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Neue Westfälische , 27.09.2001 :

Streit um AStA-Party / Paderborner Pastorin geht in Berufung

Paderborn (igo). Wochenlang sorgte die Aktion der Studentenpfarrerin Brigitte Gläser für Gesprächsstoff. Die Paderborner Theologin hatte gegen eine "Schnüffelparty" des Allgemeinen Studenten-Ausschusses (AstA) am 9. November 2000 protestiert, indem sie die Plakate mit dem Spruch überklebte: "Wir feiern die Reichspogromnacht."

Brigitte Gläser (45) hatte den AstA zwei Wochen vor der Party am 9. November, dem Tag der Reichspogromnacht, auf die "unmögliche Termin-Wahl" aufmerksam gemacht. Weil die Feier dennoch stattfand, überklebte die empörte Theologin die Plakate im Mensa-Foyer mit dem anonymen Spruch.

Die Aktion schlug hohe Wellen: Landrat Rudolf Wansleben informierte den Staatsschutz, der dann wegen des Verdachts der Volksverhetzung ermittelte. Der AstA fühlte sich beleidigt und stellte Strafantrag gegen unbekannt. Auch als klar war, dass nicht Rechtsextremisten, sondern die politisch eher linke Pfarrerin für die Spruchbänder verantwortlich war, zog der AstA den Antrag nicht zurück.

Im Juni verurteilte das Amtsgericht Paderborn die 45-Jährige wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 2.000 Mark. Ein "Skandal", ein "juristischer Schildbürgerstreich" kritisierten Paderborner das Urteil. Die evangelische Pfarrerin ging unterdessen in Berufung: Morgen wird der "Fall Gläser" vor dem Landgericht Paderborn erneut aufgerollt. Die Pfarrerin sieht ihre Aktion als Grundrecht der freien Meinungsäußerung gedeckt – und dem Prozess gelassen und optimistisch entgegen.


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