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Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische , 05.05.2005 :

Neubeginn am Hindukusch / Farid Ahmad Zarif kehrt nach vier Jahren Asyl zu Frau und Kindern zurück

Von Hans-Hermann Igges

Paderborn. Zum Abschied eine Termin beim Bürgermeister: Farid Ahmad Zarif, Asylant aus Afghanistan, kehrt in seine Heimat zurück. Dafür, dass ihm Paderborn vier Jahre lang eine neue Heimat war, bedankte er sich bei Heinz Paus.

Vor vier Jahren, auf dem Höhepunkt des Taliban-Terrors in Afghanistan, war er als ehemaliger Mitarbeiter der Stadtverwaltung in Kabul seines Lebens nicht mehr sicher: Farid Ahmad Zarif, damals 40 Jahre alt, verließ schweren Herzens Frau und vier Kinder in Kabul und floh über Tadschikistan nach Russland. Von da aus wollter er weiter in die Niederlande. Doch in Bayern machte die deutsche Polizei der Fluchtaktion ein Ende. Zarif stellte einen Asylantrag und kam ins Paderborner Land. Nach Lichtenau.

"Nur schade, dass wir Afghanen in Lichtenau keinen Deutsch-Unterricht bekommen haben, sonst könnte ich jetzt in Afghanistan Dolmetscher für deutsche Soldaten sein", lässt der 44-Jährige von seinem schon lange in Paderborn lebenden Landsmann Schafiq Assad übersetzen.

Assad nutzt jetzt seine Kontakte, die er über die Hilforganisation "Afghanistan-Hilfe Paderborn" unter Vorsitz von Prof. Dr. Waltraut Schöler nach Kabul inzwischen wieder hat, um dem Familienvater beim Neubeginn in der Heimat zu helfen. Assad, der auch Kontaktmann für die Schulbauten und ein Straßenkinderprojekt der Afghanistan-Hilfe ist, wirbt momentan dafür, dass möglicherweise die deutsche "Gesellschaft für technische Zusammenarbeit" Projekte am Hindukusch startet, die wiederum Männer wie Farid Ahmad Zarif brauchten könnte.

"Ein ehemaliger Kollege von Farid Ahmad Zarif hat uns gesagt, die Lage sei jetzt in Kabul wieder sicher für ihn", berichtet Schafiq Assad. "Grundsätzlich kann man das aber noch lange nicht von den anderen Orten und für alle Flüchtlinge sagen."

Entsprechend übten die Paderborner Behörden momentan keinen aktiven Druck auf die 256 in Paderborn lebenden Flüchtlinge aus Afghanistan aus, in ihr Land zurückzukehren, so Bürgermeister Heinz Paus. Freiwillige Rückkehrer nach Afghanistan sind denn auch noch die absolute Ausnahme. "Wir gehen aber davon aus, dass wir mittelfristig dahingehend motivieren, freiwillig zurück zu kehren. So verstehen wir schließlich auch das Recht auf Asyl, nämlich als Gastrecht auf Zeit."

Als "Motivationshilfen" gebe es derzeit für Rückkehrer neben der Übernahme des Flugtickets 500 Euro bis maximal 1.500 Euro als Starthilfe, wenn damit glaubhaft eine wirtschaftliche Existenz in Afghanistan begründet werden soll, berichtete Schafiq Assad. Auf die Frage, was er denn Frau und Kindern, die er vier Jahre nicht gesehen hat, aus Deutschland mitbringe, antwortete Farid Ahmad Zarif: "Eine positive Erinnerung."

05./06.05.2005
lok-red.paderborn@neue-westfaelische.de

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