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Lippe aktuell / Jahr & Tag / Themen von und für Menschen ab 50 / Sonderausgabe , 04.05.2005 :

Anno dazumal / Freundschaft im Kleinen

Wera Wutke

Als 1939 der Zweite Weltkrieg anfing, sollte er schnell wieder zu Ende sein. Das hofften jedenfalls am Anfang alle. Aber die Jahre vergingen, und die Verwundeten kamen. In Bad Salzuflen wie in anderen lippischen Städten wurden alle großen Gebäude zu Lazaretten oder Erholungsheimen.

Viele Frauen wurden als Krankenpflegerinnen oder Nachrichtenhelferinnen eingezogen. Da meine Mutter sehr krank war, konnte ich meinen Kriegsdienst zu Hause in Bad Salzuflen ableisten. Die Badeverwaltung hatte eine große Wäscherei in der Bismarckstraße, dort wurde ich eingesetzt. Im Rückblick war das trotz allem eine schöne Zeit. Der Kurbetrieb lief nebenher weiter, wir konnten ins Theater, der Kurpark war gut gepflegt, es gab Veranstaltungen. Nur die Versorgung mit Lebensmitteln wurde immer schlechter.

Am 8. Mai 1945 war der Krieg zu Ende. Engländer kamen auch nach Bad Salzuflen, die Wäscherei wurde beschlagnahmt. Für uns Frauen änderte sich nur so viel, dass die "Tommys" bei uns mitarbeiteten und wir besondere Ausweise bekamen. Nach kurzer Zeit verstanden wir uns gut mit den Soldaten, sie lernten deutsch, wir englisch.

Mit den "verbotenen" Lebensmitteln durch die Kontrolle

Als ich von meiner kranken Mutter erzählte, bekam ich von ihnen viele gute Lebensmittel geschenkt. Das war eigentlich nicht erlaubt, wir wurden an einer Sperre kontrolliert. Damit ich die Lebensmittel heil nach Hause bekam, begleiteten mich einige Soldaten durch die Kontrolle und trugen die Schätze. Wenn wir außer Sicht waren übernahm ich die Lebensmittel, jetzt konnte nichts mehr geschehen. Das Spiel wurde öfter wiederholt. So begann eine Freundschaft im Kleinen, die großen Freundschaften haben etwas länger gebraucht.


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