AJZ Bielefeld ,
13.05.2005 :
" ... denn einmal kommt der Tag: dann sind wir frei!" / Buchenwald - ein Konzentrationslager / Veranstaltungen zur Geschichte und Gegenwart
28.05.2005, 18.00 Uhr im AJZ Bielefeld, Heeper Straße 132:
Veranstaltung mit Bruno Bachler (Edelweißpirat, Häftling im KZ Buchenwald, Wehrmachtsdeserteur) und Leuten vom Antifa-Camp Buchenwald/Weimar (nach der Veranstaltung gibt es Essen in der Kneipe).
24.06.2005, 19.00 Uhr im AJZ Bielefeld, Heeper Straße 132:
Veranstaltung mit Dr. Ulrich Schneider (Historiker, Bundessprecher der VVN/BdA), der über die Zielsetzung und die Konzepte der staatlichen Gedenkstättenpolitik berichtet.
Zuvor gibt es einen Beitrag zum Stalag 326 in Stukenbrock und ab 23 Uhr findet die jährliche MAOAM-Soliparty für das Antifa-Camp/Stukenbrock statt.
Als vor 60 Jahren die Rote Armee und die westlichen Alliierten das nationalsozialistische Deutschland zur bedingungslosen Kapitulation zwangen, fand eine beispiellose Barbarei ihr vorläufiges Ende. Als die Rote Armee auf ihren Vormärschen die Vernichtungs- und Konzentrationslager im Osten und wenig später Amerikaner, Franzosen und Briten die Lager im damaligen deutschen Reich entdeckten und befreiten, wurde die Unvorstellbarkeit der deutschen Verbrechen langsam erkennbar. Bilder unvorstellbaren Grauens aus Auschwitz, Bergen-Belsen, Ravensbrück und Dachau gingen um die Welt und die Behauptung des: " ... nichts gewusst haben's ... " muss bei der Fülle und den unvorstellbaren Dimensionen der Verbrechen als ad absurdum betrachtet werden.
Am 11.April befreiten sich die Häftlinge des KZ Buchenwalds - unter Führung des Internationalen Lagerkomitees - selbst aus der Tyrannei und übergaben das Lager, mitsamt den gefangen genommenen SS-Wachmannschaften den anrückenden Amerikanern. Die Bilder die sich den amerikanischen Truppen boten, waren so grauenhaft, dass sie die Weimarer Bevölkerung zwangen, dass Lager "zu besichtigen" und selber die Leichenberge zu beseitigen.
So wie die Barbarei des deutschen Faschismus nicht vergessen werden darf, so muss auch an den aufopferungsvollen Kampf der Häftlinge (sowjetische Kriegsgefangene, Kommunisten, Sozialdemokraten, Geistliche u.v.m.), die stets unter Lebensgefahr ihren Idealen treu geblieben sind, weiter erinnert werden.
Seit 1990 findet dazu jedes Jahr ein Antifa-Camp bei und in Buchenwald statt, das sich mit der Geschichte und Gegenwart des Lagers beschäftigt. Diese antifaschistische Initiative ist stets ein Dorn im Auge der Gedenkstättenleitung und der Stadt Weimar, denn beide haben ein anderes Interesse, das der Gleichsetzung von Faschismus und den Gesellschaftssystem der DDR und der Sowjetunion und der Gleichsetzung von Opfern und Tätern: So wie es die staatliche Aufarbeitung des Nationalsozialismus seit vielen Jahren vorschreibt.
Das Antifa-Camp, welches auch dieses Jahr wieder stattfindet, setzt sich Jahr für Jahr in Projekten dafür ein, dass das "Gras der Geschichte", die Erinnerung an die Gräuel des Nationalsozialismus nicht zudeckt, aber auch die aktuelle Auseinandersetzung mit faschistischen Strömungen in der BRD und der politische Austausch ist immer wichtiger Bestandteil des Camps.
Anlässlich des 60. Jahrestages der Selbstbefreiung des KZ Buchenwalds und in Vorbereitung des Antifa-Camps wollen wir die zwei Veranstaltungen durchführen, die sich mit der älteren und neueren Geschichte des KZ Buchenwalds beschäftigen und einen Einblick in die Arbeit des Camps geben.
Ulrich Schneider:
Historiker, Bundessprecher der VVN/BDA Seit Ende der 70er Jahre mit dem Thema Buchenwald verbunden. Vorbereitung und Betreuung von Jugendgruppen bei Fahrten zur Gedenkstätte, zahlreiche Veröffentlichungen zu Buchenwald, antifaschistischer Widerstand, Geschichtspolitik und Neofaschismus. Mitarbeit an der "Glocke vom Ettersberg". 1991 als erster "Wessi" kurzzeitig Direktor der Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald. Heute Bundessprecher der VVN/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, kooptiertes Mitglied in der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora.
Bachler, Bruno (geb. 1924):
Geboren im Oktober 1924 in Insterburg (Ostpreußen); Umzug nach Duisburg, Mitglied der Roten Jungpioniere; sein Vater, der Kommunist war, wurde in der Nacht des Reichstagsbrandes am 27 Februar 1933 verhaftet, in das KZ Buchenwald eingewiesen und verstarb dort an den Folgen der Haft; 1939 Lehre als Dreher bei Mannesmann; Mitglied der Edelweißpiraten, wegen dieser Mitgliedschaft wurde gegen ihn prozessiert; 1942 Gesellenprüfung, Einberufung zur Wehrmacht; sammelte als Rekrut von den Engländern abgeworfene Flugblätter auf und verteilte sie heimlich an Haushalte, wurde dabei verhaftet und zu einem Jahr Gefängnis mit Frontbewährung verurteilt, war in der Strafkompanie der 16. Panzerdivision an der Ostfront und wurde dort zum Minenräumen eingesetzt, war zwischendurch für etwa dreieinhalb Monate im KZ Buchenwald; weigerte sich eines Tages, über das Minenfeld zu gehen und wurde beim Fluchtversuch in den Bauch geschossen, kam schwer verletzt in ein Lazarett und dann zu einer Ersatzeinheit in Braunschweig, desertierte und setzte sich nach Sachsen ab, wartete dort auf den Einmarsch der Roten Armee (UdSSR).
Nach 1945 Rückkehr nach Duisburg, Gründungsmitglied der KPD und WN, leistete Jugendarbeit und gründete die "Neue Jugend", gründete 1946 die Freie Deutsche Jugend (FDJ) und arbeitete nach ihrem Verbot 1951 illegal weiter, wurde verhaftet und zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, war nach dem Verbot der KPD 1956 wegen illegaler Fortsetzung der politischen Arbeit ("Hochverrat') erneut für drei Monate im Gefängnis inhaftiert, wurde später wegen illegaler Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft in der DDR zu 13 Monaten Haft verurteilt, Haft im Gefängnis Kleve, darüber hinaus folgten noch fünf Monate Haft für ein altes Vergehen, die Organisierung von Ferien für Kinder aus der BRD in der DDR.
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