Die Glocke ,
18.07.2005 :
(Freckenhorst) LVHS / Als Botschafter der Versöhnung
Kreis Warendorf/Freckenhorst (gl). Hermann Flothkötter hat als Leiter der Landvolkshochschule Freckenhorst schon viele Tausend Gäste in seinem Haus begrüßen dürfen. Das erlittene Leid derer aber, die am vergangenen Wochenende in der Stiftsstadt anreisten, ist für alle Beteiligten unvorstellbar: Zwei Wochen lang beherbergt die LVHS 25 polnische Überlebende aus verschiedenen Konzentrationslagern des Nazi-Regimes.
"Wir sind uns im Geiste der Versöhnung einig, dass Polen und Deutsche Freunde sein können", machten die Gäste gestern vormittag im Rahmen eines Frühschoppens im Garten der Freckenhorster Landvolkshochschule deutlich. Pfarrer Helmut Hortmann hatte kurz zuvor eine dreisprachige Messe in der hauseigenen Kapelle gehalten und den Fokus auf die sicherlich traumatischen Erlebnisse gerichtet. Einige der Besucher entstammen Familien, die sich beispielsweise geweigert haben, sich in die "Volkslisten" der Nazis einzutragen und sich zum "Deutschtum" zu bekennen.
Während viele Eltern der LVHS-Gäste in Auschwitz, Sachsenhausen, Oranienburg, Potulice und anderen Konzentrationslagern ermordet worden sind, habe deren Kinder das Unfassbare überleben können. 25 von ihnen sind auf Einladung von "Pax Christi" und dem Maximilian-Kolbe-Werk zu Gast in Freckenhorst, berichten von dem schrecklichen Leid und sind Botschafter der Versöhnung. Dechant Bernhard Lütkemöller, Kreiscaritasvorsitzender Franz-Josef Risse, Warendorfs stellvertretender Bürgermeister Johannes Brandhofe, Bundes- und Landespolitiker waren gestern gekommen, das Gespräch mit den polnischen Besuchern zu finden. 14 Tage lang wird man die Diskussionen in den unterschiedlichsten Foren fortführen. Zudem sind zahlreiche Besuche in Köln, Münster und anderswo vorgesehen.
Kai von Stockum
glocke-online@die-glocke.de
|