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Bielefelder Tageblatt (BW) / Neue Westfälische , 09.05.2005 :

Erinnerung schärft den Blick auf heute / DGB-Gedenkstunde an den Gräbern der Zwangsarbeiter auf dem Sennefriedhof

Bielefeld-Senne (hast). An den Gräbern der Zwangsarbeiter auf dem Sennefriedhof haben Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) den 60. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus begangen.

Durch die Erinnerung an die Opfer des Weltkrieges und der Gewaltherrschaft werde bewusst, wie wichtig Freiheit, Demokratie und Menschenrechte seien, sagte DGB-Regionsvorsitzender Roland Engels. Die Erinnerung schärfe aber auch den Blick auf heute und ermahne dazu, denen entgegenzutreten, die die Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft verhöhnten.

Der emeritierte Professor Arno Klönne ging auf die verschiedenen Sichtweisen auf den 8. Mai 1945 ein. Für viele sei es der Tag des Zusammenbruchs gewesen. Städte, Familien oder Verwaltung seien tatsächlich zusammengebrochen. Doch dieser Begriff dürfe nicht zum Zwecke des Bedauerns missbraucht werden, sondern er müsse der Einsicht in die damalige Realität dienen.

Eine Befreiung hätten die von Nazi-Deutschland angegriffenen Länder, die Insassen der Konzentrationslager, Verfolgte und Häftlinge des Regimes erlebt. Ein großer Teil der deutschen Bevölkerung hätte zunächst eine Niederlage empfunden.

Als Lehren aus dem Kriegsende, so Klönne, müssten praktische Schritte im Alltag folgen - etwa gegen Neo-Nazis oder eine militaristische Machtpolitik für die Krieg wieder zum normalen Mittel der Politik geworden sei. Dafür müsse die Demokratie in ein stabiles demokratische Gefüge eingebettet werden.

Wolfgang Herzog vom DGB-Arbeitskreis Zwangsarbeit erinnerte an das Schicksal der "Ostarbeiter" in Bielefeld und daran, mit welchen Hoffnungen und Ängsten sie die letzten Tage des Krieges durchstanden bis der 8. Mai für sie zum Tag der Befreiung wurde.


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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