Westfalen-Blatt Online ,
21.11.2024 :
Galionsfigur der Neonazis: Ursula Haverbeck (96) ist tot
21.11.2024 - 10.12 Uhr
Holocaust-Leugnerin aus Vlotho widersetzte sich bis zuletzt ihrem Haftantritt
Vlotho. Die Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck aus Vlotho ist tot. Das wurde dem Westfalen-Blatt am Donnerstag (21. November) aus Behördenkreisen bestätigt.
Von Christian Althoff
Haverbeck wurde 96 Jahre alt und hatte sich bis zuletzt geweigert, eine Haftstrafe wegen Volksverhetzung anzutreten. Rechtsextreme versuchten am Mittwochabend (20. November) auf "X", die Verstorbene als Märtyrerin darzustellen. "Sie starb im Gefängnis für ihre Überzeugung", hieß es dort zum Beispiel.
Das waren allerdings Fake News. "Frau Haverbeck hat ihre Strafe bei uns nicht angetreten", sagte ein Sprecher des Justizkrankenhauses in Fröndenberg (Kreis Unna) am Donnerstag (21. November). Das Krankenhaus hatte sich seit Monaten auf die Aufnahme des ältesten Häftlings in NRW vorbereitet. Dort war ein Krankenzimmer zu einem Haftraum für Haverbeck umgestaltet worden.
Ursula Haverbeck wurde 1928 in Hessen als Ursula Wetzel geboren und studierte Philosophie und Pädagogik. 1970 heiratete sie den früheren SS-Untersturmführer Werner Georg Haverbeck (1909 - 1999), mit dem sie 1963 in Vlotho den Verein "Collegium Humanum" gegründet hatte, angeblich eine "Akademie für Umwelt und Lebensschutz". Ursprünglich eine Versammlungsstätte für die Öko-Bewegung, Linke und Atomkraftgegner, wurde das "Collegium Humanum", das in Vlotho über ein großes Haus mit etwa 50 Betten verfügte, ab den 80er Jahren zu einem Treffpunkt für Rechtsextreme und Neonazis.
Innenminister verbot Vereine
Das Gebäude im Stadtteil Valdorf war ab 2003 auch Sitz des von Ursula Haverbeck mitgegründeten "Vereins zur Rehabilitierung der wegen Bestreiten des Holocaust Verfolgten", der fünf Jahre später von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) als verfassungswidrig verboten wurde. Auch gegen das Collegium Humanum erging ein Vereinsverbot - wegen fortgesetzten Leugnens des Holocausts.
Brief an Detmolds Bürgermeister
Haverbeck, deren Ehe kinderlos blieb, unterhielt persönliche Kontakte zu Vertretern der NPD und der Partei "Die Rechte". In den vergangenen 20 Jahren wurde die Vlothoerin immer wieder wegen Leugnens des Holocausts verurteilt. So schrieb sie 2016 an den Detmolder Bürgermeister, das Vernichtungslager Auschwitz sei "eindeutig" ein Arbeitslager gewesen. Hintergrund war der in Detmold geführte Prozess gegen den früheren SS-Wachmann Reinhold Hanning. Dieses Verfahren diene nur dazu, die These vom Arbeitslager zu widerlegen, meinte Haverbeck.
Nur einmal musste sie ins Gefängnis
Haverbeck kam immer wieder mit Geld- oder Bewährungsstrafen davon. Nur einmal musste sie tatsächlich ins Gefängnis: Bis November 2020 saß sie zweieinhalb Jahre in der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Brackwede im geschlossenen Vollzug. Gegen ihre Sympathisanten erließ die Gefängnisleitung ein Besuchsverbot, aber Vertreter der Jüdischen Gemeinde besuchten die Inhaftierte. Am 9. November 2019, dem Jahrestag der Reichspogromnacht, demonstrierten Neonazis aus vielen Teilen Deutschlands in Bielefeld für die Freilassung Haverbecks. 14.000 Gegendemonstranten stellten sich ihnen entgegen.
Führerschein abgegeben
Zuletzt wurde Ursula Haverbeck 2022 in Berlin wegen Leugnens des millionenfachen Mordes an Juden zu einem Jahr Haft ohne Bewährung verurteilt. Obwohl das Kreisgesundheitsamt Herford eine Inhaftierung mit entsprechender medizinischer und pflegerischer Versorgung für vertretbar hielt, weigerte sich die 95-Jährige, die Haft im Justizkrankenhaus Fröndenberg anzutreten. Haverbeck war bis zuletzt geistig voll auf der Höhe und führte auch ihren Haushalt noch weitgehend selbst. Vor einigen Wochen hatte sie wegen unsicheren Fahrens ihren Führerschein abgeben müssen.
Bildunterschrift: Die Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck ist tot.
Bildunterschrift: Ursula Haverbeck vor zwei Jahren in ihrem Wohnzimmer in Vlotho.
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Am 20. November 2024 verstarb, die am 8. November 1928 geborene Shoa-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel (aus Vlotho), die sich weigerte, eine Haftstrafe wegen Volksverhetzung anzutreten, mit 96 Jahren.
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