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Lippische Landes-Zeitung , 18.01.2025 :

Absage für umstrittene Band

Wegen Verbindungen in die rechte Szene steht die Band "Weimar" aus Thüringen in der Kritik / Ein angekündigtes Konzert in der Phoenix Contact Arena findet nicht statt

Vasco Stemmer

Kreis Lippe. Es war eine Konzert-Ankündigung, die Lemgoer Bürger aufgeschreckt hat: Die thüringische Band "Weimar" hatte auf ihrer Internetseite bekanntgegeben, dass ihre Tour sie im Frühjahr auch nach Lemgo führen werde - in die kreiseigene Phoenix Contact Arena. Doch die Gruppe ist nicht unumstritten, denn gleich mehrere Mitglieder waren in der rechtsextremen Szene aktiv.

Nach einem "Spiegel"-Bericht von Anfang 2023 ließ die Plattenfirma Universal die Band fallen, die sich mit ihrem ersten Album in der Hitparade platziert hatte. Konzerte wurden abgesagt, und die Band wurde von Festivals ausgeladen. "Weimar" räumte die Vorwürfe zur Vergangenheit der Mitglieder ein und distanzierte sich in einem Statement auf der Plattform Facebook von "Gewalt, Extremismus jedweder Form, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Homophobie". Dennoch bleibt die Gruppe umstritten.

Seitens der Lemgoer Bürger regte sich Protest gegen das angekündigte Konzert, und auch Bürgermeister Markus Baier äußerte sich gegenüber der LZ: "Politisch kann ich ganz klar sagen, dass ich mich über die Buchung alles andere als gefreut habe. Wenn die größte Plattenfirma der Welt (Universal) die Band droppt, sagt das einiges." Die Texte sind nach Meinung Baiers zumindest Grauzone und "querdenkerisch", hinzu kämen die Hintergründe der Band-Mitglieder aus dem harten Neonazi- und Rechtsrock-Umfeld. "In allen Städten, wo die auftreten, gibt es Gegen-Demos." Baier gab den Hinweis von Bürgern an den Kreis Lippe weiter.

Der Kreis Lippe, der der Eigentümer der Phoenix Contact Arena ist, erklärt auf LZ-Anfrage, dass das Konzert nicht stattfinden werde. "Die Band Weimar wird kein Konzert in der Phoenix Contact Arena spielen, da es keinen Nutzungsvertrag zwischen der Betreibergesellschaft Lipperlandhalle mbH und der Band beziehungsweise dem Tour-Management der Gruppe gibt und auch nicht geben wird", erläutert dazu Kreissprecher Patrick Bockwinkel.

Das Tour-Management der Band habe lediglich Termine angefragt und sich einen davon reservieren lassen. Bei der dann anschließenden üblichen Prüfung der angeforderten Kontakt- und Band-Daten sei aber schnell aufgefallen, welche Vorgeschichte es zu der Band gibt. "Noch während dieser Prüfung, über die das Management unterrichtet wurde, und ohne Nutzungsvertrag hatte die Band dann Tourdaten veröffentlicht, in der auch das Konzert in Lemgo genannt wurde", so der Kreissprecher weiter.

Der Sänger der Band, der unter dem Pseudonym Richard Wegner auftritt, räumt auf Anfrage ein, dass es noch keinen Nutzungsvertrag gegeben hat. "Es ist richtig, dass es rechtsverbindliche Absprachen, aber keinen unterschriebenen Vertrag mit der Phoenix Contact Arena gibt", schreibt er in einer E-Mail an die LZ-Redaktion. Mittlerweile sei die Booking-Agentur der Band über die Absage seitens der Betreibergesellschaft informiert worden. Zudem habe er am Freitag mit einem Verantwortlichen der Betreibergesellschaft gesprochen.

Angeblicher Druck von oben

Über die Gründe gehen die Meinungen indes auseinander. Der Band-Vertreter verweist auf "Druck von oben", dem die Betreiber der Veranstaltungsstätte nicht standgehalten hätten. Diese Sichtweise weist der Kreis Lippe indes entschieden zurück.

Bereits am 6. Januar habe die Betreibergesellschaft die Buchungsagentur in einer E-Mail, die der Redaktion vorliegt, auf nicht näher ausgeführte "Bedenken" seitens der lokalen Sicherheitsbehörden zu dem Konzert hingewiesen und dass diese vor einem möglichen Vertragsabschluss besprochen werden müssten. Über vermeintlichen "Druck von oben" sei in dem Telefongespräch am Donnerstag, auf das die Band verweist, nicht gesprochen worden.

Nach der schriftlichen Absage sei der Bandleader noch einmal über die Gründe informiert worden, warum die Band für ein Konzert in der Phoenix Contact Arena nicht in Frage komme. Dazu zählen Sicherheitsaspekte, die Vorgeschichte sowie Ausrichtung und Stil der Band. Die angesprochenen Beschwerden aus der Bürgerschaft seien kein ausschlaggebender Punkt für die Absage gewesen.

"Vielmehr drängt sich hier der Eindruck auf, dass die Band mit ihren Behauptungen davon ablenken möchte, ein Konzert samt Ticket-Verkauf öffentlich angekündigt zu haben, obwohl es keinen Nutzungsvertrag für die Phoenix Contact Arena gab und geben wird", so Bockwinkel weiter. Die Band kündigte gegenüber der LZ an, sich nach einem alternativen Veranstaltungsort in Lippe umsehen zu wollen.

Kontakt zum Autor per E-Mail an vstemmer@lz.de.

Bildunterschrift: Die umstrittene Band "Weimar" hatte ein Konzert in der Phoenix Contact Arena angekündigt. Allerdings ohne gültigen Vertrag mit der Betreibergesellschaft. Aus dem Auftritt wird nun nichts.

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Am 17. Januar 2025 kündigte die Thüringer Rechtsrock-Band "Weimar" an, nach Abweisung von "Phoenix Contact Arena" in Lemgo, für den 12. April 2025, einen alternativen Veranstaltungsort in Lippe zu suchen.

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www.lemgo-haelt-zusammen.de

18./19.01.2025

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