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Bünder Tageblatt / Neue Westfälische , 04.05.2005 :

Alle einig: Nie wieder Krieg / Gymnasium am Markt hatte Besuch von Weltkriegs-Zeitzeuginnen

Bünde (p.p.) Am 8. Mai jährt sich zum 60. Mal das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa. So werden Augenzeugen langsam rar. Und so war das Gymnasium am Markt glücklich, gestern zwei Zeitzeugen aus der einstigen UdSSR sowie drei Altersgenossen aus Deutschland in der Aula zum Gespräch über den 2. Weltkrieg begrüßen zu können.

Zu verdanken war das Pfarrer Dieter Storck aus Dünne, der sich seit vielen Jahren im Freundeskreis Iwanowo engagiert und der vier betagte Russen nach Bünde eingeladen hatte. Während am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium zwei Veteranen referierten, die beim Sturm auf Berlin dabei waren, hatte das GaM zwei ältere Damen zu Besuch, die den deutschen Überfall an der Heimatfront miterlebten. Nina Belowa (80) war als Flakhelferin eingesetzt, die gegnerische Flugzeugverbände beobachtete, identifizierte und daraus Ziele und Schwere der deutschen Luftangriffe ableitete. Und Nina Kolnikowa (82) erlebte den Krieg als Krankenschwester in einem Feldlazarett und hat so viel Schlimmes erlebt, dass sie den Schülern Details ersparte.

Übereinstimmend aber betrachten die beiden betagten Russinnen ihren Teil am 2. Weltkrieg als "großen vaterländischen Krieg". Denn Deutschland habe Russland überfallen, man habe die Heimat verteidigt und so war der Hass auf den Aggressor so groß, dass Millionen freiwillig Widerstand leisteten.

Elisabeth Voelkel, Ingeborg Franke und Hans-Heinrich Braun hingegen fehlte diese Motivation. Alle drei schilderten die Stimmungslage während der Weltkriegs-Jahre als Mischung aus Angst und vagem Glauben an die Nazi-Propaganda.

So verwunderte es nicht, dass die deutschen Zeitzeugen auf die Schülerfrage nach Gedanken an Widerstand keine wirklich befriedigende Antwort geben konnten. Und die mit Schülern der GaM-Jahrgangsstufe 10 voll besetzte Aula war auch nicht enttäuscht, als die beiden Russinnen die Frage nach Verbrechen während des russischen Vormarsches in Deutschland damit beantworteten, dass die Offiziere das nicht gewollt hätten.

Völlig einig waren sich aber alle fünf Zeitzeugen darin, dass es Kriege nie wieder geben dürfe, dass man froh sein könne, in einer vergleichsweise friedlichen Welt zu leben und dass auch die Veranstaltung im GaM ihren Beitrag dazu geleistet habe, diesen Frieden zu sichern.

So hat sich also die Vorbereitung der GaM-Schüler durch die Geschichtslehrer Gerhard Ränsch, Margret Giesselmann, Dr. Uwe Jahnke und Wilhelm Aders-Zimmermann gelohnt. Und Rektor Bernhard Herrich brachte es auf den Punkt als er das Treffen der einstigen Gegner beim Kaffeetrinken als bestes Zeichen für langen Bestand des Friedens in Europa wertete.


lok-red.buende@neue-westfaelische.de

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