Neue Westfälische (online) ,
01.07.2005 :
(Paderborn) Zwölf Drogendealer verhaftet / Rauschgiftfahnder ermittelten über ein Jahr lang
Paderborn (nw). Zwölf Haftbefehle gegen mutmaßliche Drogendealer und 155 Verfahren gegen ihre Abnehmer - so lautet die die vorläufige Bilanz eines umfangreichen und zeitintensiven Verfahrens der Paderborner Drogenfahndung, das jetzt vorerst abgeschlossen wurde.
Seit über einem Jahr ermittelten die Rauschgiftfahnder, nachdem sie im Mai 2004 erste Erkenntnisse über einen organisierten Drogenhandel aus einer Paderborner Asylunterkunft heraus gewonnen hatten. Im großen Stil, so der Anfangsverdacht, handelten zunächst unbekannte Afrikaner mit Marihuana.
Vorwiegend Jugendliche Abnehmer kauften demnach zunächst geringe Mengen der Droge. Die Quelle soll sich in den einschlägigen Kreisen jedoch schnell herum gesprochen haben, so dass immer mehr mutmaßliche Abnehmer zu festen "Kunden" wurden.
Durch gezielte Ermittlungen, offen und verdeckt, gelang es der Polizei von Mitte bis Ende Juni 2004 zehn Afrikaner als mutmaßliche Drahtzieher des Drogenhandels zu ermitteln. Gegen fünf der Tatverdächtigen wurde Haftbefehl erlassen. 75 Ermittlungsverfahren richteten sich weiter gegen Konsumenten. Damit wähnte die Polzei den Cannabishandel in der Paderborner Südstadt zunächst gestoppt. Einige der Tatverdächtigen tauchten unter.
Wenig später mussten die Drogenfahnder feststellen, dass sich der Drogenhandel verlagert hatte. In Innenstadtgeschäften und sogenannten Callshops blühte der Handel erneut auf. Die Beamten des Paderborner Drogenkommissariats sahen sich mit "verteilten Strukturen" und neuen, unbekannten Hintermännern konfrontiert.
Observationen lieferten dann erste Hinweise auf neue Dealer. Hinweise aus der Bevölkerung halfen den Beamten, die Hautumschlagsplätze zu bestimmen. Gehandelt wurde wieder vorwiegend an Jugendliche.
Neue Erkenntnisse über deutsche "Großabnehmer", die etwa 200 Gramm pro Woche abnahmen, ermöglichten es der Polizei, die Organisation des Handels zu durchleuchten. Dabei gelang es auch, den Drahtzieher zu identifizieren: Nach Polizeiangaben handelt es sich um einen 39-jährigen Nigerianer. Als einziger der Tatverdächtigen hatte er eine Arbeitserlaubnis.
Im Zuge der weiteren Ermittlungen gerieten sechs weitere Hauptdealer in das Visier der Fahnder. Gegen alle sieben wurden Haftbefehle erlassen und bis auf einen - gegen den 39-Jährigen, der zwischenzeitlich untergetaucht war - im März 2005 vollstreckt.
Am Montagabend dieser Woche dann schnappte die Falle auch für den Hauptverdächtigen zu. Mit dieser jüngsten Festnahme sind nunmehr nach Polizeiangaben zwölf Haftbefehle in diesem Verfahren vollstreckt worden. 80 Verfahren gegen Abnehmer seien hinzugekommen.
Bei Hausdurchsuchungen hatten die Beamten 1.500 Gramm Haschisch und 1.000 Gramm Marihuana sicherstellen können. Rund 25 Kilogramm Cannabis sollen allein die beiden Hauptverdächtigen in den letzten zwölf Monaten umgesetzt haben.
Der 39-jährige Kopf der Bande verfügt nach Erkenntnissen der Polizei über zwei Häuser und Bankkonten in Nigeria, die offenbar von seiner dort lebenden Frau verwaltet werden.
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