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Bad Oeynhausener Kurier / Neue Westfälische , 11.04.2005 :

Protest gegen geplante Castor-Transporte / Peter Rogausch: " Bad Oeynhausen soll kein zweites Tschernobyl werden"

Von Sonja Rudolf

Bad Oeynhausen. "Heute kehren wir den Atommüll unter den Teppich", rief Peter Rogausch von der Gruppe "Widerstand gegen Atomanlagen" aus Münster am Samstagmittag in der Innenstadt. Mit zehn weiteren Atomkraft-Gegnern aus Herford und Osnabrück protestierten sie mit einem Theaterstück gegen den Castor-Transport durch die Kurstadt.

Das "Unter den Teppich kehren" war als Metapher für das Verhalten der verantwortlichen Politiker und Unternehmen zu sehen. "Die tun so, als sei dieser Transport völlig harmlos, aber die Wirklichkeit sieht anders aus", sagte Rogausch.

Zum Hintergrund: Zwischen dem 28. Mai und 14. Juni werden höchstwahrscheinlich 18 Castor-Behälter mit 951 abgebrannten hochradioaktiven Brennelementen aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor Dresden-Rossendorf in das zentrale Brennelemente-Zwischenlager Ahaus gebracht. Der Atommüll wird in drei Transporten à sechs Behälter auch die B61 passieren, die mitten durch Bad Oeynhausen verläuft.

"Das Gefährliche daran ist, dass für den Transport so genannte MTA2-Behälter verwendet werden, die noch nie zuvor getestet wurden", sagte Rogausch. Die Fässer seien so gebaut, dass es während des Transports zu chemischen Reaktionen kommen könnte, deren Auswirkungen keiner einzuschätzen vermag. "Die Transportfirma Nuclear Cargo Service gibt zu, dass die Behälter auf keinen Fall mit der Bahn transportiert werden könnten, weil dies zu gefährlich sei. Was passiert aber, wenn die Castor-Lkws auf der Autobahn oder in der Innenstadt eine Panne haben oder in ein Schlagloch fahren", gibt Rogausch zu bedenken.

Die Anti-Atomkraft-Initiativen in NRW kritisieren, dass die Transporte absolut überflüssig seien. Die Lagerhalle in Rossendorf sei bautechnisch moderner als das Ahauser Zwischenlager.

Ein Transport bringe also keinen Sicherheitsgewinn, sondern Gefahren für die Bevölkerung an den Transportwegen. Zudem würden die Castor-Transporte lediglich dazu dienen, die ungelöste Entsorgungsfrage für Atommüll zu verschleiern.

Am Montag, 18. April, ist um 20 Uhr eine weitere Informationsveranstaltung im Begegnungszentrum Druckerei geplant. "Am Samstag, 23. April, machen wir dann mit einer Großdemonstration auf dem Bundesstraßen-Teilstück in Bad Oeynhausen auf die Gefahren dieses Transports aufmerksam", kündigte Rogausch an. Mit einem Truck, mehreren Musik-Bands und etwa 300 Teilnehmern wollen die Demonstranten ihre Meinung kundtun. "Wir wollen kein zweites Tschernobyl", sagte Rogausch.


lok-red.oeynhausen@neue-westfaelische.de

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