Lippische Landes-Zeitung Online ,
17.01.2025 :
Absage für umstrittene Band: "Weimar" tritt nicht in der Phoenix Contact Arena auf
17.01.2025 - 17.20 Uhr
Vasco Stemmer
Kreis Lippe. Es war eine Konzert-Ankündigung, die einige Lemgoer Bürger aufgeschreckt hatte: Die thüringische Band "Weimar" hat auf ihrer Internetseite bekannt gegeben, dass ihre Tour sie im Frühjahr auch nach Lemgo führen werde - genauer gesagt in die kreiseigene Phoenix Contact Arena. Doch die Gruppe ist nicht unumstritten, denn gleich mehrere Mitglieder waren in der rechtsextremen Szene aktiv.
Nach einem Bericht des Magazins "Spiegel" Anfang 2023 ließ das Musik-Label Universal die Band, die sich mit ihrem ersten Album in den deutschen Charts platzieren konnte, fallen. Konzerte wurden abgesagt und die Band von Festivals ausgeladen. Die Band räumte die Vorwürfe zur Vergangenheit der Mitglieder ein und distanzierte sich in einem Statement auf der Plattform Facebook von "Gewalt, Extremismus jedweder Form, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Homophobie". Dennoch bleibt die Gruppe umstritten.
Bürgermeister ist gegen das Konzert
Seitens der Lemgoer Bürger regte sich Protest gegen das angekündigte Konzert und auch Bürgermeister Markus Baier äußerte sich gegenüber der LZ: "Politisch kann ich ganz klar sagen, dass ich mich über die Buchung alles andere als gefreut habe. Wenn die größte Plattenfirma der Welt (Universal) die Band droppt, sagt das einiges." Die Texte sind nach Meinung Baiers zumindest Grauzone und querdenkerisch, dazu kämen die Hintergründe der Band-Mitglieder aus dem harten Neonazi- und Rechtsrock-Umfeld. "In allen Städten, wo die auftreten, gibt es Gegen-Demos." Baier gab den Hinweis von Bürgern an den Kreis Lippe weiter.
Der Kreis Lippe, der Eigentümer der Phoenix Contact Arena ist, erklärt auf Anfrage, dass das Konzert nicht stattfinden wird. "Die Band Weimar wird kein Konzert in der Phoenix Contact Arena spielen, da es keinen Nutzungsvertrag zwischen der Betreibergesellschaft Lipperlandhalle mbH und der Band, beziehungsweise dem Tour-Management der Gruppe gibt und auch nicht geben wird", erläutert dazu Kreissprecher Patrick Bockwinkel.
Das Tour-Management der Band habe lediglich Termine angefragt und sich einen davon reservieren lassen. Bei der dann anschließenden üblichen Prüfung der angeforderten Kontakt- und Band-Daten sei aber schnell aufgefallen, welche Vorgeschichte es zu der Band gibt. "Noch während dieser Prüfung, über die das Management unterrichtet wurde, und ohne Nutzungsvertrag hatte die Band dann Tourdaten veröffentlicht, in der auch das Konzert in Lemgo genannt wurde", so der Kreissprecher weiter.
Band sieht andere Gründe für Absage
Der Sänger der Band, der unter dem Pseudonym Richard Wegner auftritt, räumt auf Anfrage ein, dass es noch keinen Nutzungsvertrag gegeben hat. "Es ist richtig, dass es rechtsverbindliche Absprachen, aber keinen unterschriebenen Vertrag mit der Phoenix Contact Arena gibt", schreibt er in einer Mail an die Redaktion. Mittlerweile sei die Booking-Agentur der Band über die Absage seitens der Betreibergesellschaft informiert worden. Zudem habe er am Freitag mit einem Verantwortlichen der Betreibergesellschaft gesprochen.
Über die Gründe gehen die Meinungen indes auseinander. Der Band-Vertreter verweist auf "Druck von oben", dem die Betreiber der Veranstaltungsstätte nicht standgehalten hätten. Diese Sichtweise weist der Kreis Lippe indes entschieden zurück.
Bedenken bei Sicherheitsbehörden
Bereits am 6. Januar habe die Betreibergesellschaft die Buchungsagentur in einer E-Mail, die der Redaktion vorliegt, auf nicht näher ausgeführte "Bedenken" seitens der lokalen Sicherheitsbehörden zu dem Konzert hingewiesen, und dass diese vor einem möglichen Vertragsabschluss besprochen werden müssten. Über vermeintlichen "Druck von oben" sei in dem Telefongespräch am Donnerstag, auf das die Band verweist, nicht gesprochen worden.
Nach der schriftlich erfolgten Absage sei der Bandleader noch einmal über die Gründe informiert worden, warum die Band für ein Konzert in der Phoenix Contact Arena nicht in Frage komme. Dazu zählen Sicherheitsaspekte, die Vorgeschichte sowie Ausrichtung und Stil der Band. Die angesprochenen Beschwerden aus der Bürgerschaft seien kein ausschlaggebender Punkt für die Absage gewesen.
"Vielmehr drängt sich hier der Eindruck auf, dass die Band mit ihren Behauptungen davon ablenken möchte, ein Konzert samt Ticket-Verkauf öffentlich angekündigt zu haben, obwohl es keinen Nutzungsvertrag für die Phoenix Contact Arena gab und geben wird", so Bockwinkel weiter. Die Band kündigte gegenüber der LZ an, sich nach einem alternativen Veranstaltungsort in Lippe umsehen zu wollen.
Bildunterschrift: Die umstrittene Band "Weimar" hat ein Konzert in der Phoenix Contact Arena angekündigt. Allerdings ohne gültigen Vertrag mit der Betreibergesellschaft.
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Am 17. Januar 2025 kündigte die Thüringer Rechtsrock-Band "Weimar" an, nach Abweisung von "Phoenix Contact Arena" in Lemgo, für den 12. April 2025, einen alternativen Veranstaltungsort in Lippe zu suchen.
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www.lemgo-haelt-zusammen.de
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