Gütersloher Volkszeitung / Die Glocke ,
07.05.2005 :
Nachkriegserlebnisse von Heinrich Wenner / Als Soldat im Irak in Gefangenschaft
Von Henning Bolte
Harsewinkel (gl). Die Soldaten der deutschen Bundeswehr sind sicherlich froh und glücklich darüber, dass sie von einem Einsatz im Irak, wo es nach wie vor Tag für Tag Dutzende von Toten gibt, verschont geblieben sind. In Harsewinkel aber gibt es einen Mann, der als Soldat im Irak war - als Kriegsgefangener nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs vor 60 Jahren.
Landwirt Heinrich Wenner, Oesterweger Straße 3, hat die Monate im damaligen Massenlager der Briten in Vorderasien gut überstanden.Heinrich Wenner, als Sohn von Bernhard und Gertrud Wenner am 26. November 1924 geboren und auf dem damaligen Bauernhof Beller 56 aufgewachsen, war gerade 18 Jahre alt geworden, als er am 8. Dezember 1942 zum Kriegsdienst einberufen wurde. Über Warendorf und Aachen, wo er in kürzester Zeit "waffentauglich" gemacht wurde, ging es nach Italien, und dort mitten hinein in die Kampfhandlungen. Als Grenadier war er immer in vorderster Stellung im Einsatz, hatte mehrfach direkten Feindkontakt und wurde mit der Nahkampfspange ausgezeichnet.
Den Tod hatte Heinrich Wenner so manches Mal vor Augen, einen Tag aber wird er nie vergessen: den 19. September 1944. Links und rechts von ihm fielen sein Ober- und sein Untergefreiter, und er selbst erhielt einen Kopfschuss - direkt vor den Stahlhelm. Der rettete ihm das Leben. "Ich fiel um und wurde bewusstlos, aber das Geschoss drang nicht durch den Helm. Zwei Zentimeter tiefer, und auch mein westfälischer Dickkopf hätte das nicht nicht überstanden", so der heute 80-Jährige. Just am "Führergeburtstag", am 20. April 1945, geriet Heinrich Wenner in britische Gefangenschaft. Bis Oktober war er in Tarent interniert, dann kam zu seiner Überraschung der "Marschbefehl" - nach Ägypten. Mit dem 35.000 Tonnen großen Transporter "Orduna" wurden die deutschen Kriegsgefangenen nach Alexandria verschifft - warum, das weiß Heinrich Wenner bis heute nicht zu sagen.
07./08.05.2005
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