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Westfalen-Blatt ,
25.09.2001 :
80 Hinweise aus Ostwestfalen-Lippe – Innenminister lässt Führungspositionen unbesetzt / Polizei stockt Staatsschutz nach Attentaten auf
Von Christian Althoff
Bielefeld / Detmold (WB). Nach den Terror-Anschlägen von New York will der Bielefelder Polizeipräsident Erwin Südfeld das Staatsschutz-Kommissariat noch in dieser Woche um 20 bis 25 Prozent verstärken.
Die Aufstockung soll zeitlich befristet sein. Sie ist notwendig, weil in den vergangenen zwei Wochen schon mehr als 80 Hinweise aus der Bevölkerung im Zusammenhang mit den Attentaten eingegangen sind. Landesweit sind nach Angaben des Innenministeriums bisher 800 Verdachtsmeldungen von Bürgern erstattet worden.
Die 20 Mitarbeiter des Bielefelder Staatsschutzkommissariates sind für die Verfolgung politisch motivierter Straftaten in ganz Ostwestfalen-Lippe zuständig. Nachdem bekannt geworden war, dass einige der Terrorpiloten vor den Anschlägen in Deutschland gelebt hatten, hatten sich zahlreiche Bürger bei der Polizei gemeldet. Ein Fahnder: "Manche glauben, einen Attentäter früher in Ostwestfalen gesehen zu haben, andere geben Hinweise auf vermeintlich verdächtige Personen oder Wohnungen." Um allen Meldungen möglichst schnell nachgehen zu können, sollen jetzt vier oder fünf Beamte aus anderen Kommissariaten den Staatsschutz unterstützen.
Trotz der angespannten Sicherheitslage lässt das nordrhein-westfälische Innenministerium zwei Führungspositionen der Polizei bei der Bezirksregierung in Detmold unbesetzt – ein nach Angaben von Polizeiexperten "beispielloser Vorgang". Bereits vor drei Monaten war der Leitende Polizeidirektor Wolfgang Schilling, oberster Polizist im Regierungsbezirk, in den Ruhestand gegangen. "Seine Stelle wird bis auf weiteres nicht besetzt", bestätigte gestern Ulrich Rungwerth, Sprecher im Innenministerium. Noch länger verwaist ist in Detmold die Stelle des Hauptdezernenten für Verwaltung und Logistik der Polizei.
Eine Begründung, warum die Stellen nicht ausgeschrieben werden, ist aus Düsseldorf nicht zu hören. In Polizeikreisen wird vermutet, dass das Land die freien Stellen in der Hinterhand haben möchte, falls Polizeibeamte nicht länger in Bielefeld gehalten werden können. Wie bekannt, ermittelt die Staatsanwaltschaft Münster gegen vier Führungskräfte des Bielefelder Polizeipräsidiums sowie den früheren Polizeipräsidenten Horst Kruse.
Bildunterschrift: Polizeioberrat Joachim Kern, Leiter des Staatsschutz-Kommissariats, bekommt Unterstützung.
bielefeld@westfalen-blatt.de
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