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Mindener Tageblatt Online , 12.01.2025 :

Erst zu rechts, nun nicht rechts genug: Wie Thomas Röckemann zum Sinnbild der AfD wird

12.01.2025 - 05.00 Uhr

Kommentar am Sonntag

Nina Könemann

Thomas Röckemann aus Minden hat keinen AfD-Listenplatz für die Bundestagswahl erhalten. Vor fünf Jahren verlor er schon mal eine Wahl, damals allerdings aus anderen Gründen. Der Fall zeigt, wie weit nach rechts die Partei gerückt ist.

Manchmal nimmt das Schicksal komische Wendungen: Es war im Oktober 2019, als Thomas Röckemann auf dem Landesparteitag der AfD als NRW-Vorsitzender abgewählt wurde. Es war das Ende eines Machtkampfes um die politische Ausrichtung einer Partei, die sich noch nicht sicher war, wie weit rechts sie stehen möchte. Röckemann stürzte damals vor allem über diejenigen, die in der Partei als gemäßigt galten - und über seine besondere Nähe zu Rechtsaußen Björn Höcke. Doch diese Gemäßigten scheint es nicht mehr zu geben - und das Beispiel Röckemann wird dafür zum Sinnbild.

"Freundliches Gesicht der NS"

Denn nur fünf Jahren nach seinem Sturz verliert der, der 2019 für den Geschmack vieler Parteimitglieder noch "zu weit rechts" stand, erneut eine Wahl. Diesmal allerdings gegen einen, der "noch weiter rechts" steht als Thomas Röckemann. Der Dortmunder Matthias Helferich gewann bei der Verteilung der Listenplätze für die Bundestagswahl das Rennen um Platz 6 gegen den Anwalt aus Minden. Und das sagt weniger über die Eignung des Mindeners als vielmehr über die Gesinnung der Partei insgesamt. Denn Helferich gilt als noch engerer Vertrauter von Höcke. Gegen ihn läuft sogar ein Parteiausschlussverfahren, weil er sich in Chats als "freundliches Gesicht des NS" bezeichnet haben soll. Wer es innerhalb der AfD wegen rechter Äußerungen auf die Abschluss-Liste schafft, dessen politische Ausrichtung dürfte für manche im Bereich des kaum noch vorstellbaren liegen.

Der Mindener ist kein Menschenfänger

Womöglich hatte man ihm auch deshalb Thomas Röckemann bei der Wahl als Konkurrent entgegengestellt: In der Hoffnung, dass der "sehr rechte" Röckemann gegen den "noch rechteren, aber womöglich bald parteiexternen" Helferich bestehen könne. Das ist Spekulation, aber unwahrscheinlich ist es nicht. Die AfD wird vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischen Verdachtsfall eingestuft. Die Partei kann eigentlich gerade kein Interesse daran haben, offene NS-Sympathisanten prominent zu platzieren. Nur: Röckemann fand gegen Helferich keine Mehrheit und verlor die Wahl. Auch Platz 12 konnte der Mindener nicht ergattern. Wenn er also nicht doch noch irgendwo nachrückt, dürfte es trotz einer bundesweiten Zustimmung von knapp 20 Prozent für die Partei schlecht für ihn aussehen mit einem Einzug in den Bundestag.

Bei Auftritten oft unsouverän und aufgeregt

Dass Thomas Röckemann vom Chef der NRW-AfD zu demjenigen absteigt, der vermutlich nur auf Grund des bundesweiten Erfolgs der Partei überhaupt in den Landtag nachrückt, hat zwei Gründe. Röckemann poltert zwar gerne politisch, bei spontanen Auftritten wirkt er jedoch oft unsouverän und aufgeregt. Dort stottert er sich durch seine Statements und wirkt alles in allem unorientiert. Der Mindener ist kein Menschenfänger. Sein Abstieg sagt aber auch viel über den Zustand der AfD. Vor fünf Jahren war der rechte Flügel der Partei um Röckemann vielen Mitgliedern zu extrem. Heutzutage kann es offenbar nicht mehr extrem genug sein. Diese Entwicklung ist besorgniserregend.

Bildunterschrift: 2019 verlor Thomas Röckemann den Posten als Chef der NRW-AfD - damals noch, weil er vielen zu weit rechts in der Partei stand.


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Kölner Stadt-Anzeiger Online, 10.01.2025:

Thomas Röckemann zieht wohl wieder in den NRW-Landtag ein

10.01.2025 - 07.00 Uhr

Ex-AfD-Landeschef vor Comeback

Von Oliver Auster

Auf einen Listenplatz hatte der Anwalt, der derzeit Fraktionschef im Kreistag Minden-Lübbecke ist, es nicht geschafft.

Überraschendes Comeback im Landtag: Der ehemalige AfD-Landeschef Thomas Röckemann (60) soll nach der Bundestagswahl in die Fraktion nachrücken. Für ihn wird ein Platz durch den bisherigen Abgeordneten Daniel Zerbin frei, der nach aktuellem Stand nach Berlin wechseln wird.

Zerbin wurde von der AfD auf Platz 13 der Landesliste gewählt. Parteiintern geht man davon aus, dass die Liste locker bis Platz 20 zieht. Selbst bei einem Erdrutsch bei den Wahlumfragen könnte Zerbin nichts passieren. Röckemann wiederum hatte es bei der letzten Landtagswahl nicht mehr ins Parlament geschafft, ist nun als Nachrücker dran - und steht parat.

"Für mich ist die Erringung eines politischen Mandats die Krone eines politischen Lebens. Daher würde ich das Mandat natürlich annehmen", so Röckemann zum "Kölner Stadt-Anzeiger". Der AfD-Politiker arbeitet als Anwalt, zudem ist er Vorsitzender der AfD-Fraktion im Kreistag Minden-Lübbecke und Sprecher des AfD-Bezirks Ostwestfalen-Lippe.

Europa-Wahlliste und Aufstellung für die Bundestagswahl hatte Röckemanns nicht geschafft

Nun kommt Röckemann wohl zurück auf die größere politische Bühne - was er zuletzt zwei Mal nicht geschafft hatte: Erst scheiterte Röckemann bei dem Versuch, auf die Liste zur Europa-Wahl zu kommen. Dann fiel er bei der Aufstellung für die Bundestagswahl Anfang Januar durch.

Bei der AfD-Versammlung in Marl hatte Röckemann sich erst für Platz 6 beworben. Er verlor gegen den umstrittenen Bundestagsabgeordneten Matthias Helferich. Auch ein zweiter Anlauf Röckemanns (für Listenplatz 12) ging schief. Der Politiker tritt zwar auch als Direktkandidat in Minden-Lübbecke an, aber in dem Wahlkreis ist er chancenlos.

Mit der Aussicht auf Düsseldorf statt Berlin hat der Politiker sich offensichtlich arrangiert. Auch im Landtag wolle er sich vor allem des Themas Genital-Verstümmelungen annehmen, die "endlich tatsächlich verfolgt werden" müssten. "Ich werde den Opfern eine Stimme geben", so Röckemann.

Röckemann zählt zum Vincentz-Lager

Der Politiker war von 2017 bis 2019 Chef der AfD in NRW und durch einen der zahlreichen Machtkämpfe innerhalb der Partei sein Amt losgeworden. Während man ihm früher Nähe zum Rechtsaußen-Flügel von Björn Höcke nachsagte, wird Röckemann inzwischen zum Lager des heutigen AfD-NRW-Chefs Martin Vincentz gezählt. Von daher dürfte Vincentz - der auch Fraktionschef im Landtag ist - sich über den Neuzugang freuen.

Übrigens könnte auch bei der SPD-Fraktion durch die Bundestagswahl ein Platz im Landtag frei werden: Der Abgeordnete Serdar Yüksel tritt als Direktkandidat in Bochum an und hat gute Chancen, in den Bundestag zu wechseln. Für ihn würde Frank Sundermann aus dem Kreis Steinfurt nachrücken. Auch Sundermann war 2022 aus dem Landtag geflogen.

Bei den anderen Fraktionen gibt es keine Bundestagskandidaten. Allerdings könnte sich bei der Kommunalwahl im September noch einiges tun, wenn Landtagsabgeordnete als Bürgermeister kandidieren (und gewinnen sollten). So tritt zum Beispiel die Grünen-Abgeordnete und Landtags-Vizepräsidentin Berivan Aymaz in Köln an.

Bildunterschrift: Wieder zurück auf der NRW-Polit-Bühne: Thomas Röckemann.

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Mindener Tageblatt, 07.01.2025:

Niederlage für Röckemann

AfD-Politiker bekommt keinen Listenplatz

Ilja Regier

Minden. Der heimische AfD-Politiker Thomas Röckemann hat beim Landesparteitag zur Listen-Aufstellung für die Bundestagswahl eine Niederlage erlitten. Der Mindener kandidierte am vergangenen Freitag in Marl gegen den Dortmunder Matthias Helferich bei den Rechtspopulisten um Listenplatz sechs und unterlag.

Sollten sich die aktuellen Umfragewerte bei der Wahl bestätigen, werden wohl die ersten zwanzig Listenplätze des AfD-Landesverbands einen Sitz in Berlin erhalten - Röckemann hat keinen der vierzig Plätze erhalten. Er konnte bei der weiteren Abstimmung auch nicht den Listenplatz zwölf für sich gewinnen, den bekam Stefan Keuter aus Essen. Der Mindener Anwalt, der vom AfD-Kreisverband zum Direktkandidaten bestimmt wurde, müsste sich für einen Einzug in den Bundestag in seinem Wahlkreis gegen unter anderem Oliver Vogt (CDU), Fabian Golanowsky (SPD), Schahina Gambir (Grüne) und Frank Schäffler (FDP) durchsetzen.

In Marl verlor der Mindener Platz sechs an den auch in der Partei umstrittenen Helferich, 224 stimmten für Röckemann, 245 Delegierte mehrheitlich für den Dortmunder. Er gilt als Vertrauter des rechtsextremen Björn Höcke und hatte sich in Chats als "freundliches Gesicht des NS" bezeichnet. Gegen ihn läuft unter anderem deswegen ein Parteiausschlussverfahren, ohnehin wird die AfD auf Bundesebene als so genannter Verdachtsfall des Rechtsextremismus geführt. Eine aktuelle MT-Anfrage zu den Ergebnissen aus Marl ließ Röckemann unbeantwortet.

Auch der einstige Landeschef Röckemann suchte in der Vergangenheit stets die Nähe zum Vorsitzenden der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag. 2023 trat Röckemann mit Rechtsaußen Höcke in Hessen auf und gab im Vorfeld an, dass er sich darüber freue. Der Rechtsanwalt zählte zu dem aufgelösten völkisch-nationalistischen Flügel von Höcke. Zuletzt kandidierte der Mindener für den 16. Listenplatz zur Europa-Wahl 2024, auch damals unterlag das Kreistagsmitglied.

Bildunterschrift: AfD-Politiker Thomas Röckemann war in Marl zweimal unterlegen.

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Am 4. Januar 2025 unterlag Thomas Röckemann (Minden) Stefan Keuter (aus Duisburg) bei der Wahl um Listenplatz 12 (Bundestagswahl) beim Parteitag vom "AfD"-"Landesverband Nordrhein-Westfalen" in Marl.

Am 3. Januar 2025 unterlag Thomas Röckemann (Minden), beim Parteitag der NRW-"AfD" in Marl, bei der Wahl um Listenplatz 6 zur Bundestagswahl mit 224 gegen 245 Stimmen Matthias Helferich aus Dortmund.

Am 7. Dezember 2024 wurde Thomas Röckemann vom "Kreisverband Minden-Lübbecke" der Partei "AfD", einstimmig zum Direktkandidaten im Wahlkreis Minden-Lübbecke I für die Bundestagswahl 2025 gewählt.

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