www.hiergeblieben.de

Schaumburger Zeitung , 01.07.2005 :

(Bad Eilsen) Kurgäste raus: Göring lässt das Bad in nur 48 Stunden räumen / "Kurpark Serie" Teil 3 / Erst die Luftwaffe und Focke Wulf, dann englische Besatzungstruppen einquartiert / Ab 1951 wieder Badebetrieb

Von Werner Zimmermann

Bad Eilsen. Mitten in der Hochsaison 1941 begann für Bad Eilsen das dunkelste Kapitel seiner jetzt über 200-jährigen Geschichte: Urplötzlich, am 1. August, legte der Reichs-Luftfahrtminister das Bad still. Es wurde für die Konstruktionsabteilung der Luftwaffe und weitere Dienststellen des Ministeriums in Berlin beschlagnahmt. Innerhalb von 48 Stunden hatten alle Kurgäste Bad Eilsen zu verlassen. Das war der Beginn einer schließlich 14 lange Jahre dauernden militärischen Umnutzung des international renommierten Kurortes.

Noch im gleichen Schicksalsjahr 1941 zog auf Geheiß von oben die kriegswichtige Konstruktionsabteilung der Bremer Focke-Wulf-Flugzeugbau AG unter der Leitung des weltbekannten Flugzeugkonstrukteurs Professor Dr. Kurt Tank mit seinem gesamten riesigen Mitarbeiterstab in das ungefährdetere Bad Eilsen um. Für die Konstrukteure und Ingenieure mit ihren Angehörigen mussten nun auch Privat- und Pensionshäuser geräumt werden. Das Kriegsende 1945 brachte mit der englischen Besatzungsmacht eine nahtlose Fortsetzung der jetzt sogar noch massiveren Beschlagnahme und Zweckentfremdung.

Das Hauptquartier der britischen Royal Air Force für Europa zog in Bad Eilsen ein, Familien inklusive. Zwischen 70 und 80 Prozent allein des gesamten in Bad Eilsen vorhandenen Wohnraums, so eine gewiss zuverlässige Schätzung, gingen in die Hände der Engländer über.

Glück im Unglück hatte dabei Bad Eilsens langjähriger Bürgermeister Heinrich Hofmeister. Er musste zwar das eigene Wohnhaus und seine beiden Kurheime verlassen, hatte aber mit seiner Familie in seinem Gartenhäuschen gleich nebenan ein Ausweichquartier.

Das schon vier Jahre vorher umfunktionierte Kurmittelhaus blieb natürlich nach wie vor besetzt. Hier, im ersten Obergeschoss, wo kurende Kranke bis 1941 in Schwefelbädern Heilung gefunden hatten, nahm nun die RAF mit ihrer imponierenden Überwachungsanlage den gesamten norddeutschen Luftverkehr in ständiges Visier. Wände und die Wannen hatte man dafür einfach herausgerissen. In den Kurpark wurde außerdem ein großer Exerzierplatz einzementiert.

Vor allem das Bückeburger Fürstenhaus und Heinrich Hofmeister führten einen ebenso langen wie hartnäckigen Kampf, um eine Wiederaufnahme des Badebetriebs zu erwirken. Am 17. März 1951 gab es schließlich einen erster großen Erfolg zu feiern: Das Erdgeschoss des Kurmittelhauses wurde von der Besatzungsmacht zur Abgabe von Bädern an ambulante Patienten für Fürst Wolrad als Mieter freigegeben. Die von ihm sofort reaktivierte "Fürstliches Bad Eilsen Betriebsgesellschaft m.b.H." konnte die Schlammteiche und Quellen endlich wieder in Schuss bringen und pflegen.

Ein denkwürdiger Tag: Schon vier Monate später, am 7. Juli 1951, gab ein stolzer Bademeister den Start frei für das erste Wannenbad nach zehn Jahren Stillstand.

Noch vier weitere Jahre dauerte es bis zur endgültigen und vollständigen Freigabe des nun wieder fürstlichen Bades Eilsen im Februar 1955.

Die RAF wurde damals nach Mönchengladbach abgezogen. Dennoch war es ein steiniger, ja aufregender Weg, bevor Ende 1957 die Weichen endgültig für Eilsens Bade-Zukunft gestellt werden konnten.


sz@schaumburger-zeitung.de

zurück