|
Neue Westfälische ,
28.06.2005 :
Explosion tötet Oeynhausener / 37-jähriger Hauptfeldwebel kommt in Afghanistan ums Leben
Von Peter Steinert
Bad Oeynhausen. Lothar H. ahnte nichts Gutes, als am vergangenen Samstag ein silbermetallic-farbenes Fahrzeug mit Hannoveraner Kennzeichen vor dem Haus an der Walderseestraße hielt. Dem Dienstwagen der Bundeswehr entstiegen ein Hauptmann sowie ein Militärseelsorger.
Die beiden Besucher mussten dem 67-jährigen Hausbesitzer und seiner Frau Helene (68) mitteilen, dass wenige Stunden zuvor deren einziger Sohn Andreas bei einer Explosion in Afghanistan ums Leben gekommen war.
Der 37-jährige Bad Oeynhausener war 1986 zur Bundeswehr gegangen, wo er zunächst bei den Pionieren in Minden seine Ausbildung begann. Im Lauf der Jahre ließ sich der Berufssoldat zum Sprengmeister ausbilden, so dass für ihn die Anfrage zum Einsatz für die Internationale Schutztruppe in Afghanistan (ISAF) nicht überraschend kam. Vater Lothar H.: "Es war sein Wille."
Andreas H. hatte am 3. Januar 2005 Deutschland verlassen, um in Afghanistan als einer von gut 2.000 Bundeswehr-Soldaten seinen Dienst zu verrichten. Zu den Aufgaben des Hauptfeldwebels gehörte auch das Einsammeln und Vernichten von Waffen und Munition. So wie am vergangenen Samstag, als das tödliche Material etwa 120 Kilometer nordöstlich von Kundus auf einen Lastwagen geladen werden sollte.
Dabei kam es zu der Explosion, bei der ein Kamerad von Andreas sowie mindestens fünf afghanische Helfer getötet sowie drei weitere deutsche Soldaten und ein afghanischer Dolmetscher verletzt wurden. Am 17. April war der gebürtige Herforder zuletzt in Bad Oeynhausen bei seinen Eltern gewesen. Am selben Tag hatte er sein Patenkind in Löhne-Gohfeld besucht. Am selben Sonntagabend sahen die Eltern ihren Sohn zum letzten Mal.
Lothar H. konnte es gestern noch nicht fassen und fragte: "Warum gerade unser Sohn?" Seine Frau brach bei der Todes-Nachricht zusammen. Ihn selber ereilt innerhalb kurzer Zeit der zweite schwere Schicksalsschlag. Seit vergangenem Jahr weiß Lothar H., dass er schwer an Krebs erkrankt ist.
Die Leichname der am Samstag in Afghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten sollen am morgigen Mittwoch nach Deutschland überführt werden. Vermutlich landet die Luftwaffen-Maschine auf dem Flugplatz Köln-Wahn, wo die beiden Verstorbenen als äußeres Zeichen in einer offiziellen Feier von ihren Kameraden verabschiedet werden.
Ob es dann auch in Bad Oeynhausen zu einem offiziellen Zeremoniell mit Bundesdienstfahne, Helm und Trompeter kommen wird, ist ungewiss. "Das liegt allein im Ermessen der Angehörigen", so eine Sprecherin des Bundesverteidigungsministeriums gestern auf Anfrage der NW.
Seit Beginn des deutschen Mandats für die ISAF im Oktober 2001 musste die Bundeswehr 16 Opfer beklagen. Für den 37-jährigen Bad Oeynhausener Andreas H. wäre der Einsatz in Afghanistan im nächsten Monat beendet gewesen.
lok-red.oeynhausen@neue-westfaelische.de
|