Lippische Landes-Zeitung ,
12.07.2005 :
(Augustdorf) Raketenangriffe von Steinrampen / General Walter Spindler berichtete aus Afghanistan
Augustdorf (rj). Er ist ein alter Lipper, aber sein Beruf führte ihn nach Frankreich und jüngst nach Afghanistan. Brigadegeneral Walter Spindler referierte jetzt in der Augustdorfer Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne über die Arbeit seines Verbandes, der Deutsch-Französischen Brigade.
"Speerspitze der Europäischen Verteidigung im Einsatz in Afghanistan", so hatte Spindler die Aufgabe der binationalen Truppe in seinem Vortragstitel überschrieben. 250 Gäste wollten sich darüber informieren lassen. Eine Zahl, die für Oberst a. D. Dierk Lenuweit, den Leiter der einladenden Sektion Lippe-Detmold der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik, das rege Interesse an dem Themenkomplex verdeutlichte: "Heute stehen oft soziale und wirtschaftliche Fragen im Vordergrund, weniger die Sicherheitspolitik." Doch auch die sei ein wichtiges Thema, so Lenuweit.
Spindler, 1954 in Detmold geboren, trat 1973 in die Bundeswehr als Panzergrenadier ein. Er absolvierte Lehrgänge für Generalstabsoffiziere in der Bundeswehr und an der "Ecole Supérieure des Guerre" in Paris. Seit dem 12. September 2003 führt er die Deutsch-Französische Brigade in Mühlheim.
Mit rund 1.000 Soldaten half Spindler, die ersten freien Präsidentschaftswahlen in Afghanistan im Herbst 2004 zu sichern. Dieser Auftrag bildete einen Schwerpunkt seines Referates.
Ein schwieriges Unterfangen in dem Land am Hindukusch. "Keine 13 Prozent der afghanischen Bevölkerung haben Zugang zu Trinkwasser und sanitären Anlagen", sagte Spindler. Die Hälfte der Männer und die meisten Frauen seien Analphabeten. Er berichtete von den umfangreichen Vorbereitungen, damit die Wahlen abgehalten werden konnten und von den Sicherheitsrisiken im Land. Raketenangriffe seien teilweise von primitiven Steinrampen ausgegangen, Selbstmordattentäter oder ferngezündete Bomben, auch direkten Beschuss habe es gegeben.
Eine der größten Herausforderungen für seine Männer seien die Vernichtung von Munition und das Einsammeln von Waffen gewesen. Der General machte deutlich, welche Bedeutung die Bundeswehr in der internationalen Zusammenarbeit hat, einer erfolgreichen Zusammenarbeit, die jedoch noch nicht beendet sei. Auf absehbare Zeit müsse die Armee im Land engagiert bleiben.
Spindler erklärte auch Strukturen seiner Einheit, die bereits in Bosnien, im Tschad, Libanon oder Elfenbeinküste sowie bei Katastrophenhilfen im Einsatz gewesen ist. Die jeweilige Muttersprache sei Umgangssprache in der Brigade, bei Einsätzen werde Englisch gesprochen. Von allen Offizieren ab den Kompaniechefs aufwärts verlange er, dass sie mindestens zwei Sprachen sprechen und schreiben können, sagte Spindler. Er beleuchtete die intensive Kooperation mit den Franzosen, in Mühlheim werde beispielsweise auch Kindern die Möglichkeit gegeben, zweisprachig aufzuwachsen.
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