|
Westfälisches Volksblatt ,
25.06.2005 :
KZ-Baracke zuletzt Hühnerstall / Kreismuseum Wewelsburg zeigt Funde aus einstigem Lager Niederhagen
Von Manfred Stienecke
Kreis Paderborn (WV). Das Kreismuseum Wewelsburg veranschaulicht jetzt erstmals das Lagerleben im ehemaligen KZ Niederhagen. Die kleine Sonderausstellung wird an diesem Sonntag eröffnet.
Eindrucksvoller Mittelpunkt der Schau im Burgsaal der Wewelsburg sind Originalteile einer Lagerbaracke, die vor kurzem erst für das Museum gesichert werden konnten. Die Holzwände waren nach dem Krieg von einem Wewelsburger Bürger abgebaut und bis zuletzt als Hühnerstall genutzt worden. Ein über Eck montiertes Wand- und Fenster-Bauteil geben jetzt für Museumsbesucher einen Eindruck von der schlichten Behausung für die insgesamt 3.900 Häftlinge, die zwischen 1939 und 1945 in Wewelsburg interniert waren - mindestens 1.285 von ihnen haben die entbehrungsreiche Lagerzeit nicht überlebt.
"Für uns ist es ein Manko, dass kaum dreidimensionale Gegenstände aus dem KZ Niederhagen erhalten sind", schildert Projektleiterin Kirsten John-Stucke die Schwierigkeiten, eine aussagekräftige Dauerausstellung aufzubauen. "Bis in die achtziger Jahre hinein ist nichts gesichert worden." Dennoch ist es dem Museums-Team inzwischen gelungen, auf verschiedenen Wegen Originalobjekte ausfindig zu machen. So wurde die ehemalige Klärgrube des Lagers Niederhagen sorgfältig abgetragen. Die dabei entdeckten Fundstücke wie Haar- und Zahnbürsten, Reste einer Zahnpastatube, Knöpfe sowie Stoff- und Lederreste illustrieren in der Sonderschau nunmehr die Zeitzeugenberichte der ehemaligen Häftlinge.
Ausfindig gemacht wurde auch der frühere SS-Schießstand von Wewelsburg mit einigen Artefakten, und eines der wichtigsten Stücke der Museumssammlung ist die Original-Häftlingsjacke von Adolf Donder, der unter der Nummer 3516 interniert war. Auf der im Kohlenkeller des 1945 befreiten und bis zu seinem Tod im Ruhrgebiet lebenden KZ-Opfers gefundenen Jacke ist ein lila Dreieck als Hinweis auf die Gruppe der Zeugen Jehovas aufgenäht.
Die Sonderausstellung wird an diesem Sonntag um 11.30 Uhr mit einer Einführung von Kirsten John-Stucke eröffnet und läuft bis zum 31. Juli. Seine Uraufführung erlebt dabei auch der 20-minütige Dokumentarfilm über den ehemaligen Lagerinsassen Alexander Schtscherbinin aus der Ukraine. Die KZ-Funde sollen ab 2008 dauerhaft in der dann neugestalteten SS-Dokumentation im Wachhaus gezeigt werden.
25./26.06.2005
redaktion@westfaelisches-volksblatt.de
|