Lippische Landes-Zeitung ,
30.01.2025 :
Die jüdische Seele gefeiert
Mit der Hommage an jüdische Komponisten schaffen Sopranistin Megan Marie Hart und Pianist Mathias Mönius einen Raum des Gedenkens
Detmold (krü). Im Rahmen der Reihe "Anders als die Anderen (?)" zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus hat die US-Sopranistin Megan Marie Hart mit Pianist Mathias Mönius in einer Liedmatinee rund 200 Gästen des Landestheaters die Vielfalt jüdischer Gesangskunst vermittelt. Als säkulare Jüdin engagiert sich Hart intensiv für jüdische Kultur. Von 2015 bis 2020 sang sie im Landestheater Detmold, bis sie ans Staatstheater Darmstadt wechselte. Im Nachgespräch berichtete sie von antisemitischen Anfeindungen, wie sie von Rechtsradikalen als "Opernjüdin" diffamiert wurde, als sie Wagner sang. Als Spinto-Sopran gelang es ihr, die Botschaft gegen das Vergessen und der Wachsamkeit lyrisch zart und mit dramatischem Ausdruck umzusetzen.
Die Matinee spannte einen weiten Bogen von Old-Hollywood-Klassikern über jiddische Arien bis hin zu Kunstliedern. Dramaturgin Emilia Ebert moderierte das Konzert.
Mit Jerome Kern und Oscar Hammersteins "All the Things You Are" eröffnete Hart den Vormittag im goldenen Timbre mit einer zarten Eleganz, die das Publikum bannte. Feinfühlig gestaltete sie melodische Phrasierungen und endete im brillanten Spitzenton. Klavier und Sängerin standen in schönster Klangbalance in "The Silent Spring" von Harold Arlen und E. Y. Harburg. Bewegend waren ihre Interpretationen der Lieder aus Bernsteins "West Side Story". Mit kristallklarer Stimme verlieh sie "I have a Love" viel Schwung. Wie ein dahinschwebendes Gebet erlangte "Somewhere" große Intimität.
Einer der bedeutendsten Komponisten jüdischer Kunstlieder war Lazar Weiner (1897 - 1982). Mit seinem impressionistisch angehauchten Lied "Dos Gold fun Dayne Oygn" (Das Gold deiner Augen) und Sholom Secundas "Eyn mol in Leb’n" (Einmal im Leben) zeigte Hart die Bandbreite ihres Könnens. Ihre klare Diktion und ihr warmes Timbre ließen die Texte lebendig werden, während die mit osteuropäischer Folklore durchsetzten Melodien eine Welt voller Sehnsucht eröffnete. Die "5 Gedichte Primo Levi" von Simon Sargon (1938 - 2022) berührten das Publikum mit ihrem Bezug zur Shoah. Für den lang anhaltenden Applaus bedankte sich das Duo als Zugabe mit der Gebetsvertonung "Avinu Malkeinu" (Unser Vater, unser König) von Max Janowski.
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- Sonntag, 26. Januar 2025 um 11.30 Uhr -
Liedmatinee mit Megan Marie Hart: Berühmte Komponistinnen und Komponisten jüdischer Herkunft
Veranstaltungsort:
Landestheater Detmold
Theaterplatz 1
32756 Detmold
www.landestheater-detmold.de
Die US-amerikanische Sängerin und ehemaliges Ensemble-Mitglied des Landestheaters Detmold Megan Marie Hart beschäftigt sich schon seit langer Zeit mit jüdischen Komponistinnen und Komponisten. Mit dieser Liedmatinee möchte sie die "Jüdische Seele" feiern und mit dem Publikum gemeinsam jüdische Musik entdecken, die ein selbstverständlicher Teil unserer Kultur ist.
Das Landestheater hat Megan Marie Hart zu dieser Liedmatinee eingeladen, um sich am Gedenken anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau von sowjetischen Soldaten am 27. Januar 1945 zu beteiligen. Seit 1942 wurden in dem Vernichtungslager mehr als eine Million Menschen ermordet.
Diese mit dem Antisemitismus einhergehende Massenvernichtung darf nicht in Vergessenheit geraten. Denn gerade heute ist dieses Thema aktueller denn je. In den vergangenen 20 Jahren verdoppelten sich die erfassten Straftaten mit antisemitischem Hintergrund. In Europa und der ganzen Welt kann ist bei aktuellen Wahlen zu beobachten, dass extrem rechte Parteien und ihre Anführer und Anführerinnen immer mehr an Zuspruch gewinnen und die Demokratie der Länder gefährden. Das Landestheater will mit der Liedmatinee dazu anregen, sich der Grundwerte der Demokratie in der bewusst zu werden.
Programm:
Old Hollywood:
Jerome Kern und Oscar Hammerstein II: "All the Things You Are" aus: "Very Warm for May"
Harold Arlen und E. Y. Harburg: "The Silent Spring"
Leonard Bernstein und Stephen Sondheim: "I have a Love" aus: "West Side Story"
Leonard Bernstein und Stephen Sondheim: "Somewhere" aus: "West Side Story"
Jiddische Arie:
Lazar Weiner und S. J. Imber: "Dos Gold fun Dayne Oygn"
Sholom Secunda und Jacob Jacobs / Isadore Lillian: "Eyn mol in Leb’n" aus: Louis Freimans "Lakh un zay freylakh"
Abraham Ellstein und Jacob Jacobs / Isadore Lillian: "Ikh vil es Her’n Nokhamol" aus: "William Siegels - Ikh bin farlibt"
Erich Wolfgang Korngold "Drei Lieder" op. 22:
Was du mir bist? (Eleonore van der Straaten) - Mit dir zu schweigen (Karl Kobald) - Welt ist stille eingeschlafen (Karl Kobald)
Simon Sargon "Shema", 5 Poems of Primo Levi Shema - 25 Febbraio 1944 - Il canto del corvo - Cantare - Congedo
Sopran: Megan Marie Hart, Klavier: Mathias Mönius.
Eine Veranstaltung des Landestheaters Detmold.
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Am 26. Januar 2025 fand im Landestheater Detmold eine Liedmatinee der (US-amerikanischen) Sängerin (Sopranistin) Megan Marie Hart über berühmte Komponistinnen wie Komponisten jüdischer Herkunft statt.
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www.landestheater-detmold.de
www.facebook.com/meganmhart
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