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Westfalen-Blatt / Herforder Kreisblatt , 18.05.2021 :

Heute im Lokalteil / Moschee-Trommler angeklagt

Herford. Er soll wiederholt zum Hass gegen Muslime aufgestachelt haben: Die Staatsanwaltschaft hat Marcel Bauersfeld wegen Volksverhetzung und Störung der Religionsausübung angeklagt. Der 38-Jährige hatte freitags mit Topf und Löffel vor der Ditib-Moschee gegen den Muezzin-Ruf protestiert.

Lokales Herford

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Westfalen-Blatt / Herforder Kreisblatt, 10./11.04.2021:

War der Moschee-Trommler zu laut?

Marcel Bauersfeld wehrt sich gegen Bußgeld vor Gericht - Bürgermeister erhält viele Hass-Mails

Von Moritz Winde

Herford (HK). Marcel Bauersfeld zieht vor Gericht: Der Moschee-Trommler soll 250 Euro Bußgeld zahlen, weil er nach Ansicht der Behörden sowohl gegen Corona-Auflagen als auch gegen das Immissionsschutzgesetz verstoßen hat. Das sieht der Beschuldigte anders.

Mit seinen Störaktionen hatte der 38-Jährige im vergangenen Jahr landesweit Schlagzeilen gemacht. Regelmäßig tauchte der Herforder vor der Ditib-Moschee an der Bielefelder Straße auf, um gegen den Muezzin-Ruf vor dem Freitagsgebet zu protestieren - erst mit einer Kuhglocke, dann mit Löffel und Kochtopf.

Auch am 20. November: Mit vier Gleichgesinnten - unter anderem war AfD-Kreis-Politiker Roland Sprenger mit dabei - machte er wieder ordentlich Lärm. "Die Gruppe soll weder Abstände eingehalten, noch Masken getragen haben. Außerdem wird ihr ein Verstoß gegen das Versammlungsverbot vorgeworfen", sagt Polizeisprecherin Simone Lah-Schnier.

"Ausmaß und Schärfe der Anfeindungen haben mich überrascht."
Bürgermeister Tim Kähler

Eine weitere Frage, mit der sich das Amtsgericht befassen wird: War Marcel Bauersfeld mit seinem Getrommel zu laut? Gerichtsdirektor Bernd Kahre bestätigt, dass dem Herforder auch dieses Vergehen zur Last gelegt wird. "Darüber wird am 17. Mai ab 13 Uhr verhandelt." Ob sich Bauersfeld auch strafrechtlich wird verantworten müssen, ist noch nicht klar. Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter gegen ihn wegen des Verdachts der Störung der Religionsausübung.

Unterdessen reißen die verbalen Angriffe auf Tim Kähler nicht ab. Der Bürgermeister hatte den muslimischen Gebetsruf per Verordnung genehmigt - und dafür neben viel Zustimmung auch jede Menge Kritik bekommen. Die Beschwerden füllen mittlerweile einen ganzen Ordner. Er habe mit Widerstand gerechnet, "aber das Ausmaß hat mich überrascht - und persönlich getroffen", sagt der 53-Jährige.

In seiner politischen Laufbahn sei er noch nie derart angefeindet worden. Die Beschwerden reichen von einfachen Unmutsäußerungen bis zu strafbaren Beleidigungen und Bedrohungen. Beispiele: "Kähler, du Drecksack!" Oder: "Sie beteiligen sich ganz bewusst an der Zerstörung Deutschlands!" Und noch extremer: "Du gehörst aus dem Amt geprügelt."

Diese Hass-Nachrichten kommen überwiegend per Mail und übers Telefon, teilweise als Zettel im Briefkasten oder am Dienstwagen. Jede strafrechtliche relevante Botschaft wird angezeigt.

Tim Kähler sagt, er würde die Entscheidung pro Muezzin-Ruf wieder so treffen. Der Maßstab für sein Handeln sei das Grundgesetz. Jeder habe das Recht, vorurteilsfrei behandelt zu werden. "Die Prügel tun weh, ich halte sie aber aus. Das verlangt die Staatshaltung in mir und ich bin es den Müttern und Vätern der Verfassung schuldig." Der Muezzin-Ruf - er findet einmal wöchentlich im Gewerbegebiet für ein paar Minuten statt - sei kein Grund für einen Kulturkampf.

Bildunterschrift: Im Sommer vergangenen Jahres beginnt Marcel Bauersfeld mit seinem Protest vor der Moschee - stets begleitet von der Polizei.

Bildunterschrift: "Habe viel Prügel kassiert": Bürgermeister Tim Kähler sagt, der Zuspruch der Kirchen aber habe ihm gut getan.

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Am 17. Mai 2021 informierte die Staatsanwaltschaft, neben Marcel Bauersfeld, Roland Sprenger, Friedrich-Wilhelm Oberdieck, Volksverhetzung, Störung der Religionsausübung, in zwei Fällen, angeklagt zu haben.

Am 17. Mai 2021 informierte die Staatsanwaltschaft Bielefeld darüber, den Herforder "Moschee-Trommler" Marcel Bauersfeld wegen Volksverhetzung in fünf, sowie Widerstandes in zwei Fällen, angeklagt zu haben.

Am 17. Mai 2021 wies das Amtsgericht Herford den Einspruch des "Moschee-Trommlers" Marcel Bauersfeld gegen ein Bußgeld (250 Euro), wegen Verstoßes gegen die Corona-Auflagen (20. November 2020) zurück.

Am 3. August 2020 gründete Roland Sprenger, Herford (Listenplatz 3 der "AfD" für die Wahl zum Kreistag Herford am 13. September 2020) die islamfeindliche "Bürgerinitiative gegen den Muezzin-Ruf in Herford".

Am 24. Juli 2020 wurde Marcel Bauersfeld - bei der Störung des Freitagsgebets, vor der "Ditib"-Moschee in Herford - von etwa 20 Personen aus dem Umfeld der "Reichsbürger", der "AfD" und Birgit Ebel unterstützt.

Am 19. Juni 2020, gegen 13.30 Uhr, störte der extrem rechte 37-jährige Aktivist Marcel Bauersfeld vor der Ditib-Moschee in Herford das Freitagsgebet, und läutete während des Muezzin-Rufes mit einer Kuhglocke.

Am 26. Mai 2014 fand in Herford die sechste extrem rechte "Mahnwache für den Frieden" - organisiert von primär Marcel Bauersfeld von der extrem rechten "BüSo", mit 67 Teilnehmenden unter Polizeischutz statt.

Am 25. Mai 2014 erreichte Marcel Bauersfeld, von der "Bürgerrechtsbewegung Solidarität" ("BüSo") bei der Ratswahl in der Stadt Herford im Wahlbezirk 12 - für die Partei: "Die Linke" - 5,21 Prozent (43 Stimmen).

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