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Lippische Landes-Zeitung ,
29.04.2005 :
Kriegsgräuel unvergessen / Dokumentation über den Zweiten Weltkrieg im Museum
Barntrup-Alverdissen (co). "Nach 60 Jahren und den vielen Publikationen wird das Interesse jetzt abklingen", meint Helmuth Welsch. Höchste Zeit also für die Ausstellung "Der Zweite Weltkrieg in Bildern und Dokumenten" im Heimatmuseum Alverdissen.
Die Dokumente stammen aus seinem Privatarchiv. "Ich habe schon während des Krieges angefangen zu sammeln." Ob zwei Ausgaben der Zeitung "Völkischer Beobachter" aus dem Jahr 1934 oder eine Vitrine mit Orden oder Abzeichen - die Präsentation ist zwar klein, gibt aber einen Einblick in die Gräuel des Krieges. Welsch kopierte auch Bilder aus Büchern, um das Elend zu verdeutlichen.
Er selbst war damals 17 Jahre alt und erinnert sich an vieles genau. Etwa an den Juden Gustav Ahrensberg, der bei den Alverdissern sehr beliebt war. "Er war wie jeder andere, gab den Kindern für die Kirmes schon mal ein paar Groschen." Ahrensberg wurde während der Pogromnacht verhaftet und starb später in Riga. "Achtung Spione - Vorsicht bei Gesprächen" ist auf einem Plakat zu lesen - "die hingen überall herum, in Gaststätten und am Bahnhof", weiß der 77-Jährige.
"Man sollte versuchen, der Jugend ein objektives Bild zu geben", meint der Alverdisser. Dazu gehört für ihn auch, neben den Verbrechen der Nazis zu erwähnen, dass sich die Siegermächte nach dem Waffenstillstand in einigen Fällen ebenfalls schuldig gemacht haben. "Kinder und Enkelkinder können nicht für die Taten verantwortlich gemacht werden", ist seine persönliche Meinung zur Schuldfrage. Welsch will mit seiner Ausstellung vor allem zum Nachdenken anregen.
Die Dokumentation wird am Sonntag, 1. Mai, um 11 Uhr im Bürgerhaus an der Kirche eröffnet und kann auch am 5. und 8. Mai jeweils bis 18 Uhr besichtigt werden. Der 8. Mai ist zum "Internationalen Museumstag" erklärt worden, der unter dem Motto "Museen bauen Brücken" steht.
blomberg@lz-online.de
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