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Lippische Landes-Zeitung ,
18.09.2001 :
Drei Tage und Nächte feiern / Alternatives Kulturzentrum begeht 20. Geburtstag
Detmold (ans). Vor 20 Jahren fand die Kulturinitiative Detmold (K.I.D.) ihr festes Domizil in der "alten Pauline" in der Bielefelder Straße. Am Wochendende galt es drei Tage und Nächte zu feiern.
Die bunte Fete des offenen Kulturzentrums wurde am Freitag von einer Schlägerei überschattet (siehe Seite 9). Noch während des Konzertes der Gruppe KlezCats am Sonntagabend waren einige junge Leute verstört und erregt und sprachen über diesen Überfall.
Trotzdem haben sich mehr als 150 Besucher auch am Sonntag nicht den Mut nehmen lassen, ihre Freude über diese längst im Detmolder Sozial- und Kulturleben etablierte Einrichtung lebhaft Ausdruck zu verleihen. Das Klezmerkonzert war der Schlusspunkt einer dreitägigen Fete, die von Klassik über Rock, vom Kaffee bis zum Salat alles bot, was eine Fete ausmacht.
Die Angebote der Pauline haben sich in den vergangenen zwanzig Jahren mehrfach geändert und sind im Kern doch immer gleich geblieben. Es ist ein offenes Haus für mehrere Generationen, die sich hier zu den unterschiedlichsten Aktivitäten treffen. Hier proben junge Bands aus dem Rock- und Popbereich. Hier wird getanzt, und hier trifft man sich zu politischen Diskussionen. Hier werden Konzerte, Kundgebungen und Veranstaltungen geplant, mit denen sich die Aktiven in die Gesellschaft einmischen wollen.
Noch immer treffen sich Interessierte jeden Donnerstag zu einer Hausversammlung, zu der nach einer Flaute Anfang der 90er Jahre heute regelmäßig zirka 30 Aktive zusammen kommen. Hier wird vom Thekendienst über das Konzertprogranmm bis zur politischen Aktion alles besprochen, was anliegt. Im Sommer hat das ehemalige Schulgebäude sein Gesicht total gewandelt. Die zeitweilig dunkle Atmosphäre ist einem freundlichen, offenen Gesicht gewichen, der Eingangsflur empfängt die Gäste mit einer freigelegten Steinmauer, die Zimmer im oberen Stockwerk sind frisch renoviert, und im Veranstaltungsraum, der das Herz jeder freien Theatergruppe höher schlagen lässt, hängt eine Diskokugel, wie sie zu Zeiten heftig kritisierten "Konsumterrors" unmöglich gewesen wäre.
Im oberen Stockwerk kann der Besucher einen Blick in die Geschichte der alten Pauline werfen. Alles fing mit der Besetzung des ehemaligen Fabrikgebäudes in der Klingenbergstraße an. Sogar der Topf, in dem die Besetzer gekocht haben, ist zu sehen. Daneben bezeugen Plakate, Flugblätter und Zeitungsausschnitte die lebhafte Geschichte der in der Kommunalpolitik lange Zeit umstrittenen Einrichtung. Auch Ausgaben der Zeitung, die über Jahre aus diesem Haus heraus entstanden ist, können eingesehen werden.
Detmold@lz-online.de
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