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Die Glocke ,
24.06.2005 :
(Sassenberg) Amtsgericht / Polizeibeamte in die rechte Ecke gedrängt
Sassenberg (C.H.). Wegen Beleidigung und versuchter Nötigung wurde ein 21-jähriger Sassenberger jetzt vom Jugendrichter am Warendorfer Amtsgericht zu einer Geldstrafe von 600 Euro (60 Tagessätze und zehn Euro) verurteilt.
Während der Verhandlung aber fühlte sich der Angeklagte sichtlich ungerecht behandelt. Vorgeworfen wurde dem früheren Inhaber eines Kioskes an der Von-Galen-Straße, an einem Dezembermorgen vergangenen Jahres Polizeibeamte beleidigt und später telefonisch versucht zu haben, eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes zu einer Handlung, nämlich der Öffnung seines gepfändeten Kontos, zu nötigen. Sollte es nicht passieren, werde sie das noch bereuen. Die Beleidigungen umfassten dabei allerdings keine oft gebräuchlichen Kraftausdrücke, sondern seien, laut Staatsanwalt, schon an der Grenze zur Volksverhetzung.
Der Ladenlokalinhaber war vor den fraglichen Geschehnissen bereits des öfteren wegen Nichteinhaltung des Ladenschlussgesetzes aufgefallen. Als dann an einem frühen Sonntagmorgen Tür und Fenster des hell erleuchteten Kioskes aufstanden und auf der Straße mehrere vermeintliche Kunden warteten, wurde eine Polizeistreife aufmerksam. Als die Beamten den Inhaber zur Rede stellten äußerte der damals noch 20-jährige Hesselstädter Sätze wie "Was ihr macht, ist wie damals bei den Juden" und "Bei den Juden fing es damals auch so an". Dadurch fühlten sich die Beamten gemäß eigenen Angaben "lautstark in die ausländerfeindliche und rechte Ecke gedrängt".
Der Angeklagte wehrte sich und sagte aus, dass er gar nicht die Beamten persönlich, sondern vielmehr deren Verhalten habe missbilligen wollen und das Ganze als reine Schikanierung angesehen habe. Die Polizisten hätten doch nur "eine Show abgezogen".
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