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die tageszeitung Online , 21.11.2024 :

Rechtsextremistin Haverbeck ist tot / Ausgeleugnet

21.11.2024 - 13.48 Uhr

Einst kamen bei ihr Nationalisten und linke Ökos zusammen. Später wurde sie als Holocaust-Leugnerin berühmt. Jetzt ist Ursula Haverbeck gestorben.

Von Andreas Speit

Mit einem Lächeln betrat die Dame stets den Gerichtssaal. Eine Entourage im Schlepptau, die sich im Publikumsbereich platzierte, während sich der Star der Szene mal wieder auf die Anklagebank setzte. Schnell schaute sie meist noch mal zu den Mitstreitenden, nickte ermutigend. Der Saal war ihre Bühne. Die Justiz der Bundesrepublik ihr Feind. Im Alter von 96 Jahren ist Ursula Haverbeck jetzt verstorben. Mit ihr verliert die rechtsextreme Szene die Grande Dame der Holocaust-Leugnung. Viel Kondolenz findet sich so auch auf den Social-Media-Profilen von rechtsextremen Parteien und Rechtsrock-Projekten.

Am Mittwochabend hatte der Bundesvorstand der Kleinstpartei "Die Rechte" um den Bundesvorsitzenden Christian Worch den Tod vermeldet. Das "Rock Hate Forum" berichtete zuvor von dem Ableben. In diesem Milieu wurden ihre Leugnungen des Holocaust als Heldentaten gefeiert, sie selbst zu "Deutschlands mutigster Dissidentin" stilisiert.

Der Dame gefielen der Applaus und die Relevanz. 2019 kandidierte sie für "Die Rechte" zur Europa-Wahl. Eine politische Provokation, da sie am Wahltag trotz ihren hohen Alters gerade in Haft war. Überhaupt suchte sie gern den inszenierten Skandal. Während eines Gerichtsverfahrens gegen einen ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS stellte sie sich 2015 vor das Gebäude und erklärte: "Auschwitz war kein Vernichtungslager." Der Rechtsextremist Thomas Wulff begleitetet sie. Für das ehemalige NPD-Bundesvorstandsmitglied war sie die "Traum-Großmutter".

Die studierte Pädagogin und Philosophin erklärte aber nicht nur, dass der Holocaust die "größte und nachhaltigste Lüge der Geschichte" sei oder forderte vom Zentralrat der Juden forensische Beweise für die Vergasungen in Auschwitz; sie sorgte sich auch über die Auswüchse des Kapitalismus mit seiner Lebens- und Natur-Verachtung. Schon 1963 gründete die gebürtige Ursula Wetzel mit ihren späteren Mann, Werner Georg Haverbeck, das "Collegium Humanum" als "Akademie für Umwelt und Lebensschutz".

Ökologischer Rassismus

Ihr Mann, einst SS-Mitglied, hatte sich der Anthroposophie zugewendet. In dem Collegium in Vlotho kehrten in den 1970er Jahren auch linke Ökologie-. Friedens- und Anti-Atom-Bewegte ein. 1972 schloss sich das Collegium dem rechtsextremen "Weltbund zum Schutz des Lebens" (WSL ) an, der Zuwanderung offen als "ökologisches Problem" ablehnte. Über Jahre war Haverbeck Präsidentin des WSL.

1987 stellte das Ehepaar das "Projekt Umstellungsbetreuer" vor, welches die "Vorzüge und Notwendigkeiten des ökologischen Landbaus einer breiten Schicht von Bauern bewusst machen" sollte und sich darum bemühte, "Ausbildungsnachwuchs für den ökologischen Landbau" zu gewinnen.

In dieser Zeit begann Haverbeck, die dem Verein nach dem Tod ihres Mannes 1999 vorsaß, auch verstärkt, den Holocaust zu verharmlosen. Beim Amtsgericht in Bad Oeynhausen war der Verein dennoch als gemeinnützig registriert. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe bestätigte gegenüber der taz 2008 die Anerkennung als "Träger der Jugendhilfe". Dieser Status ermöglichte auch die Bezuschussung durch die Stiftung Deutsche Jugendmarke. 2008 erfolgte aber auch das Verbot das Vereins und dessen Teilorganisationen. Ebenfalls betroffen war der Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten, den sie 2003 mit Horst Mahler gegründet hatte.

Die Verbote und Verurteilungen dürfte Haverbeck als Bestärkung und Bestätigung bewertet haben. Die Unbelehrbare lehrte ihre Lügen bei Szene-Veranstaltungen und -Aufmärschen gerne jüngeren Gleichgesinnten. Am 26. Juni verurteilte das Landgericht Hamburg Haverbeck wegen Volksverhetzung zu einer Haftstrafe. Diese muss sie nun nicht mehr antreten.

Bildunterschrift: Ihre letzte Show: Haverbeck im Juni während ihres Prozesses vor dem Hamburger Landgericht.

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Westfalen-Blatt Online, 06.09.2022:

Prozess um ehemaliges Grundstück von Ursula Haverbeck

06.09.2022 - 18.30 Uhr

Holocaust-Leugnerin (93) lässt sich Bestattung auf Privatfriedhof in Vlotho zusichern

Vlotho. Die verurteilte Holocaust-Leugnerin und rechtsextreme Aktivistin Ursula Haverbeck (93) könnte einst in Vlotho bestattet werden. Auf einem Privatfriedhof, auf dem nach vorliegenden Informationen schon ihre Eltern, ihr 1999 verstorbener Ehemann Werner Georg Haverbeck und ihre Schwester in Urnen beigesetzt worden sind, soll sie dann ebenfalls ihre letzte Ruhestätte finden dürfen.

Von Heike Pabst

Das Verwaltungsgericht Minden hat im Juni das Urteil in einem Prozess gesprochen, der sich seit 2019 hingezogen hatte (Aktenzeichen 10 K 3582/19). Darin ging es um einen Privatfriedhof in Vlotho. Im Vorfeld des Prozesses hatte der Kreis Herford dem heutigen Grundstückseigentümer die Genehmigung für diesen Friedhof entzogen. Die Begründung des Kreises dafür war, die Genehmigung vom 18. Juni 1973 sei rechtswidrig erteilt worden.

Gegen diesen Bescheid wehrte sich der aktuelle Besitzer des Grundstücks umgehend juristisch. Das Verwaltungsgericht gab ihm jetzt Recht und hob den Bescheid des Kreises Herford auf: Unter anderem sei der Kreis nicht berechtigt gewesen, die Genehmigung zu entziehen.

Stadt Vlotho wird das Urteil nicht anfechten

Bei diesem Grundstück in Vlotho handelt es sich nach Informationen dieser Zeitung um ehemaligen Besitz von Ursula Haverbeck-Wetzel. Sie hat das Grundstück zwar verkauft, doch aus dem Gerichtsurteil geht nun hervor, "dass sich die vormalige Eigentümerin im Vertrag über den Grundstücksverkauf nach unbestrittener Behauptung des Klägers ein Begräbnis auf dem Grundstück hat zusichern lassen."

Die Stadt Vlotho hat das Urteil aus Minden eingehend geprüft und nicht vor, es anzufechten. Auf Anfrage dieser Zeitung teilt die Verwaltung mit: "In der Stadt Vlotho gibt es mehrere rechtmäßig genehmigte Privatfriedhöfe. Seitens der Stadt Vlotho wird es keine Initiative zum Widerruf der Erlaubnis zur Bestattung auf diesem Grundstück geben."

Städtischer Friedhof liegt in der Nähe des jüdischen Friedhofs

Eine denkbare Alternative zu einer Bestattung in privatem Rahmen auf einem abgelegenen Waldgrundstück wäre, Ursula Haverbeck nach ihrem Ableben etwa auf dem städtischen Friedhof beizusetzen. Der Valdorfer Friedhof, da ist man sich in der örtlichen Kirchengemeinde einig, steht nicht zur Verfügung. Und auf dem städtischen Friedhof läge das Grab zum einen quasi im öffentlichen Raum an zentraler Stelle in der Stadt - zum anderen in der Nähe des jüdischen Friedhofs Wasserstraße.

Eine Stellungnahme von Ursula Haverbeck oder dem neuen Grundstücksbesitzer dazu gibt es nicht. Eine Anfrage dieser Zeitung bei Haverbecks Anwalt Wolfgang Nahrath blieb bislang unbeantwortet, Nahrath berief sich auf seine Mandatsschutz-Pflicht.

Bildunterschrift: Ursula Haverbeck neben ihrem Anwalt Wolfgang Nahrath vor Gericht (Archivbild): Die Vlothoerin ist mehrfach vorbestrafte Holocaust-Leugnerin. In Vlotho leitete sie einst mit ihrem Mann das "Collegium Humanum". Der Verein wurde 2008 verboten.

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Am 20. November 2024 verstarb, die am 8. November 1928 geborene Shoa-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel (aus Vlotho), die sich weigerte, eine Haftstrafe wegen Volksverhetzung anzutreten, mit 96 Jahren.

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