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Lippische Landes-Zeitung , 28.05.2005 :

Bundesverdienstkreuz für den Hüter seines Bruders / Professor Dr. Paul Heinrich Wilhelm Harff wird geehrt

Barntrup (an). "Soll ich der Hüter meines Bruders sein" - dieses Zitat aus dem Buch Mose steht auf dem Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus in Barntrup. Ein Stein, der ohne das Engagement des langjährigen Barntruper Bürgermeisters Prof. Dr. Paul Harff vielleicht nicht stünde. Für sein Engagement erhielt er jetzt das Bundesverdienstkreuz.

"Er hat die Frage auf dem Gedenkstein für sich eindeutig mit `ja` beantwortet", bescheinigte ihm sein langjähriger Weggefährte Bürgermeister Herbert Dahle in seiner Laudatio. Wie kein zweiter habe Harff die Aussöhnung mit den ehemaligen jüdischen Mitbürgern betrieben. Daraus entstand eine tiefe Freundschaft, die auch im Rahmen der Feierstunde im Rathaus sichtbar wurde: Zwei Mitglieder der jüdischen Familie Katz aus Barntrup, die jetzt in Kalifornien leben, waren eigens zur Verdienstkreuzverleihung über den großen Teich gekommen.

Die Idee, Harff für das Bundesverdienstkreuz vorzuschlagen, hatte vor drei Jahren Herbert Dahle, der sich in der Feierstunde auch ganz persönlich für die 13 Jahre bedankte, in denen er mit Harff zusammenarbeitete.

Als Überbringer des Ordens ließ Landrat Friedel Heuwinkel die Verdienste revue passieren: Von 1979 an habe Prof. Dr. Harff 20 Jahre lang als ehrenamtlicher SPD-Bürgermeister die politische Arbeit in Barntrup geprägt. In seine Amtszeit fiel der Bau des "Neuen Hauses". Prof. Dr. Harff ließ dazu einen alten Hof neben dem Rathaus sanieren. Heute beherbergt der "Hof" ein Jugendheim. Die Steneberg`sche Fabrik, die er ebenfalls sanieren ließ, war eine ehemalige Zigarrenfabrik im Ortskern. Heute sind hier die Stadtbücherei und eine städtische Dienststelle untergebracht, aber auch Bürger wohnen hier.

Schwerpunkte habe Harff, so Heuwinkel, auch in der Kultur- und Jugendarbeit gesetzt. 1985 gründete er den Verein KOMM e. V. (Kommunaler eingetragener Verein für Jugend- und Sozialarbeit). Er warb finanzielle Zuwendungen der Städtischen Sparkasse Barntrup ein und sorgte für Ausstellungen des Vereins im Foyer der Sparkasse. An der Organisation von Marktplatzfesten am Weltkindertag beteiligte er sich aktiv. Den kulturellen Aufgabenbereich deckte der 1980 unter seiner Federführung gegründete Verein BABEK e. V. (Barntruper Arbeitsgemeinschaft für Bildung, Erziehung und Kunst) ab, deren erster Vorsitzender er heute noch ist. Der Verein organisiert Vorlesungen von Autoren und Wissenschaftlern, Konzerte verschiedenster Musikrichtungen und Ausstellungen der bildenden Künste. Viele Veranstaltungen bereitete Prof. Dr. Harff persönlich vor und begleitete sie. Sein besonderes Interesse galt und gilt der Geschichte der Stadt Barntrup zu Zeiten des Dritten Reiches.

Der Geehrte selbst quittierte die Ehrung bescheiden: Er freue sich zwar über die Auszeichnung. "Aber so etwas ist nur möglich, wenn man Mitstreiter hat", und bei denen bedankte er sich ausdrücklich.

28./29.05.2005
blomberg@lz-online.de

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