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Lippische Landes-Zeitung , 05.05.2005 :

Lemgoer sucht Zeitzeugen / Wer erinnert sich an Aufruf für Ex-Wehrmachtssoldaten im Mai 1945?

Lemgo (blu). Lange Zeit war das Thema für Helmut Büker ein wenig in den Hintergrund getreten, seit kurzem aber beschäftigt ihn wieder eine Szene, die er kurz vor Kriegsende in Lemgo beobachtet hat. Er hofft jetzt, dass sich Zeitzeugen finden, die ihm seine Frage beantworten können.

Anfang Mai 1945 war es - der damals 18-jährige Büker war gerade aus dem Ruhrgebiet zurück nach Lemgo gekommen -, als er ein Plakat entdeckte. "Darauf wurden alle ehemaligen Wehrmachtsangehörigen aufgefordert, sich am 4. Mai auf dem Marktplatz einzufinden, falls nicht, gebe es schwere Strafen", erzählt er. Dieser Aufruf hätte auch ihm gegolten - der Lemgoer ging aber nicht hin, sondern beobachtete die Szene nur aus einiger Entfernung. "So 60 bis 80 Personen hatten sich auf dem Marktplatz eingefunden, darunter viele Amputierte, die schon entlassen waren. Es gab ja ein Lazarett hier vor Ort", erzählt er.

Büker selbst ging erst einen Tag später zur Sammelstelle auf dem Marktplatz - zusammen mit drei weiteren ehemaligen Wehrmachtsangehörigen. "Wir wurden verhört, aber am Abend schickte uns der amerikanische Offizier zurück nach Hause."

Bis heute fragt Büker sich, was mit den Männern passiert ist, die per Lkw weggebracht wurden. Wohin ging die Reise? Eine Vermutung hat er auch: "Wahrscheinlich in das große amerikanische Gefangenenlager auf den Rheinwiesen." Aber sicher ist er sich nicht. Außerdem interessiert ihn, ob es in anderen Kommunen ähnliche Aufrufe gegeben hat. Wer ihm die Fragen beantworten kann, wird gebeten, sich unter Telefon 10685 zu melden.

05./06.05.2005
lemgo@lz-online.de

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