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Neue Westfälische , 22.12.2003 :

Sturmchaos: 300.000 ohne Strom / Hochspannungsmast in Gütersloh geknickt - Manipulation? / Wind bis zu 150 km/h

Bielefeld/Gütersloh (ram/nw/dpa). Winterstürme mit Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 100 Stundenkilometern sind gestern über Teile Deutschlands hinweg gefegt. Dabei richteten sie zum Teil schwere Schäden an. So auch in Ostwestfalen-Lippe: Mehr als 300.000 Menschen waren im Kreis Gütersloh gestern für Stunden ohne Strom. Der Sturm hatte einen Hochspannungsmast in Gütersloh umgeworfen.

"Der Mast ist nicht einfach so umgekippt. Er wurde manipuliert", bestätigte gestern ein Sprecher der Kreispolizeibehörde. Eine heiße Spur gebe es noch nicht, die Polizei ermittele in alle Richtungen. Der Staatsschutz Bielefeld sei eingeschaltet.

Um 9.49 war der 25 Meter hohe Strommast in ein Wäldchen nahe der Herzebrocker Straße gestürzt. Vor allem in Gütersloh, Rheda-Wiedenbrück, Harsewinkel, Verl und Schloß Holte-Stukenbrock fiel der Strom aus. Auch die Gas- und Wasserversorgung brach zusammen, da die Pumpen ausfielen. Alarmanlagen sprangen an, Krankenhäuser wurden über Notstrom versorgt, Türen von Banken und Supermärkten öffneten sich wie von Geisterhand. 5.000 Notrufe gingen bei Feuerwehr und Polizei ein. Das Notrufsystem brach zeitweise zusammen. Mehr als 180 Feuerwehrleute waren im Einsatz, kühlten Notstromanlagen und befreiten Menschen aus steckengebliebenen Fahrstühlen.

RWE-Techniker stellten die Stromversorgung nach und nach im Kreis wieder her. Als letzte Kommune ging Rheda-Wiedenbrück um 15.45 Uhr wieder ans Netz.

Auch in anderen Kreisen der Region hatten Feuerwehr und Rettungsdienste alle Hände voll zu tun. Umgeknickte Bäume versperrten Straßen oder – wie in Kirchlengern – Bahnstrecken. In Porta Westfalica wurden Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 Stundenkilometern gemessen.

In Niedersachsen führten orkanartige Winde und Hagelschauer auf der A 27 bei Walsrode zu zahlreichen Unfällen. In den Mittelgebirgen sorgte der neuerliche Wintereinbruch teilweise für ein Verkehrschaos. In den Höhenlagen des Sauerlandes kamen die Autofahrer häufig nur im Schneckentempo voran.

Der Deutsche Wetterdienst erwartete weiter schwere Unwetter mit Orkan und Sturmflut an der Nordsee. An der niedersächsischen Küste wurde mit Windgeschwindigkeiten bis zu 150 Kilometer pro Stunde gerechnet.


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