Lippische Landes-Zeitung ,
11.05.2005 :
"Gewalt ist lernbar" / Blomberger Hauptschüler gestalten Gedenkfeier zum Kriegsende
Blomberg (sb). Vor 60 Jahren wurde der Zweite Weltkrieg mit der Kapitulation Deutschlands beendet. Doch vom Frieden sind die Menschen weit entfernt. Die Klasse 7 a der Hauptschule Blomberg nahm den 60. Jahrestag des Kriegsendes zum Anlass, um für Mitschüler, Lehrer und Gäste gestern eine Gedenkstunde in der Aula zu gestalten.
Mit Liedern, Texten und Spielszenen näherten sich die Siebtklässler den Themen Krieg, Gewalt und Frieden. Zuvor hatten sie sich im Rahmen einer Projektwoche mit ihrer Klassenlehrerin Tanja Dieckmann mit dem Themenkomplex beschäftigt. Doch das Dritte Reich ist für die Schüler kein Neuland, es begleitet sie schon das ganze Schuljahr. Bereits zur Reichskristallnacht am 9. November hatte die 7 a ein Programm ausgearbeitet. Anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz hatte die Klasse zudem im Januar eine Gedenkfeier am jüdischen Friedhof in Blomberg mitgestaltet.
Gestern beleuchteten sie das Thema von vielen Seiten. So schilderten sie die Eindrücke eines Soldaten kurz vor Kriegsende. Sie stellten ein Gespräch zwischen Mutter und Tochter dar, in dessen Verlauf deutlich wurde, wie wichtig das politische Interesse schon für Teenager ist. Sie spielten eine Gewaltszene auf dem Schulhof nach, bei der am Ende keiner der Streithähne mehr wusste, worum es eigentlich bei dem Kampf gegangen war. Und sie zeigten die Gedanken eines Jungen, der im Nachlass seines Großvaters Aufsatzhefte aus der NS-Zeit findet. Für den 15-Jährigen ist der Sinn des Lebens, glücklich zu sein, für seinen Großvater war es 60 Jahre zuvor, dem Vaterland zu dienen und den Krieg möglichst noch als Volljähriger und damit vollwertiger Soldat zu erleben. "Seid froh, dass ihr kein Vaterland habt, das Euch in der Jugend schon verheizt", will der Enkel seinen eigenen Kindern später einmal mit auf den Weg geben, und die patriotischen Aufsätze des Opas als mahnendes Dokument aufbewahren.
Friedenslieder, Sprechgesänge, eigene Bilder und Texte verdeutlichten das Anliegen der Schüler: "Gewalt ist lernbar. Kriegsspielzeug ist kein Spielzeug. Frieden bedeutet, aufeinander zuzugehen, Kontakt aufzunehmen und den anderen bewusst zu erleben."
Mancher dürfte nach der einstündigen Veranstaltung nachdenklich nach Hause gegangen sein. Und vielleicht beleuchtet der eine oder andere einmal seinen eigenen Alltag. Denn Frieden ist eben noch lange nicht überall eingekehrt.
blomberg@lz-online.de
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