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Neue Westfälische , 02.06.2005 :

(Lübbecke) Theologie und Politik / Alexander Räber führt durch die Stadt / Thema: Juden in Lübbecke

Von Tina Gallach

Lübbecke. Vorsichtig blättert Alexander Räber in seiner Mappe für die Wanderausstellung zum Thema Juden in Lübbecke. Darin gesammelt hat er große Bögen aus schwarzem Tonpapier, beklebt mit Fotos markanter Punkte aus der Stadt. Die Mappe liegt immer griffbereit, zehn Mal kam sie in den vergangenen vier Jahren zum Einsatz. Am 18. Juni führt Räber zum Thema "Geschichte der Juden in Lübbecke" durch die Stadt.

Seine Fotos sind meist großformatig und ordentlich beschriftet. Zu sehen sind Häuser ehemaliger jüdischer Familien der Stadt oder Aufnahmen von Grabsteinen auf dem alten jüdischen Friedhof. "Wenn man sich in Lübbecke mal richtig umschaut, findet man überall Spuren der jüdischen Familien, die bis zum Krieg hier gelebt haben", sagt Räber. Neben alten Villen und Grabsteinen gibt es hier inzwischen auch Straßenschilder und Hinweistafeln. Auf letztere ist Räber allerdings nicht angewiesen. Seitdem er 1976 als Berufsschulpfarrer nach Lübbecke kam, interessiert er sich für die Geschichte der Stadt - und die der Juden. Der studierte Theologe, Jahrgang 1942, und halbe Holländer, wuchs im Nachkriegsdeutschland mit den Geschichten seiner niederländischen Großeltern auf. "Dort hieß es oft 'die Frau Soundso hatte auch ihren Juden im Keller', weil dort drüben sehr viele Menschen während des Krieges Juden bei sich versteckt hatten", erinnert er sich.

Diese Anspielungen machten ihn neugierig und er stellte Fragen. Aus der Neugier des jungen Alexander Räber wuchs Interesse, später las er die großen Philosophen, setzte sich mit Fragen nach Menschsein und Menschlichkeit auseinander. Auch politisch engagierte er sich, "in den 60ern hatte ich mal den Spitznamen 'der rote Räber'", schmunzelt der zweifache Vater.

Mit 58 Jahren hing er den Lehrerberuf 2000 an den Nagel, widmet sich seitdem intensiv seinem Hobby. Zehn Mal hat er seine Wanderausstellung seitdem in evangelischen Kirchen präsentiert, ein Buch über das jüdische Leben in Lübbecke geschrieben und zahlreiche Kalender mit Bildern aus der Region entworfen, gestaltet und gedruckt. Sein liebstes Motiv für die Kalender ist das große Torfmoor in Nettelstedt. Zu jeder Tages- und Jahreszeit streift Räber mit seiner Kamera dort umher und bannt seine Eindrücke auf Zelluloid. "Das Moor hat auf mich eine unwahrscheinliche Anziehungskraft."

Nächstes Projekt des 2. Vorsitzenden des Lübbecker Kunstvereins ist ein Buch über Lübbecke. Viele Bilder hat er schon fertig, einiges fehlt noch. "Vor allem die Texte muss ich noch schreiben", sagt er. Aber er habe es nicht eilig. Schließlich solle das Ergebnis seiner Arbeit ja auch etwas hermachen.

Stadtführung zum Thema "Juden in Lübbecke" mit Alexander Räber, Samstag, 18. Juni, 14 Uhr, Treffpunkt Gänsemarkt. Anmeldung im Servicebüro der Stadt Lübbecke, Tel.: (0 57 41) 276-111.


lok-red.luebbecke@neue-westfaelische.de

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