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Deister- und Weserzeitung , 08.04.2005 :

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Die Spitze der 2. US-Panzerdivision erreichte das Grieße- und Hummetal am 4. April, zwei Tage nach Ostern. In der Aerzener Maschinenfabrik wurde noch gearbeitet, als ein Schlosser mitteilte, dass die Amerikaner schon in Sonneborn seien. Wegen Feindpropaganda sollte er verhaftet werden, doch schneller als vermutet waren die Panzer da. Die SS floh aus Aerzen und überließ das Kommando erfahrenen Männern wie Erich Kropp und Erich Mestmäcker. Diese gaben den Hitlerjungen den Befehl, die Panzersperren wegzuräumen und keinen Widerstand zu leisten. So wurde Aerzen kampflos am 4. April gegen 17 Uhr übergeben.

In Groß Berkel müssen die Besatzer mit Widerstand gerechnet haben, denn sie nahmen den Ort nur bis zum Bahnhof ein, wo sie um 18 Uhr Halt machten. Tatsächlich gab es Bewegungen mehrerer versprengter Soldaten. Deutsche Truppen zur Verteidigung der Dörfer im Hummetal gab es nicht mehr. Am 5. April sehr früh musste in Groß Berkel die Freiheit geräumt werden, weil die Häuser mit amerikanischem Militär belegt wurden. Westlich der Freiheit wurde eine Artilleriestellung aufgebaut, die am 5. und 6. April Hameln beschoss. Außerdem erhielt die Stadt Beschuss von den Dehmkerbrocker Höhen und vom Ohrberg aus.

In Klein Berkel wurde noch der Widerstand geplant: Junge Burschen mussten aus Baumstämmen auf der Reichsstraße R1 eine Panzersperre errichten, aber sie hielt die Amerikaner nur eine Viertelstunde auf. Einen kleinen Beitrag zum Schutz vor Beschuss lieferte in Klein Berkel die Holländerin Maria Adriana van der Gaag. Sie war von den Niederlanden auf dem Weg nach Berlin mit ihrer erst wenige Wochen alten Tochter in Hameln hängen geblieben und hatte im ersten Haus hinter dem Ortseingang von Klein Berkel Unterkunft gefunden. Als der Hausherr beim Anrücken der amerikanischen Panzer Frau van der Gaag ganz aufgeregt nach einem weißen Tuch fragte, überließ sie ihm die weiße Babydecke ihrer Tochter. Es sollte nicht die einzige weiße Fahne in Klein Berkel bleiben.


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