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Mindener Tageblatt , 07.05.2005 :

Tote Minderheider nicht vergessen / Ortsheimatpfleger Herbert Dallmeier stellt Gedenkbuch zusammen

Minden (lkp). 136 Menschen von der Minderheide und aus der Siedlung Kuhlenkamp haben in Folge des Zweiten Weltkriegs ihr Leben verloren. Die Kulturgemeinschaft und die St. Lukasgemeinde wollen diese Kriegsopfer nicht in Vergessenheit geraten lassen.

Mancherorts haben Städte und Dörfer die Namen ihrer Kriegstoten festgehalten, manchmal taten dies Kirchengemeinden. Auf der Minderheide war dies immer etwas schwerer. Trotz eines ausgeprägten Zusammengehörigkeitsgefühls der Menschen rund um die alte Volks- und heutige Grundschule stand die kommunale Zersplitterung auf das Gebiet der Stadt Minden und die Dörfer Hahlen, Hartum, Holzhausen II und Stemmer dem Gedenken lange im Wege. Und auch die St. Lukasgemeinde gab es als selbstständigen Pfarrbezirk von St. Marien erst seit Anfang der 1950er-Jahre.

Ortsheimatpfleger Herbert Dallmeier hat diese Lücke nun mit einem Gedenkbuch gefüllt. Mit Hilfe von Helmut Becker und Wilhelm Seele und Unterstützung durch die Kulturgemeinschaft unter Vorsitz von Heinz-Werner Borgmann hat er die Namen jener 136 Kriegsopfer festgehalten und in dem Dokument zusammengefasst. Franz Spielberger hat die Angaben erfasst und für eine öffentliche Auslegung aufbereitet.

Die meisten Minderheider fielen als Soldaten. Viele kannten Dallmeier und seine Helfer noch persönlich, teilweise aus der Schule und von der Konfirmation, so wie Hermann Relius, der Anfang April 1945 an der Autobahnbrücke bei Lämershagen, nahe Bielefeld, fiel.

Der jüngste aber, Wilhelm Meier, kam 15-jährig am 19. April 1944 als Bahnhelfer bei einem Fliegerangriff auf dem Güterbahnhof in Veltheim ums Leben. Und auch eine Frau ist erwähnt: Anna Runge starb am 26. Oktober 1944 im Keller der Kistenfabrik Busch.

Gab es 1939 noch keinen einzigen Kriegstoten zu beklagen und 1940 erst zwei, so wurden die Namenslisten im Laufe des Krieges immer länger. Und in den ersten Monaten des Jahres 1945 starben so viele, dass - auf ein ganzes Jahr hochgerechnet - sogar die Zahlen von 1944 übertroffen worden wären.

Pfarrer Otto Weichert hat zugesichert, das Gedenkbuch in der St. Lukaskirche allgemein zugänglich auszulegen, damit alle Gemeindeglieder und auch andere Interessierte in Ruhe einen Blick auf die Namen werfen können, die in manchen Fällen - so die Erfahrung der Heimatforscher - schon bei den eigenen Enkeln nahezu vergessen sind. Ein Duplikat will die Kulturgemeinschaft in der Heimatstube im alten Schulgebäude auslegen.

07./08.05.2005
mt@mt-online.de

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