ihrer menschenverachtenden Abschiebepraxis das Argument hinzufügen, ein Bleiberecht zementiere die ethnische Vertreibung, ist der Gipfel des Zynismus: Alle Menschen würden gern in ihrer Heimat zu Hause sein, auch die vor den Gewalttaten der Mehrheitsbevölkerung Geflüchteten wieder in ihrer Heimat leben, wenn die Lebensbedingungen das zuließen. ( ... )
Warum gibt man diesen Menschen nicht endlich eine sichere Lebensperspektive in unserem Land, bis sie vielleicht in der Zukunft freiwillig dort leben wollen, wo Eltern oder Großeltern vor der Flucht zu Hause waren? Trauen die Innenminister dem europäischen Einigungsprozess so wenig zu, dass sie mit großem bürokratischem Aufwand Menschen aus Deutschland vertreiben, die seit Jahren integriert sind, Deutsch sprechen, zur Schule gehen, hier ausgebildet wurden, eine Arbeit gefunden haben (sofern man es ihnen erlaubt zu arbeiten)?
Eberhard Hahn
Sozialpfarrer
Bielefeld
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