Neue Westfälische Online ,
09.02.2025 :
Herford setzt ein Zeichen gegen Rechts
09.02.2025 - 12.28 Uhr
Kundgebung gegen Rechts
Um die 1.000 Menschen kommen zur Kundgebung des "Bündnis gegen Rechts" auf dem Rathausplatz. Themen sind der Eklat im Bundestag und das Erstarken rechter Kräfte. Das Motto: "Schulter an Schulter gegen den Faschismus".
Von Ralf Bittner
Herford. "Wo stehen wir nach so vielen Demonstrationen gegen Rechts?" fragt Meshut Cakar vom Bündnis gegen Rechts im Kreis Herford (BgR), die rund 1.000 Menschen, die dem Aufruf des BgR gefolgt sind und zur Kundgebung "Schulter an Schulter gegen den Faschismus" auf den Rathausplatz gekommen sind.
Vor einem Jahr gingen Hunderttausende gegen die Remigration auf die Straße, heute sei das Wort "offizielles Wording der AfD". "Dass neben dem BSW auch CDU und FDP nun offen mit der AfD zusammenarbeiten", so Cakar weiter, zeige nur, "wie weit der Rechtsruck schon fortgeschritten ist". Es zeige sich, dass Demonstrationen, "die immer dann anstehen, wenn die nächste Grenze überschritten wurde", nicht reichen. Es sei an der Zeit, die Ängste der Menschen vor Job- oder Wohnungslosigkeit oder Armut ernst zu nehmen und eine Bewegung aufzubauen, die "mit dem ständigen Treten nach unten Schluss macht" und "endlich nach oben zu gucken".
Cakar ist der letzte von sechs Rednern, die vor den laut Polizei anfangs rund 500, laut Veranstaltenden später mehr als 1.000 Menschen, auf dem Rathausplatz spricht. Anders als die vom DGB angemeldete Kundgebung vor dem Herforder CDU-Büro am Dienstag, 5. Februar, die sich konkret gegen den Entschließungsantrag von Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) zur Verschärfung der Migrationspolitik, der am 29. Januar mit Stimmen der AfD im Bundestag angenommen worden war, richtete, greifen die Redebeiträge weitere Aspekte und Auswirkungen der restriktiven Asyl- und Migrationspolitik auf. Diese Zusammenarbeit wird von Sarab Aclan vom DGB scharf "nicht als Zufall, sondern als bewusste Entscheidung" kritisiert: "Wer mit Faschisten zusammenarbeitet, stärkt Faschisten."
"Kein Mensch flieht freiwillig"
Joachim Jennrich vom "Kuratorium Erinnern Forschen Gedenken" verweist auf die Kontinuitäten in der deutschen Geschichte: "Eine Zelle in der Gedenkstätte Zellentrakt erinnert an 125 während des Nationalsozialismus verfolgte und größtenteils ermordete Herforderinnen und Herforder." Schon deswegen verbiete sich jede Zusammenarbeit mit einer in Teilen als rechtsextrem eingestuften AfD. "Hier ist, Sie alle sind die Brandmauer" ruft er den Zuhörenden zu.
"Jungen Rassisten sage ich oft, dass ich länger in Deutschland lebe als sie", sagt Vural Ipek vom städtischen Integrationsrat. Für ihn lenkt die Debatte um das Thema Migration nicht nur von den wirklichen Problemen wie kaputten Straßen, Wohnungs- oder Fachkräftemangel ab, sondern gefährde die Prinzipien, die die Demokratie ausmachen. Er fordert für neu ins Land gekommene Menschen bessere Integrationsangebote und eine schnelleren Zugang zum Arbeitsmarkt. "Es kann nicht sein, dass Menschen teils 27 oder mehr Jahren hier leben, aber nicht arbeiten dürfen."
"Kein Mensch flieht freiwillig", sagt Anne Beckmann vom Verein Asyl Spenge: "Die Gründe - Krieg, Hunger, Klima oder politische Verfolgung - sind oft von Europa mitverursacht." Daher hätten alle Menschen ein Recht auf ein sicheres, menschenwürdiges Leben. Scharf kritisiert sie die Gesetzeslage, die dazu führe, dass oft die gut integrierten Menschen abgeschoben werden, und die jüngsten Kürzungen der schwarz-grünen Landesregierung gerade bei ehrenamtlichen Integrations- und Beratungsangeboten.
Kritik vom DGB an CDU-Bundestagskandidat
Markus Krecht (IG Metall) macht noch einmal seinem Ärger über einen anonymen Einwurf in den Briefkasten der IG-Metall-Geschäftsstelle Luft, in dem die Gewerkschaften nach ihrer Kritik am "Eklat" vom 29. Januar als "Dreckshaufen" bezeichnet worden seien. Da in den DGB-Gewerkschaften viele Menschen mit Zuwanderungsgeschichte organisiert seien, die von der Diskussion um Migration verunsichert und verängstigt seien, stellt er klar, dass der DGB zwar parteipolitisch unabhängig sei und zur Wahl demokratischer Parteien aufrufe, sich aber vor diese Menschen stelle.
Das geht in Richtung des CDU-Bundestagskandidaten Joachim Ebmeyer, der nach der Kundgebung vor dem CDU-Büro am Dienstag die Teilnahme am DGB-Kandidaten-Check im Kreishaus wegen angeblich fehlender parteipolitischer Unabhängigkeit des DGB abgesagt hatte. Die Proteste gehen weiter. Am Freitag, 14. Februar, 18 Uhr, findet in Spenge das 2. Lichtermeer "Für Toleranz, Demokratie und Freiheit" statt.
Bildunterschrift: An die 1.000 Menschen kommen zur Kundgebung auf den Rathausplatz. Sie setzen auf "Solidarität statt Spaltung und soziale Gerechtigkeit statt Hetze".
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- Samstag, 8. Februar 2025 um 16.00 Uhr -
Kundgebung: Schulter an Schulter gegen Faschismus
Solidarität statt Spaltung / Soziale Gerechtigkeit statt Hetze
Veranstaltungsort:
Rathausplatz
32052 Herford
Das Bündnis gegen Rechts im Kreis Herford veranstaltet am 8. Februar 2025 um 16.00 Uhr eine Kundgebung auf dem Rathausplatz in Herford. Unter dem Titel "Schulter an Schulter gegen Faschismus - Solidarität statt Spaltung - Soziale Gerechtigkeit statt Hetze" möchte das Bündnis Menschen aus der Stadt Herford und dem Kreis Herford in diesen bewegenden und wichtigen Tagen zusammenbringen, um auch hier gemeinsam zu zeigen, dass Menschenrechte unteilbar sind.
Jetzt gilt es, sich noch deutlicher und entschlossener gegen die faschistischen Entwicklungen zu positionieren und sich zusammen mit vielen Menschen diesen entgegenzustellen, menschenfeindliche Einstellungen und Politiken zurückzuweisen.
Die Frage nach gesellschaftlicher Sicherheit darf nicht mit Abschiebungen und Grenzschließungen beantwortet werden. Die Antworten liegen nur im gesellschaftlichen Zusammenhalt und einer gerechten gut ausgestatteten sozialen Infrastruktur, die allen zu Gute kommt.
Lasst uns solidarisch zusammenstehen gegen den Faschismus! Die offene Gesellschaft der Vielen gestalten wir.
Veranstalterin: Bündnis gegen Rechts im Kreis Herford
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Am 8. Februar 2025 nahmen auf dem Rathausplatz in Herford circa 1.000 Menschen an der Kundgebung - mit dem Motto "Schulter an Schulter gegen Faschismus" - des Bündnis gegen Rechts im Kreis Herford teil.
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www.gegenrechts.info
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