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Die Glocke , 18.12.2003 :

Kritik am Einsatz der Polizei-Spezialeinheit / Ehepaar stellt Anzeige: "Unnötige Härte"

Von Detlef P. Jotzeit

Ahlen (gl). "Mir zittern jetzt noch die Knie." Mit Schrecken denkt die 25-jährige Hotelfachangestellte an den "Überfall" zurück. "So etwas habe ich bislang nur aus dem Kino gekannt", berichtet die im fünften Monat schwangere Frau und meint damit den Einsatz der Spezialeinheit, die am Montag drei Ganoven nach einer spektakulären Jagd festgenommen hat (die Glocke berichtete).Doch nicht das Einbrecher-Trio, das auf der Flucht in eine Erdgeschoss-Wohnung in dem Mehrfamilienhaus an der Rottmannstra§e 173 eingedrungen war, hat die junge Frau, ihren Ehemann und dessen Schwester so in Angst und Schrecken versetzt. Vielmehr waren es die Polizeikräfte, die bei dem Einsatz auch die Dachwohnung des Ehepaares "gestürmt" hatten. "Mein Mann wollte gerade zur Arbeit gehen", schildert die 25-Jährige den Vorfall, "da drang das schwer bewaffnete Kommando in unsere Wohnung ein." Türen seien eingetreten, Einrichtungsgegenstände beschädigt und Teppichböden verschmutzt worden. Und das sei ärgerlich, "schließlich haben wir die Wohnung erst im März bezogen - alles war nagelneu." Aber nicht der materielle Schaden bringt das Ehepaar so in Rage, sondern das Vorgehen der "maskierten Zwei-Meter-Männer". "Die haben wohl gedacht, ich wäre einer von den Räubern", vermutet der 23-jährige Metallbauer. Gegen eine Überprüfung hätte er nichts einzuwenden gehabt, doch dass er dabei "verletzt" wurde, das sei nicht in Ordnung. "Ich habe die Anweisungen sofort befolgt, die Hände hoch gehalten und mich hingekniet", versichert er, trotzdem habe er einen Tritt in den Rücken bekommen und sei auf den Boden geworfen worden. Seine Frau bestätigt das und gesteht offen ein: "Ich hatte totale Panik und Angst um mein Baby." Schlie§lich hätten alle Pistolen gehabt und auch sie und ihre Schwägerin auf den Boden gedrückt. Erst nach Feststellung der Personalien hätten sie sich wieder frei bewegen dürfen. "Die Härte war absolut unnötig", steht für den Ehemann fest, und daher habe er auch Strafanzeige gegen die Einsatzkräfte gestellt. Er selbst wurde von seinem Arzt bis zum 24. Dezember krankgeschrieben, seine Frau suchte gestern Nachmittag noch ihren Gynäkologen auf, weil das Baby so unruhig war.


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