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Nachrichten: Shoa-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel verstorben , 20.11.2024 :

Tages-Chronologie von Mittwoch, 20. November 2024

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Pressespiegel überregional


Norddeutscher Rundfunk, 20.11.2024:
Süleyman Taşköprü: Wer war das Hamburger Opfer des NSU?

MiGAZIN, 20.11.2024:
Rechtsterror / Ruhr-Uni Bochum soll Hamburger NSU-Mord aufarbeiten

Kontext: Wochenzeitung Online, 20.11.2024:
Buch "`Reichsbürger` im Südwesten" / Die Radikalisierung des Ingo K.

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Mittwoch, 20. November 2024


Am 28. Oktober 2012 wurde das restaurierte jüdische Ensemble in Petershagen, unter dem Motto "Wisse, vor wem du stehst!", auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft Alte Synagoge e.V. eröffnet sowie eingeweiht.

Am 20. November 2024 veröffentlichte die "Neue Westfälische" einen Artikel von Lukas Brekenkamp über "Die rechtsextreme Szene in OWL - Welche rechtsextremen Gruppen spielen hier eine besondere Rolle?".

Am 20. November 2024 verstarb, die am 8. November 1928 geborene Shoa-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel (aus Vlotho), die sich weigerte, eine Haftstrafe wegen Volksverhetzung anzutreten, mit 96 Jahren.


www.synagoge-petershagen.de

www.facebook.com/synagoge.petershagen

www.mbr-owl.de

www.gegenrechts.info

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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Mindener Tageblatt, 20.11.2024:
Mehr Schutz für die Synagoge

Mindener Tageblatt, 20.11.2024:
Petershagen / Kameras und Notfall-Tasten für ehemalige Synagoge

Neue Westfälische, 20.11.2024:
Die rechtsextreme Szene in OWL

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Mindener Tageblatt, 20.11.2024:

Mehr Schutz für die Synagoge

Verbesserte Alarmanlage, Kamera-System und durchwurfsichere Fenster - für das Ensemble an der Goebenstraße und die Ehrenamtlichen wird die Sicherheit erhöht / Doch es gibt Grenzen

Oliver Plöger

Petershagen. In Minden wird die Synagoge rund um die Uhr durch die Polizei bewacht, in Petershagen nicht. Doch die Ehrenamtlichen hier machen sich Sorgen, was das Ensemble aus ehemaliger Synagoge mit Gebetsraum, dem Ritualbad sowie der einstigen jüdischen Schule an der Goebenstraße betrifft. Darauf weist Frank Quest aus der Stabsstelle für Stadtmarketing hin, ebenfalls Geschäftsführer im Trägerkreis Alte Synagoge Petershagen. Jetzt soll es Sicherungen geben, darunter Kamera-Überwachung und Notfall-Tasten.

Frank Quest hat es im Ausschuss für Kultur- und Heimatpflege deutlich gemacht: "Die Ehrenamtler dort machen sich seit vorigem Jahr Gedanken um ihre Sicherheit: sowohl um die eigene Sicherheit, wenn sie dort sind, als auch um die Sicherheit des Gebäudes." Anlass sei der 7. Oktober 2023 gewesen: Die radikal-islamistischen Hamas und andere Gruppen hatten mehr als 1.100 Menschen in Israel getötet und 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Seither tobt der Krieg.

Anschläge hat es auch auf Denkmäler gegeben

Synagogen etwa in Minden werden nach einem Erlass des Innenministeriums rund um die Uhr durch Polizeikräfte gesichert. "Auch wir als Stadt Petershagen müssen das sehr ernst nehmen, können nicht sagen: Es passiert ja nichts. Wir haben keine Jüdische Gemeinde mehr, unsere Synagoge ist auch nicht auf dem Display wie die Synagoge in Minden." Dennoch könne man die Bedenken der Ehrenamtler verstehen. "Wir versuchen mit den geringen Mitteln, die wir haben, etwas für die Sicherheit zu tun." Die Polizei habe verstärkt Streifen zugesagt, die vorhandene Alarmanlage werde modernisiert, es werden Notfall-Tasten installiert, gleichzeitig gibt es ein Kamera-System für den Eingang. Die Polizei des Kreises Minden-Lübbecke habe den Bürgerverein entsprechend beraten, ebenfalls die Sicherheitsfirma Sichtel.

Laut Quest sollen auch die Fenster verstärkt werden, entweder mit durchwurfhemmenden Folien oder mit Sicherheitsglas. "Da ist die Entscheidung noch nicht gefallen - auch das ist eine Frage des Geldes." Eine Unterstützung wie sonst durch die NRW-Stiftung, die die bestehende Gebäudesubstanz sichert und die Sanierung etwa des Westgiebels sichergestellt hatte, werde es diesmal nicht geben, so Quest.

Wolfgang Battermann aus dem Vorstand des Bürgervereins betonte auf MT-Anfrage ebenfalls die Bedeutung der Synagogen-Überwachung - auch wenn Petershagen keine aktive Gemeinde mehr hat. "Wir sind hier fast täglich mit Besuchern in der Synagoge, nicht nur während der offiziellen Öffnungszeiten, auch an anderen Tagen." Angesichts der politischen Lage und Stimmung könne er verstehen, dass es Sorgen gebe. Es werde Zeit, dass auch die Überwachung in Petershagen verstärkt werde.

Battermann lobt in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit der Polizei, die eine entsprechende Gefährdungsanalyse erarbeitet hatte. Und Quest: "Natürlich wird es hier bei uns keine Sicherheitsschleuse geben wie in Minden, der jetzt erarbeitete Schutz ist aber sinnvoll, auch wenn man nie ganz ausschließen kann, dass etwas passiert." Dass die Polizei die Synagoge bereits im Blick hat, habe er selbst schon "im Alltag" mitbekommen. Als er morgens zur Synagoge ging, um mit dort beschäftigten Handwerkern zu sprechen, sei er von den Beamten direkt angesprochen worden. Er habe die Situation klären können.

Auf Nachfrage im Ausschuss machte Quest noch deutlich: Bislang sei an der Alten Synagoge noch nichts passiert, was antisemitische Vorfälle angeht. Alle hoffen, dass das so bleibt.

Dass die Sorge der Petershäger Arbeitsgemeinschaft auf keinen Fall unbegründet ist, zeigen zwei Anschläge, die es auf die unter Denkmalschutz stehende, aber mittlerweile verfallende Hofsynagoge in Detmold gegeben hat. Ermittelt wird aktuell, ob es sich um einen antisemitischen Hintergrund handelt.

Der Autor ist erreichbar unter Oliver.Ploeger@MT.de.

Bildunterschrift: Die Aktiven der Alten Synagoge machen sich Sorgen um die Sicherheit - auch um die der Besuchenden. Darauf wird jetzt reagiert.

Bildunterschrift: Die Alte Synagoge ist ein Museum mit beeindruckenden Gegenständen aus dem jüdischen Leben in Petershagen.

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Mindener Tageblatt, 20.11.2024:

Petershagen / Kameras und Notfall-Tasten für ehemalige Synagoge


Angesichts der Bedrohungslage wünschen sich Ehrenamtliche in Petershagen mehr Sicherheit. Jetzt werden an und in der Alten Synagoge Kameras und Notfall-Tasten installiert.

Seite 7

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Neue Westfälische, 20.11.2024:

Die rechtsextreme Szene in OWL

Sie heißen Identitäre Bewegung, "Aktion Hermannsland" oder "Die Heimat" - und sind in der Region aktiv / Welche rechtsextremen Gruppen spielen hier eine besondere Rolle? / Eine Übersicht

Lukas Brekenkamp

Bielefeld. Der rechtsextremen Szene in OWL gehören laut Verfassungsschutz 600 Anhänger an. Mehrere Gruppierungen sind hier aktiv. Manche versuchen, in Sozialen Medien Anschluss zu finden. Andere agieren eher konspirativ und abgeschottet. Recherchen, der NRW-Verfassungsschutz und die Mobile Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus in OWL (MBR) geben eine Übersicht über besonders prominente Gruppierungen in der Region.

"Der bedeutendste und einflussreichste Akteur in der Region ist unserer Ansicht nach die AfD und ihre Jugendorganisation, die Junge Alternative", urteilt ein Mitarbeiter der MBR über die extreme Rechte. Schon früh habe sich eine große, inhaltliche Nähe zum völkisch-nationalistischen Flügel um Björn Höcke gezeigt. Gegründet hatte sich der mittlerweile formal aufgelöste Flügel durch die "Erfurter Resolution". Gleich mehrere Personen aus OWL, etwa aus den Kreisen Herford, Lippe, Gütersloh und Paderborn, tauchten auf Leaks der Unterzeichnerliste auf und haben teilweise noch immer Funktionen in der Partei inne. Die AfD gilt bundesweit für den Verfassungsschutz als "rechtsextremer Verdachtsfall", der Nachrichtendienst in NRW sieht solche Tendenzen beim Landesverband bisher nicht.

Gerade im Raum Paderborn, aber auch in anderen Teilen der Region, sieht der NRW-Verfassungsschutz derweil eine durchaus große Bedeutung des Flügels. So veranstaltet hier der "Alternative Kulturkongress" regelmäßig Diskussionen mit bekannten Rechtsextremisten wie Martin Sellner oder Höcke selbst. Der Verein, der laut Vereinsregister aufgelöst ist, aber weiter Veranstaltungen bewirbt, wird vom Nachrichtendienst als "Substruktur" des Flügels bezeichnet. Ehemalige Funktionäre gelten demnach als Anhänger der rechtsextremen Parteiströmung.

Der Mitarbeiter der MBR betont: "Die Junge Alternative ist eine wichtige Triebfeder der Radikalisierung in der AfD." In OWL sei die AfD-Jugendorganisation "gut vernetzt". Einige Mitglieder sind nicht nur in teils führenden Funktionen in Kreisverbänden aktiv, es gebe darüber hinaus personelle Überschneidungen zu extrem rechten Burschenschaften oder auch der Identitäre Bewegung.

Bei der Identitären Bewegung handelt es sich um eine prominente rechtsextreme Gruppierung, die ihren offiziellen Sitz im Kreis Paderborn hat, offenbar bei einem Mitglied des Vereins. Die Rechtsextremisten, die in der Vergangenheit vor allem durch öffentlichkeitswirksame Aktionen in der Vergangenheit aufgefallen sind, haben laut Experten mittlerweile ihre Taktik geändert. Statt klare Bezüge zur Identitären Bewegung zuzulassen, gründeten sich in den vergangenen Jahren eher anonyme Gruppen. In OWL hatte sich mit "Westfalens Eichensöhnen" eine entsprechende Gruppe gegründet. Auftritte in Sozialen Medien sind mittlerweile verschwunden. Antifaschisten wollen in einer Gruppe namens "Westfalens Erben" eine Art Nachfolge-Struktur gefunden haben.

Zuletzt gab es Durchsuchungen gegen Aktivisten dieser Gruppierung, sowie weiteren Rechtsextremen: nach Informationen dieser Redaktion zudem bei Mitgliedern der Gruppe "Freischar Westfalen" sowie "Aktion Hermannsland". Grund waren unter anderem Banner-Aktionen der Gruppen. Bei der "Freischar Westfalen" handelt es sich um eine recht neue Vereinigung, auch mit Bezug zur Szene der so genannten Staatsdelegitimierer.

Derweil handelte es sich bei "Aktion Hermannsland" um einen Zusammenschluss aus Personen aus der völkischen Szene in der Region, vor allem dem Kreis Lippe. Aufgefallen ist die Gruppe unter anderem durch medienwirksame Inszenierungen ihrer Aktionen in Sozialen Medien. Kurz nachdem die Gruppe allerdings auch im Fokus der Polizei stand und bei mindestens einem Mitglied durchsuchte, gab die Gruppe ihre Auflösung bekannt. Wie glaubwürdig diese ist, bleibt abzuwarten.

Der Verfassungsschutz sah in der Gruppe einen "Zusammenschluss verschiedener rechtsextremistischer Akteure in OWL im Umfeld der Neuen Rechten". Durch ihre Aktionen wolle "Aktion Hermannsland" insbesondere junge Menschen für ihre Zwecke rekrutieren. "Sie ist vor allem in den Sozialen Netzwerken Instagram und Tiktok vertreten, wo sie sich mit anderen Akteuren der Szene vernetzt hat", so eine Sprecherin.

Verbindungen gibt es nach Recherchen dieser Redaktion in die regionale völkische Szene - eine Szene, die in OWL besonders stark vertreten scheint. "Seit vielen Jahren sind völkische Familien in Ostwestfalen-Lippe aktiv. Sie waren unter anderem in sektenartigen Verbänden und Vereinen wie der "Heimattreuen Deutschen Jugend" oder der "Artgemeinschaft" organisiert, die mittlerweile verboten worden sind", berichtet ein Mitarbeiter der MBR. Zwei Familien aus Lippe, die teils bereits über Generationen in der völkischen Szene aktiv sind, stechen hierbei hervor und rufen auch den Verfassungsschutz auf den Plan.

Die "Artgemeinschaft" wurde beispielsweise im vergangenen Jahr verboten, begleitet von Durchsuchungen in Porta Westfalica (Kreis Minden-Lübbecke) bei einer Funktionärin aus den Strukturen. Szene-Beobachter berichten von einer zweistelligen Zahl an Anhängern, die hier aktiv waren - und auch nach dem Verbot ein enges Verhältnis zueinander zu pflegen scheinen.

Der NRW-Verfassungsschutz beobachtet derweil in der Region aber auch Personen aus dem Neonazi-Spektrum. Beispielsweise Anhänger der Partei "Die Heimat" (früher NPD), die sich größtenteils in den Jahren zuvor in der rechtsextremen Kleinstpartei "Die Rechte" organisierten. Vor mehr als einem Jahr reaktivierten mehrere Neonazis einen Kreisverband.

Weiterhin aktiv im Neonazi-Milieu sind derweil die "Mindener Jungs", eine Gruppe aus einer Handvoll Neonazis, die teils über viele Jahre in der Szene aktiv sind. Der Verfassungsschutz bezeichnet den Zusammenschluss als Kameradschaft.

Nicht alle der 600 Rechtsextremisten aus der Region, die sich in Parteien oder Gruppierungen organisieren, tun das auch zwangsläufig in OWL. Immer wieder gibt es Beispiele für Szene-Anhänger aus Ostwestfalen, die sich Strukturen in anderen Teilen von NRW oder der Republik angeschlossen haben.

Bildunterschrift: Immer wieder gehen Behörden gegen Rechtsextreme in der Region OWL vor, wie hier 2023 bei dem Verbot der Neonazi-Sekte "Artgemeinschaft" im Kreis Minden-Lübbecke.

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