2 Veranstaltungen - Nachrichten: Wahlkampfauftritt von Matthias Helferich in Paderborn ,
30.01.2025 :
Tages-Chronologie von Donnerstag, 30. Januar 2025
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Veranstaltungskalender:
- Donnerstag, 30. Januar 2025 um 19.00 Uhr -
Lesung mit Randi Crott: "Erzähl es niemandem! - Die Liebesgeschichte meiner Eltern"
Veranstaltungsort:
Stadtbibliothek Detmold
Leopoldstraße 5
32756 Detmold
Erst mit 18 Jahren erfährt Randi Crott, dass sich ihre norwegische Mutter 1942 in einen deutschen Besatzungssoldaten verliebt hatte, der selber in der Angst lebte, als "Halbjude" enttarnt und wie andere Mitglieder seiner Familie ins Konzentrationslager deportiert zu werden.
Dass sie jüdische Wurzeln hat, erfährt die Autorin erst, als sie erwachsen ist. Und genau wie ihre Mutter 1942 soll auch sie jetzt - über zwei Jahrzehnte nach dem Krieg - mit niemandem darüber sprechen. Bis zum Tode des Vaters bleibt seine Geschichte verborgen. Weggepackt in alten Briefen und Dokumenten.
Mit großer Leidenschaft rekonstruiert die Autorin den Lebensweg ihrer Eltern. Er reicht von der Verfolgung der Jüdinnen und Juden in Deutschland über die deutsche Besatzung in Norwegen bis hin zu den Problemen der Vergangenheitsbewältigung nach dem Krieg.
Randi Crott:
"Ohne Hitler hätte es mich nicht gegeben. Welches Gefühl ist für so einen Fall reserviert? Ich bin auf der Welt, weil meine norwegische Mutter sich in einen deutschen Besatzungssoldaten verliebt hat. Aber es gibt noch eine andere Wahrheit, die mir lange genug verschwiegen wurde."
Randi Crotts bewegende Familiengeschichte (DuMont Buchverlag, 16. Februar 2012) wurde zum Bestseller und stand monatelang auf Platz 1 der Bestsellerliste. Inzwischen wurde ihr Buch von Klaus Martens kongenial verfilmt. Der Dokumentarfilm war bundesweit in den Kinos aller großen Städte zu sehen. Er ist jetzt auf DVD erhältlich.
Eine Veranstaltung der Stadtbibliothek Detmold.
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- Donnerstag, 30. Januar 2025 um 19.00 Uhr -
Vortrag von Prof. Dr. Uwe Danker:
Nationalsozialistin, Ehefrau und Witwe: Lina Heydrich (1911 - 1985)
Veranstaltungsort:
Kreismuseum Wewelsburg
Burgwall 19
33142 Büren-Wewelsburg
www.wewelsburg.de
Die Ehefrau Reinhard Heydrichs (1904 - 1942), des Organisators der Shoah, war seit ihrer Jugend eine fanatische Nationalsozialistin und blieb es bis an ihr Lebensende. Getrieben vom eigenen persönlichen Ehrgeiz nahm sie intensiv Anteil an dem raschen Aufstieg ihres Mannes zur zentralen Figur des NS-Terrorapparates. Nach dessen Tod profitierte sie weiterhin von den Privilegien des Regimes.
Nach 1945 wurde ihr Haus auf Fehmarn zu einem wichtigen Treffpunkt für ehemalige SS-Angehörige und Holocaust-Leugner. Sie trachtete bis zuletzt danach, die Taten ihres Mannes zu verharmlosen. Ihre erfolgreichen Bemühungen um die Auszahlung einer beamtenrechtlichen Witwenrente werfen ein interessantes Schlaglicht auf das politische Klima der frühen Bundesrepublik, dass alles andere als befreit war von nationalsozialistischen Sympathisanten und Verdrängern.
Prof. Dr. Uwe Danker (1956) war Professor für Geschichte an der Universität Flensburg und Direktor des "Instituts für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte".
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Pressespiegel überregional
MiGAZIN, 30.01.2025:
Protestwelle nach Abstimmung / Fällt die Brandmauer der Union af‘d Kopf?
die tageszeitung, 30.01.2025:
AfDler soll Messer gezückt haben
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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Donnerstag, 30. Januar 2025
Am 26. Januar 2025 fand im Landestheater Detmold eine Liedmatinee der (US-amerikanischen) Sängerin (Sopranistin) Megan Marie Hart über berühmte Komponistinnen wie Komponisten jüdischer Herkunft statt.
www.landestheater-detmold.de
www.facebook.com/meganmhart
Am 8. Februar 2025 ab 11.00 Uhr veranstalten zahlreiche Initiativen aus dem Kreis Lippe in Detmold eine Menschenkette in Kreuzform mit dem Motto "Lippe bleibt bunt!: Gemeinsam für Demokratie und Vielfalt".
www.instagram.com/forum.offenes.detmold
Am 31. Januar 2025 ist eine "Schilder-Aktion" in Detmold - "Bielefelder Straße, Abzweig Klingenbergstraße / Kreispolizei" - durch den Neonazi Gerd Ulrich (Berlebeck), von 15.00 bis 16.00 Uhr, angekündigt worden.
Am 30. Januar 2025 kündigte der völkische Neonazi Gerd Ulrich am 31. Januar 2025, von 15.00 bis 16.00 Uhr, eine "Schilder-Aktion" in Detmold ("Bielefelder Straße - Abzweig Klingenbergstraße / Kreispolizei") an.
www.hiergeblieben.de
Am 8. Februar 2025, ab 11.00 Uhr, ist in Paderborn am Rathausplatz eine Kundgebung des "Kreisverband Paderborn" der "AfD", mit Matthias Helferich, Dennis Hohloch, Marvin Weber und Alexander Lex beworben.
Am 30. Januar 2025 kündigte der "AfD"-"Kreisverband Paderborn" zum 8. Februar 2025 in Paderborn (am Rathausplatz) eine Kundgebung mit Matthias Helferich, Dennis Hohloch, Marvin Weber, Alexander Lex an.
www.buendnisdemokratietoleranz.wordpress.com
www.bgr-paderborn.de
www.vielfalt-lieben.de
Am 30. Januar 2025 schrieb Ralf Pohl (Admin der rechten "Facebook"-Seite "Freie Meinung für Delbrück"), er habe, "eine Liste mit angeblichen Antifa Mitgliedern hier gepostet, ohne das wirklich geprüft zu haben".
www.delbrueck-bleibt-bunt.de
Am 30. Januar 2025 beteuerte Dietmar Arends - der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche -, sein Entsetzen über die Entscheidung des Bundestages zum Antrag für "das Ende der illegalen Migration".
www.lippische-landeskirche.de
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Artikel-Einträge in der Datenbank:
Lippische Landes-Zeitung, 30.01.2025:
Die jüdische Seele gefeiert
Lippische Landes-Zeitung, 30.01.2025:
Menschenkette für Demokratie
Lippische Landes-Zeitung, 30.01.2025:
Kundgebung zur Bundestagswahl
Westfalen-Blatt Online, 30.01.2025:
Bürger aus Delbrück stehen plötzlich auf Antifa-Liste
Lippische Landeskirche, 30.01.2025:
Pressemitteilung / Statement Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche zum Beschluss des Bundestages vom 29.01.2025
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Lippische Landes-Zeitung, 30.01.2025:
Die jüdische Seele gefeiert
Mit der Hommage an jüdische Komponisten schaffen Sopranistin Megan Marie Hart und Pianist Mathias Mönius einen Raum des Gedenkens
Detmold (krü). Im Rahmen der Reihe "Anders als die Anderen (?)" zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus hat die US-Sopranistin Megan Marie Hart mit Pianist Mathias Mönius in einer Liedmatinee rund 200 Gästen des Landestheaters die Vielfalt jüdischer Gesangskunst vermittelt. Als säkulare Jüdin engagiert sich Hart intensiv für jüdische Kultur. Von 2015 bis 2020 sang sie im Landestheater Detmold, bis sie ans Staatstheater Darmstadt wechselte. Im Nachgespräch berichtete sie von antisemitischen Anfeindungen, wie sie von Rechtsradikalen als "Opernjüdin" diffamiert wurde, als sie Wagner sang. Als Spinto-Sopran gelang es ihr, die Botschaft gegen das Vergessen und der Wachsamkeit lyrisch zart und mit dramatischem Ausdruck umzusetzen.
Die Matinee spannte einen weiten Bogen von Old-Hollywood-Klassikern über jiddische Arien bis hin zu Kunstliedern. Dramaturgin Emilia Ebert moderierte das Konzert.
Mit Jerome Kern und Oscar Hammersteins "All the Things You Are" eröffnete Hart den Vormittag im goldenen Timbre mit einer zarten Eleganz, die das Publikum bannte. Feinfühlig gestaltete sie melodische Phrasierungen und endete im brillanten Spitzenton. Klavier und Sängerin standen in schönster Klangbalance in "The Silent Spring" von Harold Arlen und E. Y. Harburg. Bewegend waren ihre Interpretationen der Lieder aus Bernsteins "West Side Story". Mit kristallklarer Stimme verlieh sie "I have a Love" viel Schwung. Wie ein dahinschwebendes Gebet erlangte "Somewhere" große Intimität.
Einer der bedeutendsten Komponisten jüdischer Kunstlieder war Lazar Weiner (1897 - 1982). Mit seinem impressionistisch angehauchten Lied "Dos Gold fun Dayne Oygn" (Das Gold deiner Augen) und Sholom Secundas "Eyn mol in Leb’n" (Einmal im Leben) zeigte Hart die Bandbreite ihres Könnens. Ihre klare Diktion und ihr warmes Timbre ließen die Texte lebendig werden, während die mit osteuropäischer Folklore durchsetzten Melodien eine Welt voller Sehnsucht eröffnete. Die "5 Gedichte Primo Levi" von Simon Sargon (1938 - 2022) berührten das Publikum mit ihrem Bezug zur Shoah. Für den lang anhaltenden Applaus bedankte sich das Duo als Zugabe mit der Gebetsvertonung "Avinu Malkeinu" (Unser Vater, unser König) von Max Janowski.
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Lippische Landes-Zeitung, 30.01.2025:
Menschenkette für Demokratie
Oerlinghausen / Leopoldshöhe (din). Unter dem Motto "Lippe bleibt bunt - gemeinsam für Demokratie und Vielfalt" hat ein breites Bündnis dazu aufgerufen, am Samstag, 8. Februar, in Detmold eine Menschenkette zu bilden. Ab 11 Uhr werden vor dem Landesmuseum an der Ameide zunächst kurze Redebeiträge gehalten. Anschließend wird eine Menschenkette in Form eines X gebildet. Es soll bedeuten: "Wir machen unser Kreuz für Demokratie."
"Setzt mit uns ein Zeichen für eine offene, liberale und solidarische Demokratie", heißt es in dem Aufruf, den das Forum offenes Detmold, die Lippische Landeskirche, der Deutsche Gewerkschaftsbund sowie viele weitere örtliche Organisationen veröffentlicht haben. Als äußeres Zeichen soll möglichst bunte Kleidung getragen werden.
Am 23. Februar findet die vorgezogene Bundestagswahl statt. Deutschland steht nach Ansicht der Veranstalter vor einer richtungweisenden Entscheidung. "Es gilt, unsere Demokratie zu stärken und dem Hass, der Hetze und der Fremdenfeindlichkeit entschieden entgegenzutreten", heißt es weiter.
"Unser gesellschaftliches Fundament wird von menschen- und demokratiefeindlichen Parteien und Gruppierungen angegriffen. Sie attackieren das Grundgesetz und spalten die Gesellschaft. Unsere Demokratie muss geschützt werden!"
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Lippische Landes-Zeitung, 30.01.2025:
Kundgebung zur Bundestagswahl
Horn-Bad Meinberg/Detmold. Im Hinblick auf die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar schließt sich der "Arbeitskreis gegen Nazis" (AGN) einer Aktion an, die vom "Forum offenes Detmold" (FoD) angestoßen wurde.
Geplant ist eine Kundgebung und anschließend eine Menschenkette als Symbol für Zusammenhalt.
Die Aktion findet am Samstag, 8. Februar, ab 11 Uhr in Detmold statt. Weitere Informationen folgen. Mit der Veranstaltung soll eine hohe Wahlbeteiligung gefördert werden.
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Westfalen-Blatt Online, 30.01.2025:
Bürger aus Delbrück stehen plötzlich auf Antifa-Liste
30.01.2025 - 18.19 Uhr
Staatsschutz Bielefeld ermittelt
Delbrück. Im Internet kursiert eine 870 Seiten lange Liste mit Namen und Adressen angeblicher Antifa-Mitglieder. Auch in einer Delbrücker Facebook-Gruppe war plötzlich ein Auszug daraus aufgetaucht - mit Vornamen, Nachnamen und Adressen Delbrücker Bürger.
Von Kerstin Eigendorf
Betroffene sind schockiert und haben Angst vor Angriffen Rechtsextremer, zwei erstatten Anzeige. Einige mussten sich erstmal erklären lassen, was die Antifa überhaupt ist.
"Als ich erfahren habe, dass ich auf dieser Liste stehe, bin ich aus allen Wolken gefallen", sagt eine der betroffenen Delbrückerinnen. Mit der Antifa habe sie in ihrem ganzen Leben noch nie etwas zu tun gehabt. Nachdem der erste Schreck verdaut war, folgte Wut. "Wieso stellt jemand einfach so eine Liste online, die in meinem Fall jeglicher Grundlage entbehrt?", fragt sie sich.
"Ich fühle mich total an den Pranger gestellt"
Die Liste mit den Adressen wurde diese Woche in der Facebook-Gruppe "Freie Meinung für Delbrück" mit den Worten "Schaut mal hier. Auch in Delbrück gibt es Antifa Mitglieder" gepostet. "Das ist völliger Quatsch, ich fühle mich total an den Pranger gestellt", beschreibt eine weitere Betroffene ihre Gefühlslage.
Sie sei Mutter zweier kleiner Kinder, und gerade in der aktuellen politisch aufgeheizten Lage mache ihr so etwas Angst. "Wer weiß, wer zum Beispiel aus dem extrem rechten Spektrum hier plötzlich vor meiner Tür steht?" Sie selbst sei nie Teil der Antifa gewesen, betont sie. Kurz nach der Veröffentlichung ihres Namens in der lokalen Gruppe sei in der Dämmerung ein Auto ganz langsam an ihrem Haus vorbeigefahren.
Anzeige wegen Verleumdung bei der Paderborner Polizei
"Da bekommt man automatisch Angst und fragt sich, wer jetzt alles diese Liste kennt", sagt die junge Frau. Sie fühle sich hilflos. Ähnlich geht es anderen Betroffenen. "Nachts ging bei uns plötzlich unerwartet die Wärmepumpe an", erinnert sich eine Delbrückerin. Sie habe senkrecht im Bett gestanden und gedacht, es sei jemand im Garten.
Zwei Betroffene berichten, dass sie Anzeige wegen Verleumdung bei der Paderborner Polizei erstattet hätten. Die dortige Pressestelle bestätigt, dass mindestens eine Anzeige bereits im System zu finden sei. In solchen Fällen würden die Dokumente an den Staatsschutz weitergegeben. Zudem ist auch die Staatsanwaltschaft Paderborn inzwischen mit dem Fall vertraut. "Der Sachverhalt liegt derzeit der Abteilung für politische Straftaten zur Prüfung vor", teilte Oberstaatsanwalt Thomas Heinz mit.
Von den Delbrücker Adressen mit Namen, die gepostet wurden, sind nach Recherchen dieser Zeitung vor Ort zwei veraltet oder falsch. Zumindest wohnen diese Menschen nicht mehr an der angegebenen Adresse. Drei Adressen stimmen, wobei es sich bei einer Angabe um den Mädchennamen der Betroffenen handelt.
Eine weitere Person ist in der Punker-Szene unterwegs, wohnt aber seit Jahren schon nicht mehr in Delbrück. Die Familie lebt aber an der angegebenen Adresse. Diese macht sich jetzt Sorgen um die demente Mutter, die von der Liste besser nichts erfahren soll, weil es sie in "ihrem gesundheitlichen Zustand völlig verängstigen würde".
Namen und Adressen aus dem gesamten Bundesgebiet
Die komplette Liste beinhaltet Namen und Adressen aus dem gesamten Bundesgebiet. Sie kursiert auf diversen Internetplattformen, vor allem auf TikTok.
Dort taucht nicht nur Delbrück auf. Zahlreiche persönliche Daten aus Kommunen in Ostwestfalen-Lippe sind zu finden, von Paderborn über Bielefeld und Gütersloh bis Herford und Halle. Es wird vermutet, dass die Liste das Resultat eines Hacker-Angriffs auf einen Versandhandel ist. Sie soll bereits seit Jahren im Umlauf sein.
Mann stellt Liste in Facebook-Gruppe
Diese Zeitung hat sich mit demjenigen in Verbindung gesetzt, der die Liste in die Facebook-Gruppe gestellt hat. "Ich fand es interessant und habe nebenbei einen Screenshot gemacht", erzählt er. Es sei schließlich eine öffentliche Liste, und er habe keinen Unterschied gesehen zu der eines Fußballvereins, die man online stelle. "Ich habe ja nicht gesagt, dass die böse sind."
Geprüft habe er die Angaben nicht. Mit den Recherche-Ergebnissen konfrontiert räumt der Mann ein, dass das ein Fehler gewesen sei und es ihm leid tue. Er löschte den Post und veröffentlichte eine Entschuldigung. "Falls ich jemanden damit diskreditiert habe, möchte ich mich hiermit entschuldigen."
Staatsschutz Bielefeld ermittelt
Er habe erst im Nachgang erfahren, dass die Liste nicht echt zu sein scheine. Zuvor hatte eine betroffene Person bereits Facebook kontaktiert. Auf die Bitte, den Post zu löschen, kam die Antwort: "Es ist für uns nicht ersichtlich, dass der von Ihnen gemeldete Inhalt rechtswidrig ist." Diese Entscheidung könne aber vor Gericht anfochten werden. Der Staatsschutz Bielefeld hat die Ermittlungen übernommen.
"Das Veröffentlichen persönlicher Informationen bzw. personenbezogener Daten durch Dritte ohne Kenntnis oder Einwilligung der betroffenen Personen wird als Doxing bezeichnet", erläutert der Staatsschutz auf Anfrage dieser Zeitung. Dabei würden häufig - zumeist über Social-Media-Kanäle - auch Informationen verbreitet, die bereits öffentlich verfügbar seien.
Laut Staatsschutz kann "die Tathandlung nach § 126a StGB - Gefährdendes Verbreiten personenbezogener Daten - strafbar sein". Wer online Kommentare zu der Liste liest wie "ein fröhliches Jagen und Weidmanns Heil", kann erahnen, was es mit Menschen machen kann, die mit ihrem Namen auf dieser Liste stehen.
Bildunterschrift: Auch in einer Delbrücker Facebook-Gruppe wurde eine Liste mit angeblichen Antifa-Mitgliedern aus Delbrück veröffentlicht. Zwei Betroffene erstatteten Anzeige.
Was bedeutet Antifa?
Antifa ist die Kurzform für "Antifaschistische Aktion". Es gibt viele lose verbundene linke oder teilweise linksextreme Gruppen, die sich so nennen, aber nicht zentral organisiert sind. Sie alle eint der Widerstand gegen alles, was sie als faschistisch ansehen. Das reicht von Neonazismus bis hin zu Vorfällen, die sie als kapitalistisch oder sozial ungerecht empfinden.
Die Methoden der Antifa sind umstritten. Manche bezeichnen sie als legitimen Widerstand gegen Rechtsextreme. Andere kritisieren ihre Aktionen in Teilen als aggressiv und halten sie für gefährlich. Einige Antifa-Gruppen heben sich bewusst ab und bezeichnen sich als militant und autonom. So unterschiedlich die Ausrichtung der Gruppen innerhalb der Antifa sind, so groß ist auch das Spektrum ihrer Aktionen. Völlig gewaltfreies Handeln gehört ebenso dazu wie Sitzblockaden, ziviler Ungehorsam, aber auch Sachbeschädigung oder körperliche Gewalt.
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Lippische Landeskirche, 30.01.2025:
Pressemitteilung / Statement Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche zum Beschluss des Bundestages vom 29.01.2025
Kreis Lippe. Landessuperintendent Dietmar Arends äußert sein Entsetzen über die gestrige Entscheidung des Deutschen Bundestages zum Antrag der CDU / CSU-Fraktion "Fünf Punkte für sichere Grenzen und das Ende der illegalen Migration".
Dietmar Arends: "Es war für mich bisher unvorstellbar, dass demokratische Parteien im Bundestag wissentlich und bewusst gemeinsame Beschlüsse mit einer Partei fassen, die der extremen Rechten zuzuordnen ist, zumindest aber vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall geführt wird. Dieses hat der Demokratie bereits jetzt schweren Schaden zugefügt. Dass dies geschieht in einem Jahr, in dem wir uns an das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland vor 80 Jahren erinnern, macht es noch unerträglicher. Das Geschehen lässt weitere Tabubrüche befürchten."
Arends kritisiert auch, dass der Beschluss mit seinem Appell für nochmalige massivste Verschärfungen in der Migrationspolitik inhaltlich Gedanken aufnimmt, mit denen die AfD seit vielen Jahren Stimmung gegen Geflüchtete und Menschen mit internationaler Geschichte schürt. "Die Verschärfungen würden eine massive Abschottung bedeuten und die Solidarität mit Flüchtenden in der Welt aufkündigen. Unsere jüdisch-christliche Tradition erinnert uns immer neu daran, dass wir eine Verantwortung für die Menschen haben, die in besonderer Weise auf die Solidarität anderer angewiesen sind."
Zentrale Vorschläge aus dem Fünf-Punkte-Plan sind zudem mit großer Wahrscheinlichkeit verfassungswidrig oder widersprechen grundlegenden völkerrechtlichen Normen wie der Genfer Flüchtlingskonvention oder der Europäischen Menschenrechtskonvention. Grundlagen der Europäischen Union wie die Freizügigkeit werden in Frage gestellt. "Es macht uns fassungslos, dass diese wichtigen Errungenschaften des humanitären Völkerrechts und der EU zur Disposition gestellt werden." Statt pauschale Regelungen gegen Menschen mit Fluchtgeschichte zu planen, die keine Verbesserung der Sicherheit bringen werden, sollte zum Beispiel eher über eine dringend notwendige verbesserte psychosoziale Betreuung allgemein und von Geflüchteten nachgedacht werden.
Die Wirkung der aktuellen Diskussion auf Geflüchtete und Menschen mit internationaler Geschichte ist bereits jetzt deutlich zu spüren, wie Dieter Bökemeier, Landespfarrer für Diakonie, Ökumene und Migration feststellen muss: "Immer häufiger erlebe ich, dass Menschen mit Fluchtgeschichte tief verletzt sind von den pauschalen Verdächtigungen. Auch berichten sie von Beleidigungen oder anderem aggressivem Verhalten ihnen gegenüber, die in letzter Zeit zugenommen haben. Das ist eine Wirkung der Stimmung, die mit solchen Beschlüssen gefördert wird."
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