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Der Patriot - Lippstädter Zeitung , 05.05.2005 :

Kriegsschrott im Baumwipfel: Mine jagte Jeep in die Luft / Einwohner erzählen sich von einem Unglücksfall, der sich 1945 am Fuße des Wasserturms ereignet haben soll / Metallstück ist heute noch zu sehen

Rüthen. Die Spuren des Krieges sind in der Bergstadt längst getilgt. Grabsteine erinnern noch an einige Opfer, die zu beklagen waren. Doch es gibt noch eine ungewöhnliche Spur, die aus den letzten Tages des Krieges stammen soll. Sie erinnert an einige amerikanische Soldaten, die in Rüthen den Tod fanden bzw. schwer verwundet wurden.

Doch Augenzeugen des Vorfalls, der wahrscheinlich zwei GIs das Leben kostete, gibt es offenbar keine mehr. Nur in Bruchstücken lassen sich die damaligen Ereignisse rekonstruieren. Das Wissen um das Unglück entstammt dem kollektiven Gedächtnis eines Teils der Rüthener Bevölkerung. Mancher, aber lange nicht alle Einwohner kennen die Geschichte vom Hörensagen.

Es muss irgendwann in der Zeit zwischen der Eroberung Rüthens am Ostersonntag, 1. April 1945, und dem Kriegsende am 8. Mai gewesen sein. Eine Patrouille amerikanischer Soldaten in einem Jeep, war auf dem Weg, der unterhalb des Wasserturms die Straße "Unter den Eichen" mit der Schneringer Straße verbindet, unterwegs, als sich das Unglück ereignete.

Das Fahrzeug fuhr auf eine Tellermine und explodierte. Zwei Soldaten wurden dabei getötet, weitere verletzt. Die Wucht der Detonation war so stark, dass Teile des Fahrzeugs abgerissen wurden. Es wird erzählt, dass ein Metallprofil dabei im Geäst eines Ahornbaumes hängen blieb. Und genau diese Spur des Krieges ist heute noch vorhanden: In etwa 15 Metern Höhe ragt gut sichtbar eine rund zwei Meter lange Strebe aus einer Astgabel hervor.

Ob es wirklich zwei Tote waren, die das Unglück forderte, ist offen. Anwohner des Wasserturms bzw. deren Nachkommen oder Freunde berichten, dass stets von zwei Opfern die Rede gewesen sei. Ihre Gräber würde man vergeblich in Rüthen suchen: Damals war es bei der US-Army üblich, die Toten abzutransportieren und teilweise sogar in die weit entfernte Heimat zu überführen - die Soldaten sollten nicht im Feindesland ihre letzte Ruhe finden.

Warum der Jeep auf die Mine fuhr, ist völlig offen. Konnte es sich um eine deutsche Mine gehandelt haben? Immerhin acht deutsche Soldaten und zwei Zivilisten fanden bei den Kämpfen um die Bergstadt den Tod, andere Quellen gehen von 19 toten Deutschen aus. Dass jemand die Mine nach Ende der Kämpfe gelegt haben könnte, wie es der Werwolf-Befehl der Wehrmacht für einen Partisanenkampf hinter den gegnerischen Linien vorsah, ist mehr als unwahrscheinlich.

Vielleicht erwischte es sogar zwei Fahrzeuge

Übereinstimmend wird ein Unglücksfall mit einer US-Mine vermutet. Möglicherweise hat es sogar zwei Jeeps erwischt: Einer der befragten Rüthener erinnert sich, als Kind im Sommer 1945 in zwei fahruntüchtigen Fahrzeugen gespielt zu haben, die beiseite geschoben worden waren und später beseitigt wurden.

05./06.05.2005
Redaktion@DerPatriot.de

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