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Neue Westfälische , 12.07.2005 :

(Bielefeld) Ausländer, die Deutsch lernen / Nachfrage nach Integrationskursen mächtig gestiegen

Von Hubertus Gärtner

Bielefeld. Das seit einem halben Jahr in Kraft befindliche neue Einwanderungsgesetz hat offenbar positive Effekte. Vor allem die im Gesetz verankerten Integrationskurse zur Verbesserung der deutschen Sprachkenntnisse werden nach offiziellen Angaben gut angenommen.

Die Integrationskurse stehen im Mittelpunkt des staatlichen Hilfsangebotes. Allerdings können auch bereits länger in Deutschland lebende Ausländer und Neuzuwanderer zur Teilnahme verpflichtet werden, wenn sie der deutschen Sprache nicht oder nur unzureichend mächtig sind und von Arbeitslosen- respektive Sozialhilfe leben.

Der Zwang hat in den vergangenen Monaten aber nicht im Vordergrund gestanden, sagte eine Sprecherin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg. Man sei "sehr erfreut und überrascht", dass sich von den bereits länger in Deutschland lebenden Ausländern schon 59.976 freiwillig für einen Sprachkurs angemeldet hätten. Dem gegenüber seien nur 5.762 Personen von den Ausländerbehörden zur Teilnahme verpflichtet worden.

Sollten diese Quoten auch in Zukunft erreicht werden, dann würden die Sprachdefizite von Ausländern sukzessive behoben, hofft die BAMF-Sprecherin. Nach ihren Angaben wird die Zahl der Ausländer, die in Deutschland bereits länger ohne deutsche Sprachkenntnisse leben, auf bis zu 330.000 Personen geschätzt. Das Einwanderungsgesetz sieht Sprachkurse auch für dier Neuzuwanderer vor. Ihre Anzahl war in diesem Jahr stark rückläufig. Etwa 21.400 neu zugewanderte Ausländer meldeten sich in den vergangenen Monaten zu einem Sprachkurs an, mehr als die Hälfte davon (13.855) wurde von den Behörden dazu verpflichtet. Im Gegensatz zu Ausländern können Aussiedler nicht zum Besuch der Sprachkurse verpflichtet werden. Sie unterliegen nicht dem Ausländergesetz. Dennoch haben nach BAMF-Angaben bereits 19.187 Aussiedlerinnen und Aussiedler freiwillig einen Integrationskurs belgt.

Manchmal hilft der Druck

Insgesamt kann das BAMF in diesem Jahr 194.000 Kursplätze vergeben. 207 Millionen Euro Fördermittel sind im Bundeshaushalt dafür vorgesehen. Anfang Juni war bereits wesentlich mehr als die Hälfte der Plätze belegt. Die Sprachkurse werden von 1.661 Trägern bundesweit in etwa 6.000 Städten und Gemeinden angeboten. Bei den Veranstaltern habe man auf "erprobte Bildungseinrichtungen zurückgegriffen" und eine "umfassende Qualitätskontrolle" durchgeführt, heißt es im BAMF, das insgesamt 24 Regionalstellen unterhält und für die Koordinierung, Steuerung und Überwachung zuständig ist.

Die Integrationskurse dauern jeweils ein halbes Jahr, sie umfassen 600 Stunden Sprachunterricht in zwei Aufbaustufen sowie einen 30-stündigenOrientierungskurs. Die Teilnehmer müssen pro Stunde einen Eigenanteil von einem Euro aufbringen. Befreit von der Zuzahlung sind Empfänger von Sozialhilfe und Arbeitslosengeld II sowie Aussiedler und "Härtefälle".

Im Bereich der BAMF-Regionalstelle Bielefeld, die für die Regierungsbezirke Detmold und Münster zuständig ist, haben in den ersten Monaten des Jahres nach BAMF-Angaben 186 Integrationskurse begonnen. 2.826 Ausländer, die sich bereits länger in Deutschland aufhalten, meldeten sich freiwillig zur Teilnahme an einem Kurs, weitere 242 wurden verpflichtet. Hinzu kommen 973 Neuzuwanderer, die ebenfalls an Integrationskursen teilnehmen. Von ihnen wurden 694 durch die Ausländerbehörde zum Kurs verpflichtet.


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