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Neue Westfälische - Herford und Enger / Spenge , 07.09.2021 :

Die Stolpersteine glänzen wieder

Mitglieder der Initiative "Engeraner Manifest" organisierten Vortrag, Konzert und Rundgang

Britta Bohnenkamp-Schmidt

Enger. An drei Orten in der Widukindstadt hat der Künstler Gunter Demnig 2010 insgesamt acht so genannte "Stolpersteine" verlegt, die an das Schicksal früherer jüdischer Bürger in Enger erinnern.

Jede der kleinen Messingplatten an Werther- und Bahnhofstraße sowie am Kirchplatz erzählt die Geschichte eines Menschen, der während des Zweiten Weltkrieges Opfer des Holocausts wurde.

Während eines Rundganges, zu dem die Mitglieder der Initiative "Engeraner Manifest" eingeladen hatten, wurden die im Pflaster eingelassenen Steine jetzt geputzt und poliert, sodass sie nun für alle Vorübergehenden wieder besser sichtbar sind.

"Leider waren die Steine zuletzt kaum noch zu sehen, deshalb wollen wir sie jetzt regelmäßig putzen", kündigte Bernd Rammler vom Jugendzentrum Zebra an, wo der Rundgang startete. Rund 25 Personen schlossen sich der Aktion an. Musikalisch begleitet wurde der Erinnerungsspaziergang von Ramona Kozma, die auf ihrem Akkordeon jüdische Lieder spielte. Später am Abend trat sie als Teil der Formation "Picon" noch einmal mit Klezmer-Musik auf dem Mathildenplatz auf.

Bürgermeister Thomas Meyer legte an jedem Gedenkstein eine Rose nieder und dankte den Initiatoren vom "Engeraner Manifest" für ihr Engagement. "Es ist wichtig, die Geschichte sichtbar zu machen und in Erinnerung zu rufen", betonte das Stadtoberhaupt.

Am Abend zuvor hatte Heimatforscher Werner Brakensiek im Haus der Kulturen vor rund 40 Zuhörern über jüdisches Leben in Enger berichtet und dazu historische Bilder und Dokumente mitgebracht.

Bildunterschrift: Während des Rundgangs wurden auch die Stolpersteine am Kirchplatz gereinigt, die an die Familien Spanier und de Fries erinnern.

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- Donnerstag, 2. September 2021 um 19.00 Uhr -


Vortrag von Werner Brakensiek: Auf den Spuren jüdischen Lebens in Enger


Veranstaltungsort:

Haus der Kulturen (HdK)
Brandstraße 11
32130 Enger


Werner Brakensiek - www.werner-brakensiek.de - berichtet über die Synagogengemeinde und die Synagoge sowie über jüdische Familien in Enger seit 1691.

Die Schicksale der 21 Jüdinnen und Juden, die während der Zeit des Nationalsozialismus in Enger lebten, lassen sich recht genau nachzeichnen.


Veranstalterin: Haus der Kulturen (HdK): www.enger.de/Rathaus/Dienststellen/Haus-der-Kulturen-HdK-

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Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger, 03.01.2020:

Engeraner und Hiddenhauser starten Manifest gegen Rechts

Bürger haben die Möglichkeit, sich noch bis zum 28. Februar gegen Rechtspopulismus und Rassismus zu positionieren

Hiddenhausen / Enger. "Es ist Zeit. Zeit aufzustehen, Zeit sich zu bewegen, Zeit hinzusehen, Zeit den Mund aufzumachen, Zeit sich zu positionieren", heißt es im so genannten Engeraner Manifest, das das Jugendzentrum Kleinbahnhof jetzt zusammen mit dem Evangelischen Jugendzentrum Zebra initiiert hat.

Am Montag, 6. Januar, wird es nun dem Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer um 12.30 Uhr im Haus der Jugend in Hiddenhausen übergeben. Das Manifest steht für eine neue Form von Grenzsetzung im Sinne von "bis hierhin und nicht weiter". Eine neue Form des sich Einmischens immer dann, wenn Recht zu Unrecht wird, Mitmenschen das Menschsein abgesprochen wird, Angst und Hass in die Welt gestreut wird, ist darin festgeschrieben.

Bürger können sich in diesem Manifest mit einem kurzen Statement verewigen und ihre Position gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Populismus kundtun.

Position beziehen für demokratische Grundsätze

"Bilder in den Zeitungen, in den Nachrichten machen Angst, weil sie sich so ähneln mit Bildern aus den 1930er Jahren. Bilder von der Reichspogromnacht, der Juden-Verfolgung, der Missachtung von Menschenwürde und der Lust auf Leben", heißt es. Das Engeraner Manifest ist eine Erklärung von Menschen aus Enger und Umgebung, die durch ihre Unterschrift ein deutliches Zeichen setzen um eine Position für die so wertvollen demokratischen Grundsätze unserer Republik zu beziehen.

Ab Montag, 6. Januar, haben auch die Hiddenhauser Bürger die Möglichkeit, sich im Rahmen des Manifestes einzumischen und Position gegen Populismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu beziehen. Das Manifest liegt nach der Übergabe bis zum 28. Februar 2020 im Haus der Jugend Hiddenhausen aus.

"Bitte mischt Euch ein, haltet nicht den Mund, nur weil jemand lauter ist als ihr. Wir, das Team vom Haus der Jugend Hiddenhausen, wünschen euch allen einen guten Start ins Neue Jahr 2020", heißt es abschließend.

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Westfalen-Blatt / Vlothoer Zeitung, 15.04.2019:

Zeichen gegen Populismus

Engeraner Manifest unterzeichnet

Vlotho (gis). Mehr als 1.500 Unterschriften stehen bereits unter dem Engeraner Manifest. Es möchte kreisweit ein Zeichen setzten gegen zunehmenden Populismus, gegen die scheinbare Salonfähigkeit von Nationalismus, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.

Jan Brockelt, Leiter des Engeraner Kinder- und Jugendzentrums Kleinbahnhof, überbrachte das Manifest ins Jugendzentrum an der Langen Straße, wo es Bürgermeister Rocco Wilken unterschrieb. Mehr als 1.500 Unterschriften weist das Manifest bereits auf, das seit dem 9. November des vorigen Jahres im Kreis Herford herumgereicht wird.

Zur Zeit liegt das Buch mit Manifest und Unterschriftenliste während der Osterferien in der Stadtbücherei, die während der Ferien zu den üblichen Zeiten geöffnet hat. Später soll es an Schulen, im Rathaus, bei Fraktionssitzungen und auch auf dem Abendmarkt kursieren. Mindestens bis Ende Mai wird das Engeraner Manifest in Vlotho zur Unterzeichnung ausliegen.

"Macht euch gerade gegen jegliche Form von Populismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus", heißt es in dem Manifest. Von Bernd Rammler, dem Leiter des evangelischen Jugendzentrums Zebra in Enger, und Jan Brockelt sowie einigen Unterstützern wurde es formuliert und auf den Weg gebracht. Anliegen des Engeraner Manifests ist es, Machenschaften und Gewalt von Rechts entgegen zu wirken, Respekt gegenüber allen Mitmenschen im alltäglichen Miteinander einzufordern und zu praktizieren. Es fordert Zivilcourage und stellt sich mit aller Überzeugungskraft hinter die demokratischen Grundsätze der Bundesrepublik. Die Unterzeichner des Engeraner Manifests erhalten als Erkennungszeichen einen Zebra-Sticker.

Bildunterschrift: Bürgermeister Rocco Wilken unterzeichnet im Jugendzentrum das Engeraner Manifest, hinter ihm von links: Jan Brockelt, Tobias Bicker (Jugendzentrum Vlotho), Fabian Leinpinsel (Jugendpfleger der Stadt Vlotho), Bodo Kohlmeyer (Verein Moral und Ethik) und Merle Stemmer (Jugendzentrum).

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Westfalen-Blatt/ Spenger Nachrichten, 22.03.2010:

Die Opfer haben wieder einen Namen

Gunter Demnig verlegt Stolpersteine in Enger - Gymnasiasten unterstützen Projekt

Von Annika Tismer

(EA). Ein Mensch darf keine Nummer sein, er muss einen Namen haben. Doch dieser ist vielen Opfern in der NS-Zeit genommen worden. Mit dem Verlegen von Stolpersteinen gibt Gunter Demnig den Menschen ihren Namen zurück - und vor allem einen Ort, an dem man an sie denkt.

Insgesamt 23.000 Steine hat der Künstler seit dem Jahr 2003 verlegt, alleine 539 Kommunen gehörten in Deutschland zu seinen Zielen. "Daneben bin ich unter anderem in Tschechien, Ungarn, Polen oder Italien gewesen, als nächstes sollen Dänemark und Norwegen folgen", erklärte Demnig.

Am Freitagvormittag hat er die Stolpersteine in Enger verlegt (diese Zeitung berichtete in der Wochenendausgabe), am Abend hat er gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern des Widukind-Gymnasiums an die Opfer gedacht und von seinen bisherigen Erlebnissen erzählt. Den örtlichen Opfern wurden wieder Namen und Identitäten gegeben. Man hat an sie gedacht, über sie gesprochen.

Da waren Max und Adele Spanier, die im Schützenverein aktiv waren und ein Manufakturgeschäft betrieben, welches sie aufgeben mussten. Und Jonas und Helene De Vries, die mit ihrem Sohn Hugo und Tochter Marianne am Kirchplatz 8 lebten.

Auch Joseph und Sophie Van Pelz haben in Enger eine Manufaktur betrieben und gemeinsam mit ihren Kindern Johanne, Alfred und Ernst in der Stadt gelebt. Ebenso, wie Bertha Marx, die einen Viehhandel besessen hat.

Allesamt Menschen, die grausam ermordet wurden und denen nun durch das Verlegen der Stolpersteine ein Denkmal gesetzt wurde. "Wir müssen uns unserer Vergangenheit stellen. Durch die Steine haben wir nun die Möglichkeit, an das Geschehene und die Opfer zu denken", sagte Schülerin Melanie Ziemen. Dies sei derzeit besonders wichtig, denn durch die Finanzkrise würden immer mehr Menschen den Boden unter den Füßen verlieren.

Durch die nun gesetzten Stolpersteine sollen die Menschen dagegen nicht den Boden unter den Füßen verlieren, sondern vielmehr ihren Blick für einen kleinen Moment auf den Boden richten. "Vor vielen Jahren hat mir einmal ein Schüler seine Definition für die Steine gesagt und ich fand sie sehr passend: `Man fällt nicht über die Steine, man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen`", erinnerte sich Demnig. Genau das solle das Ziel der goldenen Tafeln sein.

"Außerdem sollen die Erinnerungen blank poliert werden, wenn man über die Steine läuft. Und um ihren Inhalt zu lesen, muss man sich sogar ein wenig verbeugen", erklärte er.

Heute ist Demnig fest von seinem Werk überzeugt, doch als ihm im Jahr 1993 erste Ideen zu den steinernen Denkmälern kamen, war er noch etwas unsicher. "Ich habe nicht wirklich daran geglaubt, es umzusetzen. Doch dann hat mir ein Pastor gesagt, dass ich es einfach machen soll und ich habe es getan", sagte er. Mit Auswirkungen, an die er damals nie geglaubt hätte. "Es ist enorm, wo ich bereits überall gewesen bin", berichtete Demnig.

An vielen Orten bekam er dabei Unterstützung von Schülern und anderen Gruppen. Wie am Freitagabend, als die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe zwölf den Engeraner Opfern wieder eine Identität gaben und die Schwestern Stefanie und Franziska Hodde den Abend mit Stücken aus dem Film "Schindlers Liste" musikalisch umrahmten.

Bildunterschrift: 23.000 Stolpersteine hat Gunter Demnig bereits verlegt.

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Am 2. September 2021 sprach in Enger Werner Brakensiek über "Spuren jüdischen Lebens in Enger" - am 3. September 2021 - fand ein Rundgang mit Stolpersteine-Putz-Aktion, sowie ein Klezmer-Konzert - statt.

Am 9. November 2018 fand im "Kinder- und Jugendzentrum Enger "Zebra"" die Auftaktveranstaltung zum "Engeraner Manifest" - "gegen jegliche Form von Populismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus" statt.

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www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/e-g/566-enger-nordrhein-westfalen

www.werner-brakensiek.de

www.zebra-jz.de/wordpress/engeraner-manifest


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